Bevölkerungszahlen gehen zurück

Um den demografischen Wandel und die Auswirkungen für die Dörfer ging es beim Symposium des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (RVDL) im Forum Daun.

Daun. "Ein dramatischer Bericht", brachte am Ende RVDL-Vorstandsmitglied und Moderatorin Sibylle Bauer die auf dem Landesentwicklungsplan IV (bis 2050) basierenden Ausführungen von Jörg Berres, Präsident des Statistischen Landesamts (StLA) Rheinland-Pfalz, auf den Punkt. In der Tat: Was der Wirtschaftsmathematiker den etwa 100 Zuhörern an Zahlenwerken und Interpretationen vorlegte, hatte "Rückgang" als roten Faden. Berres erklärte, dass nach einem mäßigen Bevölkerungsrückgang in den 70er und 80er Jahren die Zahlen durch Mauerfall und Migration in den 90er Jahren leicht angestiegen seien.

Bevölkerung geht ununmkehrbar zurück



"Seit 2004 geht die Bevölkerung in Rheinland-Pfalz definitiv und unumkehrbar zurück", erklärte er. In den drei zum RVDL-Regionalverband Eifel gehörenden Landkreisen werde die Bevölkerungsabnahme bereits bis 2020 deutlich ausfallen: Bernkastel-Wittlich verliert 2,8 Prozent, Bitburg-Prüm 4,5 Prozent, Vulkaneifel 6,7 Prozent seiner Einwohner.

Die Klein- und Kleinstgemeinden mit unter 100 Einwohnern - wie es sie besonders häufig in den drei Landkreisen gebe - seien von dieser Entwicklung am meisten betroffen. Die Mittelzentren verzeichneten bisher (von 1970 bis 2008) noch einen Einwohnerzugewinn: Wittlich 26,2 Prozent, Bitburg 26,1 Prozent, Daun 15,1 Prozent. "In Zukunft werden alle Bereiche verlieren", betonte Berres. Eine vergleichsweise günstige Entwicklung könne bis zum Jahr 2020 nur für die Stadt Wittlich mit einer Bevölkerungszunahme von 4,3 Prozent prognostiziert werden.

Das Überleben der Dörfer hänge immer mehr von der schnellen Erreichbarkeit einer Autobahn ab. Größe, Entwicklungsmöglichkeiten und Verkehrslage seien die entscheidenden Kriterien für das Bleiben oder Zuziehen von Menschen auf Dörfer. Noch sei der Anteil an jungen Menschen vergleichsweise hoch, er werde sich aber im Bereich des Regionalverbands Eifel bis 2020 um 20 Prozent verringern. Parallel dazu steige die Zahl der über 65-Jährigen und der Hochbetagten (über 80 Jahre) kontinuierlich an. "Das sind die Herausforderungen der Zukunft und Ihre Hausaufgaben", wandte sich Präsident Berres an die Vertreter der Kommunen (siehe Extra).

Zu Beginn des Symposiums hatte Regionalverbandsvorsitzender Hans Jürgen Kranz dem "Urbild vom Leben auf dem Dorf" mit Kirche, Kindern, Bauernhöfen und Kühen als Realität gegenübergestellt: "Die Kirche steht noch im Dorf, allerdings ohne Pfarrer. Kinder stehen an den Haltestellen, um mit dem Bus ins Schulzentrum zu fahren. Die noch vorhandenen Bauernhöfe sind aus dem Dorf ausgelagert, und Kühe sind Hochleistungsproduzenten der Billigmarke Milch." Die bisher halbherzigen Reaktionen der Dorfverwaltungen, Neubaugebiete an den Ortsrändern zu schaffen, hätten sich als fatal für die historisch gewachsenen Dorfkerne erwiesen. "Wir betrachten diesen Zustand mit großer Sorge und plädieren für den Mut zum Erhalt der Dorfkerne und ihre behutsame Weiterentwicklung." EXTRA

"Herausforderungen an die Zukunft" nach StLA-Präsident Jörg Berres: Sicherung der Kindergärten und Grundschulen vor Ort; Sicherung einer effektiven Wasserversorgung und Abwasserentsorgung bei steigenden Kosten je Einwohner; Stärkung der Innerortsentwicklung und Dorferneuerung inklusive Rückbau; Anbindung an moderne Kommunikationssysteme; schnelle Anbindung an überregionale Verkehrsachsen; Ausbau und Sicherung des ÖPNV-Netzes in der Fläche; Einsatz mobiler Verwaltungsdienste; Zusammenarbeit benachbarter Kommunen; Förderung des Vereinslebens; Sicherung der medizinischen Versorgung und der ambulanten Betreuungsdienste; Initiierung von Nachbarschaftshilfen. (bb)

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