Bewahren, was noch zu bewahren ist

BIRGEL/DAUN. In der historischen Wassermühle Birgel wurde das neue Heimat-Jahrbuch 2006 des Kreises Daun vorgestellt. Mit einer Auflage von 6500 Stück steht es in diesem Jahr unter dem Thema "Alte Zeiten".

Wie haben unsere Vorfahren gelebt, und wie haben sie manches Alltägliche früher gehandhabt? Solche Fragen sind für viele junge Menschen heute gar nicht mehr zu beantworten. Denn sie wissen nicht, wie ihre Großeltern einst gelebt haben, kennen nicht die Einfachheit des Lebens. Das neue Heimatjahrbuch des Kreises Daun gibt Antworten, erklärt die Lebensweise der Menschen anschaulich und aus deren Erfahrung.Meinungen, Gefühle und Erinnerungen der Bürger

"Wir wollen versuchen zu bewahren, was noch zu bewahren ist. Das Heimatjahrbuch hat sich zu einem qualitativ hochwertigen Buch entwickelt und den Kreis Daun bekannt gemacht. Es bietet eine Plattform für die Bürger, die ihre Meinungen und Gefühle zu Papier bringen können", erklärt Alois Mayer, Chef des Redaktionskollegiums. Mit einem festen Stamm von rund 50 Autoren gelingt dies dem Team des Heimatjahrbuchs nun schon seit 1981, als das erste Buch erschien. In der nun 26. Ausgabe konnte die Redaktion sogar auf rund 80 Autoren zurückgreifen, die Gedichte, Erzählungen, Anekdoten und das Leben einer fast vergessenen Zeit beschreiben. Insgesamt 250 Einsendungen wurden zum diesjährigen Thema "Alte Zeiten" für das neue Heimatjahrbuch eingereicht, worüber sich Landrat Heinz Onnertz freut. "Das ist schon eine tolle Beteiligung und zeigt, mit welcher Bandbreite dieses Thema erarbeitet wurde." Sinnvollerweise musste zu diesem Thema auch ein entsprechender Vorstellungsort für das Buch ausgesucht werden. Man entschied sich für die Historische Wassermühle Birgel. "Mein erster Kaugummi" heißt eine Geschichte von Angela Dingels aus Salm. Thea Merkelbach berichtet über eine Gerberei in Hillesheim, und Maria Fritschen aus Gerolstein-Hinterhausen beschreibt die Feldarbeit anschaulich. "Unsere Befürchtung, dass das Thema ,Alte Zeiten' in seinen Beiträgen den Tenor hat, früher sei alles besser gewesen, hat sich nicht bewahrheitet", sagt Alois Mayer. Dass dem nicht so war, zeigen viele Beiträge deutlich, die auch die Schwierigkeiten einer Zeit ohne Strom, ohne Waschmaschine, dem Telefon im Dorf nur bei der Post oder der Prügelstrafe in der Schule beschreiben. "Wenn wir von alten Zeiten sprechen, sollten wir auch bedenken, dass es früher einige Dinge gar nicht gab, ohne die wir heute nicht mehr leben wollen", sagte Heinz Onnertz. Die gebürtige Wallenbornerin Gertrud Margaretha Morsink-Scholzen, die heute in Landscheid lebt, ist eine der Autorinnen des Buchs. Im vergangenen Jahr hatte sie ihren ersten Beitrag im Jahrbuch, ein Gedicht. Mit 76 Jahren hatte sie sich einen Computer gekauft und mit dem Schreiben begonnen.Die Menschen waren fröhlicher

"Die Kreisverwaltung hat mich angesprochen, ob ich nicht etwas zum Thema ,Alte Zeiten' schreiben könnte. Ich erzählte meine Geschichte, wie sie wirklich war, denn ich weiß noch alles genau", sagt die heute 82-Jährige. "Die gute alte Zeit" heißt ihre Erzählung, die zeigt, dass nicht alles gut war, aber doch seine positiven Seiten hatte. "Vieles war früher natürlich schwerer, aber die Menschen waren fröhlicher, menschlicher und hatten weniger Stress", erzählt die Landscheiderin. Im nächsten Jahr steht das Heimatjahrbuch unter dem Thema "Kinderspiele und Handwerkskunst". Wer etwas zu diesem Thema schreiben möchte, sollte seine Geschichte oder Erzählung an die Kreisverwaltung Daun schicken - am besten auf einer CD, Diskette oder per Mail, was dem Redaktionskollegium viel Arbeit erspart. Das neue Heimatjahrbuch ist überall im Buchhandel und in Supermärkten für 5,60 Euro erhältlich.

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