Bilder gegen Ressentiments

GEROLSTEIN. Eine bundesweite Aktion unter der Schirmherrschaft von Paul Spiegel, Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, wirbt auch in der Vulkaneifel um mehr Verständnis für die Belange von ausländischen Mitbürgern. Auftakt ist eine Ausstellung mit Bildern von Kindern und Jugendlichen gegen Diskriminierung.

In der Vulkaneifel sei die Lage von Ausländern noch relativ günstig, sagt Klaus Heller vom "Forum Eine Welt", das die Organisation der interkulturellen Woche vor Ort übernimmt. Allerdings fügt er einschränkend hinzu, dass es wohl Probleme unter Jugendlichen gebe. "Wir nehmen hier keine ernsthafte Gewalt wahr, und die ausländischen Mitbürger sind vergleichsweise gut integriert, weil sie nicht in Gettos leben", sagt er. "Aber auch wenn rechtsextreme Aktivitäten generell zurückgegangen sind, so gibt es doch Ressentiments unter der Oberfläche." Die Interkulturelle Woche präsentiert in der Region Filme in der Eifel-Film-Bühne Hillesheim, eine Lesung der palästinensischen Autorin Faken Mukarker im Evangelischen Gemeindezentrum Daun oder ein deutsch-türkisches Fest im Katholischen Pfarrheim Gerolstein. Heller hofft, dass die Veranstaltungen vorbeugend wirken: "Wir sollten aufmerksam bleiben für Diskriminierungen." Den Auftakt der Interkulturellen Woche bildete die Eröffnung der Ausstellung "Anders - na und?" im Rathaus Gerolstein, in dessen Foyer bis Freitag, 8. Oktober, die 30 besten Bilder eines deutschlandweiten Wettbewerbs für Kinder und Jugendliche gezeigt werden. Die jungen Maler gehen zum Teil sehr deutlich und karikierend mit dem Thema Diskriminierung um. Zur Eröffnung lasen Brigitte Blinn und Julia Prokoph vom Forum Eine Welt unter anderem Gedichte von Rose Ausländer, eine Kurzgeschichte "Spaghetti für zwei" und einen Dialog von Karl Valentin. Mut machende Lieder sang "Salentin special", eine Gruppe des Schulchores der Graf-Salentin-Schule aus Jünkerath. Christa Karoli vom "Forum Eine Welt" erinnerte an die Entstehungsgeschichte der Interkulturellen Woche. Seit 1975 gebe es den Tag des ausländischen Mitbürgers. Integrieren statt ignorieren sei gefordert, und das nicht als "herablassend gewährtes Geschenk", sondern als Wahrnehmung der gesellschaftlichen Wirklichkeit. "Mit dieser Woche wollen wir den Blick schärfen für die alltäglichen Dinge und zeigen, wie wichtig es ist, aufeinander zuzugehen und Anderssein zu akzeptieren." Paul Spiegel als Schirmherr habe betont, dass es vor allem Unkenntnis und diffuse Ängste seien, die hinter Spott, Aggression und Übergriffen stehen. Nicht nur die Bilder, sondern auch Videos aus 19 Ländern, die SWR und Europarat initiierten, sollen im Rathaus nun ermutigen, sich solche Fehlentwicklungen zumindest bewusst zu machen."Vielfalt statt Einfalt"

Gerolsteins Bürgermeister Matthias Pauly war froh, Gastgeber der Ausstellung sein zu können. "Damit unterstreichen wir den offenen Charakter des Rathauses." Toleranz gegenüber dem Aussehen und auch den Lebensträumen der Menschen, die anders sind, müsse auch im Alltag der Behörden ständig geübt werden. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung - "Wir werden weniger und älter, aber auch bunter" - sei die Integration von ausländischen Mitbürgern die Chance, "Vielfalt statt Einfalt" zu erleben. Die Interkulturellen Woche wird heute um 20 Uhr mit der Lesung von Faten Mukarker fortgesetzt, es folgt am Sonntag, 3. Oktober, von 13 bis 19 Uhr das Deutsch-Türkische Fest mit Musik, Tänzen und orientalischen Speisen. Der Film "Kleine Freiheit" über einen jungen Kurden, der als illegaler Einwanderer in Hamburg in Gefahr gerät, läuft täglich vom 1. bis 4. Oktober im Kino in Hillesheim.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort