Birresborner erwägt Klage

BIRRESBORN. Werk zu, viele Akten offen: Auch gut zwei Monate nach dem Produktionsstopp wegen verseuchter Quellen und der nun fast vollzogenen Abwicklung des Unternehmens beschäftigt das Thema Phönix Sprudel noch immer Behörden, Juristen, Arbeitgeber und -nehmer. Und: Eine Schadenersatzklage bahnt sich an.

Die gute Nachricht: Von den 25 Mitarbeitern des Birresborner Phönix Sprudels, die die Nachricht ihres Arbeitsplatzverlustes am 11. November 2003 bis ins Mark erschüttert hat, sind bereits 15 wieder in Lohn und Brot. So auch der ehemalige Birresborner-Betriebsratschef Gerfried Neumann, der bei der Bitburger Brauerei untergekommen ist. Er berichtet: "Drei sind zur Nürburg Quelle, vier zu Bitburger, einer zum Dreiser Sprudel, und zwei sind zu Hochwald-Eifelperle gegangen. Einer kommt ab Februar bei der Vulkan-Technik unter, und unsere drei Außendienstler sind beim Gerolsteiner Brunnen." Neumann geht davon aus, dass auch diejenigen, die bei den Konzernmüttern Gerolsteiner und Bitburger eingestellt worden sind, die im Sozialplan festgelegten Abfindungen erhalten. Er sagt. "Es ist vereinbart worden, dass nur die, die zu gleichen Bedingungen übernommen werden, keine Abfindung erhalten. Wir fangen aber alle wieder bei Null an, keiner bekommt Berufsjahre angerechnet." Gäbe es dennoch Probleme, "müssen wir eben noch einmal auf den Putz hauen", sagt er. Doch davon gehe er nicht aus. Im Betrieb gehen inzwischen nach und nach die Lichter aus. Nach Auskunft von Büro-Mitarbeiter Karl-Heinz Rausch ist der Jahresabschluss 2003 erledigt, sind die Entsorgung der Getränke und der Leergut-Verkauf abgeschlossen, ist die Abwicklung in vollem Gange. So seien einige der Maschinen bereits verkauft, vom Fuhrpark seien noch ein Lkw und Stapler im Besitz des Unternehmens. Rausch meint: "Es läuft mittelmäßig, aber es läuft." Einen anderen Job hat Rausch, der seit 30 Jahren im Betrieb ist, noch nicht. Ebenso geht es Sekretärin Brigitte Hoffmann (58). Sie freut sich zwar darüber, dass so viele Kollegen wieder einen Job haben, ist aber, was sie selbst betrifft, pessimistisch: "Ich glaube nicht, dass ich noch eine Chance habe." "Brennend an Ursache der Verunreinigung interessiert"

Noch nicht abgeschlossen zu sein scheint für die Firmenleitung die Angelegenheit. Zwar hüllt sich Geschäftsführer Wilko Machtan weiterhin in Schweigen. Dennoch kam nun heraus, dass die Firma eine Kanzlei beauftragt hat und womöglich eine Schadenersatzklage anstrebt. Rechtsanwalt Klaus Heuvels von der Kanzlei CMS Haschesigle aus Frankfurt bestätigte den Auftrag auf TV -Anfrage und sagte: "Wir sehen eine enge Beziehung zwischen der Sanierung (des Vanck-Geländes, Anmerkung der Redaktion) und der Mineralwassergewinnung. Und wir sind brennend daran interessiert, zu erfahren, woran die Verunreinigung des Quellwassers gelegen hat." Bei der für die Sanierung zuständigen Behörde, der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord, hat die Kanzlei Akteneinsicht beantragt, beziehungsweise einige Unterlagen bereits studiert. Nähere Auskünfte erteilte der Rechtsanwalt aber nicht. Auch nicht, ob ein Schadenersatzprozess angestrebt wird. Er sagte aber: "Dass die Schließung des Unternehmens einen großen Schaden darstellt, ist kein Geheimnis. Und wir sind ja nicht dafür da, den Tag totzuschlagen." Die Behörde wollte die möglicherweise bevorstehende Auseinandersetzung nicht kommentieren. SGD-Mitarbeiter Alfred Weinandy meinte nur, dass sich "die Fronten zwischen der Firma (Birresborner, Anmerkung der Redaktion) und den Behörden verhärtet" haben.

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