Boom bei Begräbnis unter Bäumen

BAD BREISIG. (red) Bad Breisig erhält den zweiten Friedwald im Kreis Ahrweiler. Nach der Gemeinde Hümmel in der Verbandsgemeinde Adenau will auch die Kurstadt am Rhein mit der stillen Beerdigung in der Natur neue Geldquellen erschließen.

Die Stadt Bad Breisig steigt ins Bestattungswesen ein. Oberhalb des Rheins soll auf einer Fläche von rund elf Hektar ein so genannter Friedwald eingerichtet werden. Das beschloss der Stadtrat in der Jahnhalle bei zwei Enthaltungen. Das Geschäft mit dem unscheinbaren Urnengrab unter altem Baumbestand boomt bundesweit. Gerade mal zwölf Friedwälder gibt es in Deutschland. Erst jüngst wurde in Bad Münstereifel ein Gelände ausgewiesen. Dabei stehen wirtschaftliche Aspekte eindeutig im Vordergrund. Mit dem Beerdigungswesen in Gottes freier Natur lässt sich Geld verdienen. Die FDP-Fraktion im Rat hatte bei der erstmaligen Vorstellung der Pläne vor gut einem Jahr bei der "Vermarktung" von 500 Bäumen einen Erlös von rund 250 000 Euro per anno errechnet, angelehnt an Durchschnittswerte von bestehenden Friedwäldern. Mittlerweile ist man in der Kurstadt aber nicht mehr so optimistisch, zumal aus Sicht der FDP das falsche Areal den Vorzug erhielt. Die Liberalen hätten lieber die Mönchsheide, Terrain von Segelfliegern, Joggern und Wanderern, wegen seiner besseren Infrastruktur an erster Stelle für das Ruhe-Projekt gesehen. Letztlich gaben aber der Rat und die Forstverwaltung den Ausschlag. Sie sprachen sich für die oberhalb der Stadt gelegene rheinseitige Fläche der Augustenhöhe aus. Floriert das Beerdigungsgeschäft, stehen aber weitere Parzellen auf der Augustenhöhe (neun Hektar) und auch auf der Mönchsheide (17 Hektar) als Ergänzungsflächen zur Verfügung. Beschlossen wurde am Montagabend auch, dass die Stadt als Unternehmer beim Friedwald auftritt. Nach den Informationen, die man bei Besichtigungen in Hümmel und in den Niederlanden Anfang Januar gesammelt hat, soll der Betrieb in Eigenregie geführt werden. Als nächsten Schritt will die Verwaltung sich jetzt um die friedhofsrechtliche Genehmigung durch die Kreisverwaltung kümmern. Das Forstamt wird parallel dazu die Kartierung der Bäume in dem auszuweisenden Gelände vornehmen. Erst Anfang 2007 rechnet Bürgermeister Bernd Weidenbach damit, dass alle genehmigungsrechtlichen Hürden genommen sind, ein Marketingkonzept für den Ruheforst steht und auf der Augustenhöhe beigesetzt werden kann. Bis dahin ist dann vielleicht auch in zwei weiteren Gemeinden im Ahrkreis die Entscheidung darüber gefallen, ob sie sich neue Geldquellen über die Nutzung des Waldes als Beerdigungsfläche schaffen. Sowohl in Kempenich als auch in Burgbrohl wurde das Thema bereits ausführlich im Gemeinderat diskutiert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort