Christen, die ihre Stimme erheben

Hillesheim · Die Aktionswoche "Zukunft fair gestalten" in derPfarreiengemeinschaft Hilleseimmit Berndorf, Niederbettingen und Wiesbaum hatte brennende Themen wie die Flüchtlingsfrage zum Gegenstand. Zu den vielen interessanten Vorträgen und Workshops haben sich die Organisatoren oftmals jedoch mehr Teilnehmer gewünscht.

 Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Zukunft fair gestalten“ führen Schauspieler des Wittener Tourneetheaters Sonni Maier – hier mit den Hillesheimer Schülern Lukas Anthon (Zweiter von links) und Alexandra Kirsanov (Zweite von rechts) – das Musical „Global Playerz“ auf. TV-Fotos: Brigitte Bettscheider (2)

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Zukunft fair gestalten“ führen Schauspieler des Wittener Tourneetheaters Sonni Maier – hier mit den Hillesheimer Schülern Lukas Anthon (Zweiter von links) und Alexandra Kirsanov (Zweite von rechts) – das Musical „Global Playerz“ auf. TV-Fotos: Brigitte Bettscheider (2)

Foto: Brigitte Bettscheider (bb) ("TV-Upload Bettscheider"

Hillesheim. Pfarrer Andreas Paul und Gemeindereferentin Stefanie Peters hatten die "Faire Woche" im Hillesheimer Land konzipiert. "Alle Veranstaltungen waren richtig gut", lautet ihr Resümee. Doch die Teilnehmerzahlen hätten höher sein können, meinen sie.
Auch Monsignore Pirmin Spiegel (57) aus Aachen schwärmte von der "beeindruckenden Woche". "Ich danke für alle Zeichen, die Sie in dieser Woche gesetzt haben, damit die Hoffnung auf eine andere, gerechtere Welt Füße bekommt", erklärte er. Spiegel ist Hauptgeschäftsführer und Vorstandsvorsitzender des Bischöflichen Hilfswerks Misereor, und er hielt im Abschlussgottesdienst zu Fairem Handel, Entwicklungszusammenarbeit und Zukunftsfragen die Predigt.
Ja, die Welt sei aus dem Lot geraten, liege auf der Intensivstation, sagte er. Wandel und Umkehr seien notwendig. "Denn von Gottes Zusage des Lebens in Fülle sollen nicht nur einige wenige, sondern alle etwas haben", betonte der Geistliche. Und: "Jeder Hungernde ist einer zu viel."
Zu den schwierigsten Aufgaben seines Lebens habe es gehört, während seiner Missionarszeit in Brasilien an Hunger gestorbene Kinder zu beerdigen, berichtete er. Erst wenn niemand mehr hungere, sei die Welt fair. Das sei nicht einfach, aber möglich. Er appellierte an den sparsamen Verbrauch von Ressourcen und die Achtung vor den Bedürfnissen aller derzeitigen und kommenden Generationen.
Begonnen hatte die Veranstaltungsreihe mit einem Gottesdienst, der Eröffnung einer Fotoausstellung ("Fairer Handel schafft Transparenz") und einem italienischen Abend im Pfarrheim. In der Eifel-Film-Bühne waren der Film "Das gute Leben" über den Existenzkampf einer Dorfgemeinschaft im Norden Kolumbiens und im Rathaus eine Botschafter-Ausstellung zu sehen.

Handy, Bibel, Theater


Iuliana Ionica vom Entwicklungspolitischen Netzwerk (ELAN) Rheinland-Pfalz leitete das Bildungsprojekt "Fairbindung unterbrochen" und informierte die Teilnehmer über die gefahrvolle Gewinnung von Coltan als Rohstoff für Mobiltelefone, über die miserablen Bedingungen für die Minenarbeiter, aber auch über "das faire Handy" als Alternative.
Die jüngste Papstenzyklika "Laudato si" hatte einem Abend den Titel und das Thema gegeben; Pfarrer Andreas Paul war der Referent. Es folgten ein Bibelabend, ein Bastelangebot für Kinder, zwei in der Augustiner-Realschule plus vom Tourneetheater Sonni Maier (Witten an der Ruhr) pfiffig gespielte Aufführungen des Musicals "Global Playerz" über Hunger, Armut und Lohnausbeutung.
Der Journalist Bernd Ludermann ging in einem Vortrag den Ursachen von Flucht nach: Migration sei ein Menschenrecht, das es überall und zu allen Zeiten gebe und keineswegs ein neues Massenphänomen von nie gekanntem Ausmaß sei. Vorrangiges Motiv sei die Arbeitsplatzsuche, betonte Ludermann. Schließlich der Gottesdienst mit Pirmin Spiegel.
Trotz der zum Teil schwachen Resonanz sagen Pfarrer PAndreas aul und Gemeindereferentin Stefanie Peters unisono: "Wir werden dennoch nicht nachlassen, die Menschen anzuregen und als christliche Gemeinde in die Gesellschaft hinein unsere Stimme zu erheben."Extra

 Monsignore Pirmin Spiegel (links), der die Abschlusspredigt der Veranstaltungsreihe hielt, nimmt sich Zeit für einen Plausch – unter anderem mit Pfarrer Andreas Paul.

Monsignore Pirmin Spiegel (links), der die Abschlusspredigt der Veranstaltungsreihe hielt, nimmt sich Zeit für einen Plausch – unter anderem mit Pfarrer Andreas Paul.

Foto: Brigitte Bettscheider (bb) ("TV-Upload Bettscheider"

Lukas Anthon (14), Schüler, Hillesheim: "Bei dem Musical ,Global Playerz' wurden die Themen Armut und Krieg auf jugendgerechte Art dargestellt. Im Mittelpunkt stand der Kakaoanbau in Ghana, und es wurde deutlich, dass man als Verbraucher etwas tun kann, damit die Arbeits- und Lebensbedingungen der Kakaobauern verbessert werden." Johannes Fasen (16), Schüler, Oberbettingen: "Ich habe an der Veranstaltung zu den Produktionsbedingungen von Mobiltelefonen teilgenommen. Leider war ich der einzige Jugendliche. Mir ist bewusst geworden, dass wegen des Rohstoffs Coltan im Kongo Kriege mit vielen Toten geführt werden. Beim Kauf meines nächsten Handys werde ich auf eine faire Alternative achten." Gisela Finken (66), Hausfrau, Hillesheim: "Mir hat die Teilnahme am Italienischen Abend, am Kinofilm und am Gottesdienst mit Pirmin Spiegel sehr viel gebracht. Von der Armut und der Ausbeutung, die im Film deutlich wurden, war ich erschüttert und schockiert. Insgesamt ein großartiges Programm. Ich hätte mir aber mehr Zuspruch gewünscht." Johannes Haepp (60), Physiotherapeut, Hillesheim: "Meine sehr guten Erfahrungen mit der Vorjahresreihe haben mich bewogen, auch dieses Mal mehrfach dabei zu sein: vom glänzenden Italienischen Abend, über die sehr beeindruckende Begegnung mit Asylbewerbern bis zum Gottesdienst mit Pirmin Spiegel. Alles sehr lohnend. Ich habe viele Anregungen mit nach Hause genommen." Gertrud Hennes (56), Apothekerin, Hillesheim: "Ich bin begeistert von der Veranstaltungsreihe und habe am Italienischen Abend, am Bibelkreis, am Vortrag über die neue, Mut machende Papstenzyklika und am Gottesdienst mit Pirmin Spiegel teilgenommen. Es lohnt sich, nachhaltig zu leben, und man darf sich von den vielen Brennpunkten auf der Welt nicht entmutigen und zur Verzweiflung bringen lassen." Alexandra Kirsanov (14), Schülerin, Lissendorf: "Ich habe mir das Musical ,Global Playerz' an unserer Schule angesehen, auf das wir im Ethikunterricht vorbereitet wurden. Ich finde das Stück sehr gut, denn es macht uns darauf aufmerksam, dass wir mehr auf die Herkunft von Lebensmitteln und Kleidung achten sollten. Die fair gehandelten Sachen sind ja an einem Siegel erkennbar." bb

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