"Da wird nicht lange Federlesen gemacht"
GEROLSTEIN. (vog) Da blieb so manchem allein bei der Zeitungslektüre die Luft weg: Feuerwehrmann Dominik Poppe war diese Woche angeseilt und mit Schutzkleidung in einen penetrant stinkenden Tümpel voller Gülle gestiegen, hat dort einen Notschieber geschlossen und so eine Umweltkatastrophe verhindert (der TV berichtete).
"Das war doch nichts Besonderes. Ich wundere mich über das Aufsehen", sagt der 21-Jährige abwiegelnd. Er will keine Lobhudelei und meint: "Das hätte auch jeder meiner Kameraden sein können." Doch er, den seine Kameraden "Poppi" nennen, war es, der spontan auf die allgemein ausgesprochene Anweisung des Zugführers "Einer zieht die Watt-Hose und die Gummi-Handschuhe an!" reagiert hat. "Ich hab mich angezogen ohne lange zu überlegen", erinnert sich Poppe, der im normalen Job als Rettungsassistent arbeitet. "Ich wusste ja, dass mir nichts passieren kann: Das Loch war nicht unendlich tief, und ich war angeleint", erklärt er achselzuckend. Auch kann er nicht verbergen, dass ihm das Interview und die vielen Komplimente von Leuten, die sein Bild in der Zeitung gesehen haben, peinlich sind. Auf die bohrende Frage, ob es ihn keine Überwindung gekostet habe, in den stinkenden Fäkalienschlamm zu steigen und dann darin herumzuwühlen, antwortet er lapidar, dass selbstverständlich auch Ekel dabei gewesen sei. "Ich kann aber auch im Job nicht langes Federlesen machen, wenn ein Schlaganfallpatient in Erbrochenem liegt. Dann ist schnelle Hilfe angesagt und der üble Geruch absolut unwichtig", sagt er. Direkt nach dem Einsatz habe er geduscht und sei dann in den Nachtdienst gefahren. Keine Zeit zum Nachdenken, geschweige denn zum Waschen des T-Shirts. "Ich hab mir gestern mal Klorix gekauft und das darin eingeweicht", verrät er schmunzelnd. Auf das T-Shirt ist Gülle geschwappt, als er sich bücken musste, um den tief liegenden Schieber zu schließen. Wehrführer Kunze verrät derweil schmunzelnd, dass der Geruch nicht so einfach aus dem Feuerwehrhaus zu kriegen sei: "Da stinkt es noch immer." Poppi, der Retter der Natur
Neckisch nennen die Kameraden Poppe seit dem Einsatz in Büscheich "Retter der Natur". Aus gutem Grund: Hätte sich mehr Gülle als die bereits ausgelaufenen 100 000 Liter in den Bach ergossen, wäre es zu einer Umweltkatastrophe gekommen. Wehrleiter erklärt: "Bei besonderen Einsätzen wie beispielsweise schweren Unfällen wird schon auf der Hinfahrt geklärt, wer vorne arbeitet." Kunze erinnert sich an das extremste Beispiel vor zweieinhalb Jahren: "Als eine Leiche aus der Kyll geborgen werden musste, habe ich zum ersten Mal gefragt: Wer macht das?" Ansonsten stehe immer schon ein Kamerad parat. Viele Urkunden und Mannschaftsbilder hängen schon im "Floriansstübchen" des Gerolsteiner Feuerwehrhauses. Demnächst auch ein TV -Artikel über den 27. Einsatz des Jahres 2003. Kunze sagt: "Poppi, deine Geschichte gehört genau dahin."