Dann geht’s an die Substanz

ELLSCHEID/DAUN. Offenbar unaufhaltsam dringt der Vogelgrippen-Virus H5N1 in Deutschland weiter vor. Kein Wunder, dass sich professionelle Geflügelhalter wie Karl-Heinz Janshen Sorgen machen um ihre Zukunft.

Beim Geflügelhof von Karl- Heinz Janshen aus Ellscheid, der mit 10 000 Hühnern, Hähnchen und Puten den einzigen Großbetrieb im Kreis Daun hat, herrscht zwar keine Panik. Aber was passiert, wenn der Virus die Eifel erreicht, ist ihm schon jetzt klar: "Wenn die Vogelgrippe wirklich hierher kommt, dann kann es für uns an die Substanz gehen. Deshalb ist es wichtig, dass man die Hygienevorschriften so hoch wie möglich ansetzt." Zum Schutz seiner Tiere hat der Betrieb alle Sicherheitsmaßnahmen ergriffen. Bereits seit November sind seine Tiere nur noch im Stall. Das schreibt teilweise die Stallpflicht vor, aber auch grundsätzlich, erkärt Janshen, werden die Tiere immer im Winter bis zum Beginn des Frühjahrs drinnen gehalten. Janshen erklärt: "Wir haben seit jeher vor jedem Eingang Desinfektionsmatten liegen. Nur fünf Personen dürfen den Stall jetzt überhaupt noch betreten, und jeder von ihnen muss sich vor Betreten des Gebäudes andere Schuhe anziehen und zusätzlich noch einmal durch ein Desinfektionsbad gehen." Einer vorbeugenden Impfung der Tiere, wie sie in Holland vorgenommen wird, steht Janshen positiv gegenüber: "Mir wäre es recht, wir könnten impfen, und ich denke, dass es auch irgendwann kommt." Trotz der Sicherheitsvorkehrungen weiß aber auch Janshen, dass bei ihm die Gefahr der Tötung aller Tiere besteht, wenn irgendwo in der Umgebung ein infizierter Vogel gefunden wird. Das macht ihm Sorge: "Ja, ich habe Angst vor dem Virus. Das würde für uns bedeuten, dass im Umkreis von drei Kilometern verstärkt kontrolliert würde. Dabei liegt es im Ermessen des Kreisveterinärs, wie er die Lage einschätzt. Das kann bis zum Keulen aller 10 000 Tiere gehen."Große Furcht vor einem Kundenboykott

Die Folgen wären für das Familienunternehmen dramatisch. Janshen erklärt: "Es würde für uns bedeuten, dass wir eineinhalb bis zwei Jahre bräuchten, um wieder in den normalen Rhythmus mit vier Altersgruppen der Hühner zu kommen. Drei Monate müsste der Stall leerstehen wegen der Desinfektion. Von der Tierseuchenkasse bekämen wir lediglich zwei bis drei Euro pro getötetem Tier. Und die Kunden würden unsere Produkte wahrscheinlich boykottieren, auch wenn bei unserem Geflügel überhaupt keine Vogelgrippe festgestellt würde. Das wäre für uns ein ganz herber Rückschlag, denn wir haben hier viel investiert." Momentan merkt der Geflügelhof noch nichts von einer Kaufzurückhaltung. "Wenn die Vogelgrippe aber hierher kommt, werden wir es merken, obwohl uns die Kunden auf den Märkten versichern, dass sie weiter bei uns kaufen werden. Der eine oder andere wird sich dann doch wohl beim Kauf von Geflügelprodukten zurückhalten", befürchtet Janshen. Auch Kaufmann Friedhelm Jax vom Dauner Neukaufmarkt merkt noch nichts davon, dass weniger Geflügelprodukte gekauft werden. Er weiß aber auch, dass sich das Kaufverhalten der Kunden schnell ändern kann, trotz der Vorbeuge- und Schutzmaßnahmen beim Einkauf: "Von entscheidender Wichtigkeit ist die Frage, wie nah das Virus ist."

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