Das Internet als neue Herausforderung
DAUN. Auch wenn die Zahl der registrierten Straftaten im Bereich der Polizeiinspektion Daun im vergangenen Jahr um rund 20 Prozent gestiegen ist, lässt Kriminalhauptkommissar Heinz-Peter Thiel die Alarmglocken nicht schrillen.
"Wirhaben hier noch die heile Welt. Dank unseres Provinzvorteilssollten sich die Menschen keine Sorgen um ihr Sicherheitsgefühlmachen" sagt Heinz-Peter Thiel, stellvertretender Leiter derPolizeiinspektion (PI) Daun. Und dass, obwohl in denVerbandsgemeinden Daun, Kelberg, Hillesheim und Gerolstein, imJahr 2002 die Zahl der registrierten Straftaten auf 2955gestiegen ist. Das sind 491 mehr als 2001. Doch Thiel beziehtsein Urteil auf die absolute Zahl, die im Vergleich zu anderenGebieten im Polizeipräsidium und zum Ausland noch gering sei. Dennoch stellt der Kriminalhauptkommissar gesellschaftliche Veränderungen fest, die - gepaart mit neuen Formen der Internet-Kriminalität - ein Grund für die gestiegene Straftaten-Zahl seien: "Wirtschaftliche Probleme und ein Werteverfall bei manchen Menschen".
Erheblich zugenommen hat die Zahl der Diebstähle und Sexualdelikte. Unter den 1238 registrierten Diebstählen (319 mehr als 2001) haben die Ein- und Aufbrüche rapide zugelegt - um knapp 63 Prozent auf 656 Fälle. Zu Buche schlagen hier vor allem Manipulationen von Automaten in den Monaten März bis Juni. Mit 9000 bearbeiteten 20-Cent-Münzen, die die Wirkung eines Ein-Euro-Stücks haben, führten mehrere Jugendliche aus dem Raum Daun/Mayen 265 Mal vorzugsweise Zigarettenautomaten "hinters Licht". "Wir haben inzwischen 23 Jugendliche ermittelt", berichtet Thiel. Die Ermittlungen dauern an.
Ebenfalls ausschlaggebend für eine höhere Diebstahlszahl war im Spätsommer eine Serie von mehr als 30 Handtaschendieben auf den Parkplätzen an den Maaren. Thiel: "Verantwortlich dafür war ein Freigänger aus einem niedersächsischen Gefängnis, der inzwischen wieder in Bielefeld in Haft ist."
Aufklärungsquote im Landesdurchschnitt
Die Zahl der Sexualstraftaten nahm um 100 Prozent auf 62 zu. Hintergrund ist die steigende Zahl von Missbrauch im Internet. "Hier wird progressiv ermittelt vom Bundeskriminalamt, wir bekommen dann die Hinweise" erklärt Thiel. Im Visier sind außerdem Telefontäter. Thiel: "Es gibt Leute im Kreis, die wahllos Hunderte Telefonnummern von Frauen wählen und diese sexuell belästigen."
Genau beziffern kann Thiel nicht, ob die höhere Zahl an Sexualdelikten mit einer höheren Meldebereitschaft aus der Bevölkerung zu begründen ist. Aber zu vermerken sei, dass "unsere Präventionskampagnen fruchten."
Die Aufklärungsquote liegt insgesamt bei 56,7 Prozent (2002: 58,3 Prozent) und damit genau im Landesdurchschnitt. Könnte sie höher liegen, wenn mehr Personal vorhanden wäre? Thiel will nicht davon sprechen, dass die PI Daun unter Personalmangel leidet, auch wenn er sagt, dass wechselnde Schwerpunkte in der Arbeit gesetzt werden müssen. Entscheidender sei jedoch, dass vor allem Diebstähle schwer aufzuklären seien. Zum einen seien meist kaum Spuren vorhanden, zum anderen würden sie oftmals erst verspätet angezeigt.
Dass derweil die Zahl der Rauschgiftdelikte um ein Drittel auf 100 gesunken ist, ist laut Thiel kein Ausweis einer sinkenden Bedeutung des Drogenmissbrauchs. Er verweist auf mehrere Raubüberfälle, die nachweislich der Geldbeschaffung für Drogen dienten.
