"Das Maar ist falsch bewirtschaftet"

IMMERATH. Die Lage im Immerather Maar ist weiter kritisch: Noch besteht die Gefahr, dass das Gewässer "umkippen" könnte. Untersuchungen des Amtes für Wasserwirtschaft vom Montag zeigen durchwachsene Werte.

Routinemäßig war Biologin Martina Oehms vom Amt für Wasserwirtschaft aus Mainz am Montag am Immerather Maar und hat dabei das Sauerstoffprofil des Gewässers erneut gemessen. Kurz unter der Wasseroberfläche liegt der Sauerstoffgehalt im Vergleich zur vergangenen Messung von 11,6 nun bei 20 Milligramm und ist damit viel zu hoch. In einem Meter Tiefe liegt er bei akzeptablen 6,4 Milligramm, in zwei Metern Tiefe sinkt er ab auf Null."Auf Dauer ist es keine Lösung"

"Sobald jetzt ein Tiefdruckgebiet kommt, wird die Sauerstoffdurchmischung noch kritischer und das Maar könnte kippen", sagt Martina Oehms.Als Gegenmaßnahme nach dem Fischsterben in der vergangenen Woche hatten die Feuerwehren Immerath, Gillenfeld und Strotzbüsch versucht, das Wasser durch Fontänen mit Sauerstoff anzureichern. Dabei bewegten sie etwa 1,5 Millionen Liter Wasser, wie der Immerather Wehrführer Johannes Hieronimus berichtet. "Zum richtigen Zeitpunkt angewendet hat das Fontänensprühen Sinn, ist aber auf Dauer keine Lösung", bemerkt Martina Oehms.Ursache für das Fischsterben ist aber nicht nur das Wetter, sondern nach Einschätzung der Biologin vorrangig der falsche und übermäßige Fischbesatz. "Schon vor drei Jahren wurde ein fischbiologisches Gutachten erstellt, um im Maar für ein ausgewogenes Verhältnis zu sorgen. Besonders die aus Asien stammenden Graskarpfen sind das Schlimmste, was man einem Gewässer antun kann. Das ist eine ökologische Katastrophe und macht das Gewässer kaputt", betont Martina Oehms.Ihr Urteil: "Das Maar ist falsch bewirtschaftet, es gibt zu viele und teilweise falsche Fische, die auf Sauerstoffschwankungen stark reagieren. Die Unterwasserwirtschaft ist so vernichtet worden." Graskarpfen sind laut Johannes Hieronimus, der auch 1. Beigeordneter der Gemeinde ist, unter den toten Fischen - außer einem - nicht dabei gewesen. Seiner Feststellung nach waren es überwiegend Schleien, Brassen, Hechte und Karpfen. Nach seiner Aussage, seien auch nie Graskarpfen im Maar ausgesetzt worden. Wie der tote Karpfen ins Maar gekommen sei, wisse er nicht.Martina Oehms hingegen erklärt, sie habe mit einem Dorfbewohner gesprochen, der bei der Aussetzung von Graskarpfen dabei war.Im Fischsterben sieht die Biologin aber auch die Chance, Fehler der Vergangenheit wieder auszugleichen: "Der Brassenbesatz sollte reduziert und die Anzahl der Graskarpfen durch mehr Raubfische geseenkt werden. Dafür bietet sich Zander, die aktive Jäger sind, an. Dieser würdeder die Jungfischbestände der Graskarpfen dezimieren."Etwas Geduld sei jedoch nötig, um die Verhältnisse im Maar zu ändern, sagt die Biologin: "Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es, nachdem man die Voraussetzungen dafür geschaffen hat, ein bis vier Jahre dauert, bis sich alles wieder normalisiert hat."Vom Baden im Maar wird dringend abgeraten

Im Immerather Maar ist Baden verboten, doch mancher Besucher kann bei den tropischen Temperaturen nicht widerstehen. "Vom Baden im Immerather Maar ist dringend abzuraten. Die Massenentwicklung giftiger Algen kann zu Hautausschlägen und Brechdurchfall führen", warnt Oehms. Dies gelte auch für Fließgewässer. "Durch die Einläufe der Kläranlagen ist das Wasser in den Bächen zurzeit hochgradig gesundheitsgefährdend. Da kann man sich vom Brechdurchfall bis zur Hirnhautentzündung alles holen."

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