"Das ist doch eine Farce"

MÜRLENBACH. Riesenärgernis, ein Schildbürgerstreich": Ortsbürgermeister Christoph Hacken schimpft über den Landesbetrieb Straßen und Verkehr (LSV), der für den Kylltalradweg zuständig ist. Viele Familien geben ihm Recht: Der Übergang vom Radweg auf die L 24 ist nur mit Schildern nicht ausreichend gesichert. Der LSV gibt aber keinen Deut nach.

 Bürgermeister Christoph Hacken ist sauer: Statt eine so genannte Umlaufsperre (versetzt stehende Metallbügel) aufzustellen und somit den unmittelbaren Übergang vom Radweg auf die viel befahrene L 24 zu sichern, hat der Landesbetrieb Straßen und Verkehr einen Schilderwald aufgebaut. Foto: Gabi Vogelsberg

Bürgermeister Christoph Hacken ist sauer: Statt eine so genannte Umlaufsperre (versetzt stehende Metallbügel) aufzustellen und somit den unmittelbaren Übergang vom Radweg auf die viel befahrene L 24 zu sichern, hat der Landesbetrieb Straßen und Verkehr einen Schilderwald aufgebaut. Foto: Gabi Vogelsberg

"Gucken sie sich das an. Das ist doch eine Farce", schimpft Hacken und zeigt auf zwei übergroßen Stop-Schilder und ein Warnschild. Am Ortseingang, aus Richtung Birresborn kommend, endet der Kylltalradweg abrupt. Zur Überquerung der L 24, die täglich von mehr als 3000 Autos und knapp 200 Lkw befahren wird, müssen die Biker absteigen. Der Radweg geht auf der gegenüberliegenden Straßenseite weiter. "Autos donnern vorbei: Es ist brandgefährlich"

Bettina Endres berichtet von ihren Erfahrungen, die sie mit ihrer vierjährigen Tochter an dieser gefährlichen Stelle hatte: "Kinder fahren gerne voraus und im Eifer des Gefechtes, stehen sie dann auf der Straße. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis was passiert." Thilo Koch, Vater von drei Kindern im Alter von drei, sechs und acht Jahren, wettert: "Die Autos donnern doch nur so vorbei. Es ist brandgefährlich. Der Schilderwald muss weg und es müssen Umlaufsperren her." Umlaufsperren sind versetzt stehende Metallbügel, die Radfahrer zum Absteigen zwingen. Koch hält diese Sicherung für sinnvoll. Seine Begründung: Die Kinder würden vor dem leichten Anstieg schon Schwung nehmen, um dann 20 Meter nach der Rechtskurve unvermittelt auf der L 24 zu stehen. Die Familie Koch fährt wegen der Gefährdung nur noch in Richtung Densborn auf dem Kylltalradweg. Das würde den beiden Kindern (sechs und acht Jahre) von Gerlinde Mergen nicht gefallen. Sie erklärt: "Beide haben Freunde in Birresborn und sie fahren sich gegenseitig mit dem Rad besuchen." Das "Slalom-Fahren" um die Schilder würde den Kindern Spaß machen. Ein gefährlicher Spaß, zu dem der LSV verleite. Auch Nikolaus Michels, zweifacher Vater und Profi-Radfahrer beim Radsportclub (RSC) Prüm, schimpft: "Die ganze Beschilderung ist eine Katastrophe. Die Abmaße stimmen garantiert nicht." Räder mit einem so genannten Nachläufer (Kinderrad oder Anhänger) könnten die Schilderbarriere kaum oder gar nicht passieren. Wenn Michels für den RSC Prüm geführte Radgruppentouren über diese Passage bringen soll, verlässt er 50 Meter vorher den offiziellen Kylltalradweg, "weil man da ohne Hindernis auf die Landesstraße kommt". Die Forderung der Mürlenbacher "Schilderwald weg und Umlaufsperren her", stößt beim LSV auf taube Ohren. Die Umlaufsperren hat der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) unter die Lupe genommen. Simone Schäfer, LSV-Verkehrsingenieurin: "Nach einer ADFC-Studie gelten die Umlaufsperren im Zuge eines Radweges als gefährlich. Wir verlassen uns auf diese Studie." Helmut Bell, stellvertretender LSV-Abteilungsleiter, erklärt: "Es bleibt alles so wie es ist." Auch Hackens Vorschläge, den anschließenden, kyllseitigen Bürgersteig als Verlängerung des Radwegs umzubauen oder wenigstens auf der Fahrbahn so genannte Radfahrer-Schutzzonen zu markieren, gefallen dem LSV auch nicht. Der Ortsbürgermeister ist sauer: "Dabei wäre es so einfach, den Gefahrenpunkt zu beseitigen." Das sieht LSV-Experte Bell anders: "Ein Umbau kommt momentan nicht in Frage, weil es nur mit erheblichem Aufwand möglich wäre und die Straße noch gut ist. Außerdem sehen wir kein Gefährdungspotenzial." Nach LSV-Richtlinien müssten für innerörtliche Radwege 30 Biker pro Stunde gezählt werden und für gemeinsame Rad-/Fußwege 25. "In Mürlenbach besteht also keine Notwendigkeit", sagt Bell unmissverständlich. Der von Hacken angesprochene Gehweg sei nur 75 Zentimeter breit und sei mit Hochbordsteinen von der Straße abgegrenzt. Ein Umbau zum Radweg würde immense Kosten bedeuten. Allerdings räumt Bell ein: "Wir prüfen, ob die Möglichkeit für markierte Radfahrstreifen besteht." Die aufgebrachten Bürger geben sich damit nicht zufrieden. Thilo Koch: "Wir werden weiter gehen. Der LSV zeigt doch nur Eifeler Sturheit. Es gibt sicherlich noch andere Möglichkeiten, den Übergang sicherer zu machen."Was brennt Ihnen auf den Nägeln? Mailen Sie uns Ihr Thema an thema@volksfreund.de. Wir bringen es voran.

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