Dauerstreit um Baugebiet

DAUN. Aussagen gegen Aussagen: Die Anwohner der Straße "Zur Eisenheld" am Pützborner Hang liegen im Streit mit der Stadt wegen der Erschließung des angrenzenden Baugebiets "Auf Kalk". Eine gütliche Einigung war nicht möglich, nun muss ein Gericht entscheiden.

Wie viele Bauplätze braucht eigentlich eine Stadt wie Daun? Das ist eine der Fragen, die sich die Anwohner der Straße "Zur Eisenheld" am Pützborner Hang stellen angesichts der vor kurzem begonnenen Erschließung des Baugebiets "Auf Kalk" mit 23 Baustellen. "Allein im Ortsteil Pützborn gibt es derzeit rund 60 Bauplätze, warum entstehen weitere? Wo ist der Bedarf angesichts zu erwartender rückläufiger Bevölkerungszahlen? Warum investiert die Stadt enorme Summen für die Erschließung eines Baugebiets, das aus unserer Sicht nicht gebraucht wird?", fragen Manfred Stumps und Siegfried Horn, die stellvertretend für fast alle Anlieger in ihrer Straße den Sinn des Vorgehens der Stadt nicht erkennen können. Der Streit um das Baugebiet läuft seit geraumer Zeit. "Grünes Licht" für das Vorhaben hatte der Stadtrat am 11. Mai gegeben, aber dass es ernst wird, erkannten die Anwohner Ende August, als die Bagger anrückten. Ihr Versuch, per Einstweiliger Anordnung die Erschließungsarbeiten zu stoppen, scheiterte. "Was binnen weniger Tage an wertvoller Natur in einem Landschaftserholungsgebiet, ein Prädikat, das aus einem Fachgutachten der Stadt hervorgeht, zerstört wurde, ist unglaublich", bemängeln Stumps und Horn. Der Standpunkt der Stadt ist erwartungsgemäß ein anderer. So weist sie (beziehungsweise die zuständige Bauabteilung der Verbandsgemeinde-Verwaltung Daun) darauf hin, dass es durchaus Bedarf für das Baugebiet gebe, auch mit Blick darauf, dass Daun ein Mittelzentrum sei, das ausreichend Wohnbauflächen vorhalten solle. Zwar gebe es in Pützborn noch rund 50 Baustellen, diese seien aber zum Teil in Privateigentum und stünden dem Grundstücksmarkt kaum zur Verfügung. Für die im Eigentum der Stadt stehenden künftigen 23 Baustellen gibt es laut Verwaltung zur Zeit rund 30 Bewerber, von denen aber einige - nach Kenntnis der Anlieger - bereits an anderer Stelle in Daun gebaut haben. Die Gegner des Baugebiets monieren auch, dass sie als Anlieger (insbesondere Kinder und Behinderte) für die Dauer der Erschließung und der Bauarbeiten in den kommenden Jahren gefährdet seien. Die Straße "Zur Eisenheld" sei nicht dafür ausgelegt, dass sie dauerhaft im Gegenverkehr von LKW und schweren Baumaschinen genutzt werde. Die Stadt erkennt zwar an, dass es zu Belästigungen durch die Bautätigkeit kommen wird. Allerdings seien diese "ohne Weiteres zumutbar". Und weiter: "Die Verkehrsbelastung, die ein Sanatorium nach sich gezogen hätte, ist mit den zu erwartenden Belastungen aus 23 Baustellen nicht nur annähernd vergleichbar." In den Stellungnahmen der Verwaltung taucht immer wieder dieser Verweis auf den Bau eines Sanatoriums auf. Dabei argumentiert sie, dass "durch das vorgesehene Sanatorium eine weitere maßgebliche Bebauung im Bereich des jetzigen Baugebietes ,Auf Kalk' geplant war; das war allen bekannt, die auf der Grundlage des Bebauungsplans ,Pützborner Hang' ihre Häuser gebaut haben." Diese Argumentation der Stadt bringt die Anlieger besonders in Rage. Die Planung für eine solche Einrichtung sei seit rund 20 Jahren nicht mehr aktuell und tauge nicht mehr als Begründung, sagen sie. Viele von ihnen hätten bereits in den 80-er Jahren im Gebiet "Zur Eisenheld" mit Zusicherung seitens der Stadt, dass kein Sanatorium gebaut werde - was sich zwischenzeitlich ja bewahrheitet habe -, Grundstücke gekauft und im Vertrauen darauf gebaut, dass Lebens- und Wohnqualität erhalten blieben und das Wohneigentum nicht - wie nun zu befürchten sei - an Wert verliere. Die Anlieger betonen ferner, sie hätten lange versucht, gütlich zu einer Einigung mit der Stadt zu kommen ("Wir wollten keinen Konflikt um jeden Preis"), aber "unsere Bemühungen sind am Ende. Deshalb haben wir einen Rechtsbeistand eingeschaltet", betonen Horn und Manfred Stumps, der stellvertretend für alle betroffenen Anlieger per Klage den Konflikt klären lassen will. Auch wenn die zuständigen Koblenzer Richter die Erschließungsarbeiten vorläufig nicht gestoppt haben, bleibt die Interessengemeinschaft weiterhin optimistisch: "Im eigentlichen Verfahren kommen alle Fakten auf den Tisch. Wir glauben, dabei keine schlechten Karten zu haben."

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