Daun? Nu(h)r mit Navigationssystem

DAUN. Wochen vorher keine Karten mehr: Für den Auftritt des Kabarettisten Dieter Nuhr hätte das Forum Daun zweimal ausverkauft sein können, sagte Forums-Chef Thomas Räthlein. So waren es "nur" 500 Zuschauer, denen Nuhr wortgescheit und witzig seine Ansichten über Mütter, Männer, Frauen und Fahrräder darlegte.

 Schlagfertig: Dieter Nuhr. Foto: Brigitte Bettscheider

Schlagfertig: Dieter Nuhr. Foto: Brigitte Bettscheider

"Morgen besuche ich noch Verwandte in der Eifel." Klar, nach seiner zweistündigen pointenreichen Streifzug durch die politische Szene und den Alltag im Forum Daun muss sich einer wie Dieter Nuhr auch mal ausruhen. Schön bei Erdbeerkuchen mit Schlag bei der lieben Verwandtschaft.

Und wo wohnen sie denn, die Verwandten in der Eifel? Die Frage der TV -Mitarbeiterin kommt prompt. "Ja, die Hängebauchschweine im Wildpark. Denn dass der Mensch vom Affen abstammt, ist doch längst überholt", erklärt Nuhr. Und entschuldigt sich unverzüglich: Er wolle doch gar nicht schulmeisterlich sein. "Ich trete lieber vor Freiwilligen auf", nennt er als Grund für seine vor 15 Jahren getroffene Entscheidung, sein Geld auf der Kleinkunstbühne statt im Klassenzimmer zu verdienen.

Nun steht er also - nach 1997 und 2000 - zum dritten Mal auf der Bühne im Dauner Forum. Inzwischen ist er 42 Jahre alt und sieht immer noch ganz jung aus. Und etwas schüchtern.

Dabei redet er gleich drauf los und ununterbrochen weiter, verbreitet zu Beginn "ein bisschen Anti-Amerikanismus" und unterstellt dem Bundeskanzler, dass er Flut, Krieg und Seuche anzettelt, damit niemand merkt, dass er politisch kein Konzept hat. Dass Finanzminister Eichel mal Deutschlehrer war, weiß jemand aus dem Publikum. "Auch Lehrer für Philosophie", ergänzt Dieter Nuhr. "Aber dann wollte er auch mal was mit Zahlen machen", vermutet er - und räumt aber gleich ein, dass Eichel als Kassenwart beim Angelverein längst rausgeflogen wäre.

500 begeisterte Glückspilze

Neu ist, dass es Nuhr war, der die Bühne im Forum hat bauen lassen. Jedenfalls habe Hölderlin ihn zu dieser "gigantischen Leere" inspiriert. Weiter zum Thema Bauen: Er habe ausgerechnet, dass in Ägypten 150 000 Leute 35 Jahre für den Bau einer Pyramide gebraucht hatten. "Heute benötigen doppelt so viele Leute doppelt so lange alleine für die Baugenehmigung."

Neuigkeiten aus dem praktischen Naturschutz: Wegen drei grau gefiederter Langschwanzsuppenhühner wird in Deutschland der Bau einer Autobahn gestoppt. Naturschützer fordern beleuchtete Krötentunnel: "Unbeleuchtet - viel zu gefährlich für die Krötenfrauen." "Wie finden Sie Daun?", meldet sich ein Zuschauer auf Nuhrs Drängen, ihm Fragen zu stellen. "Mit dem Navigationssystem in meinem Auto."

Die 500 "Glückspilze" - wie Thomas Räthlein die Leute nannte, die Karten für " www.nuhr.de"; bekommen hatten - waren von solcher Schlagfertigkeit begeistert.

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