"Demokratie ist nicht von Gott gegeben"

Daun · Der rheinland-pfälzische Landtag hat seinen Sitz in Mainz. Eigentlich. Nun aber hatte das Präsidium seinen Arbeitsplatz in die Vulkaneifel verlegt. In Daun feierte die neue Veranstaltungsform "Demokratie-nah" Premiere.

Daun Es war keine Wahlveranstaltung - darüber waren sich die rund 50 Bürger, überwiegend Kommunalpolitiker aus den umliegenden Orten, im Forum Daun einig. Mit einer neuen Veranstaltungsform unter dem Motto "Demokratie und Europa ganz nah" war der rheinland-pfälzische Landtag vor Ort - und keiner wusste auf Anhieb, warum. Die Landtags-Verantwortlichen selbst hatten es so angekündigt: "Vor Ort über Demokratie und Europa informieren sowie mit den Menschen darüber zu diskutieren, wie Politik noch besser gemacht werden kann."
Im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund erläuterte Landtagspräsident Hendrik Hering (SPD) die Intention: "Es ist wichtig, rauszugehen, Demokratie ist nicht von Gott gegeben. Zudem wollen wir mit den Bürgern sprechen und herausfinden, ob wir die richtige Sprache sprechen." Viele Menschen wüssten auch nicht, dass das GesundLand Vulkaneifel von der Europäischen Union (EU) gefördert werde.
"Ich habe die Einladung erhalten und bin hier für die Landfrauen aus Hinterweiler", sagte Birgit Berlingen, "und bin einfach mal interessehalber gekommen." Ähnlich ging es SPD-Kreistagsmitglied Ulrike Erb-May aus Jünkerath: "Ich bin gespannt." Erwartungsvoll war auch Georg Mäschig, der gekommen war, weil er sich für Europa interessiert und sich auch in der Eifel-Ardennen-Vereinigung engagiert.
Vor der Veranstaltung in Daun war die Landtagsdelegation mit Präsident Hering, den Vize-Präsidenten Hans-Josef Bracht (CDU) und Barbara Schleicher-Rothmund (SPD) sowie dem Leiter der Regionalvertretung der Europäischen Kommission in Bonn, Jochen Pöttgen, schon in Wittlich gewesen, wo sie drei Schulen und ein Sozialkaufhaus besuchten.
In Daun hieß es erst mal, eine Nummer aus einem Körbchen zu ziehen, anhand derer die Besucher einem der vier Workshops zugeordnet wurden, bei denen sie sich zu Fragen über die Eifel äußern konnten. "Alle Wünsche und Anregungen werden wir mit nach Mainz nehmen und auswerten", sagte Hering.
Wer bis dahin glaubte, eine ernsthafte oder sogar langweilige Vortragsveranstaltung besucht zu haben, wurde im wahrsten Sinne des Wortes eines Besseren belehrt. Denn der Kabarettist Hubert vom Venn hat unter anderem wissenschaftliche Erkenntnisse ausgeplaudert und nachgewiesen, dass die Geschichte der Eifel neu geschrieben werden muss. Nicht nur das Publikum amüsierte sich über vom Venns Soloprogramm, aus dem zu schließen war, dass die Hermann-Schlacht in Simmerath und nicht im Teutoburger Wald stattgefunden haben muss. Auch bei Jochen Pöttgens Erläuterungen über die Aufgaben der Europäischen Kommission wirkten die Pointen noch nach. Sachlich klärte er dann aber über die verschiedenen Förderprogramme auf, unter anderem über "Eler", aus dem das Land Rheinland-Pfalz von 2014 bis 2020 300 Millionen Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums erhalte. Insbesondere profitiere in der Region das "GesundLand Vulkaneifel" von der Förderung.
"Es gibt Förderprogramme, die ich bisher nicht kannte, und es war interessant zu erfahren, wie verschieden die Eifel wahrgenommen wird und wie viele verschiedene Interessen es gibt", lautete das Fazit von Birgit Berlingen. "Die Leute sind mal zu Wort gekommen, es war interessant", bestätigte auch Ulrike Erb-May. "Ich hatte den Eindruck, sie haben zugehört", sagte Georg Mäschig.
Und das Fazit der Landtags-Vizepräsidentin Barbara Schleicher-Rothmund: "Der Eifeler liebt seine Eifel."
Extra: HIER PROFITIERT DIE REGION VON DER EU


Die GesundLand Vulkaneifel GmbH ist 2013 als gemeinsames Projekt der Verbandsgemeinden Daun (Kreis Vulkaneifel), Manderscheid (ist zwischenzeitlich in der VG Wittlich-Land aufgegangen) und Ulmen (Kreis Cochem-Zell) gegründet worden und wird mit Geld aus dem europäischen Leader-Projekt unterstützt. 2009 hatte die Region mit dem Projekt den Ideenwettbewerb für Heilbäder und Kurorte in Rheinland-Pfalz gewonnen. Das Konzept: Die vorhandenen Gesundheitsangebote sollen in der Region ausgebaut und miteinander verknüpft werden, um so ein besonderes Urlaubserlebnis zu schaffen.

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