Den Überfluss dorthin bringen, wo Not ist

Seit dem 8. November werden einmal in der Woche mit Unterstützung vieler ehrenamtlicher Helfer im Dauner Tafelladen überzählige Lebensmittel weitergegeben - an Menschen, die sie sich nicht leisten können. Hinter den inzwischen 271 ausgestellten Berechtigungsscheinen stehen viele Einzelpersonen, aber auch Familien mit bis zu zehn Kindern.

 Ehrenamtlicher Einsatz im Tafelladen – hier beim Sortieren der Lebensmittel: (von links) Rita Michels, Loni Arnemann, Wilma Adolphi und Rita Schmaus. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Ehrenamtlicher Einsatz im Tafelladen – hier beim Sortieren der Lebensmittel: (von links) Rita Michels, Loni Arnemann, Wilma Adolphi und Rita Schmaus. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Daun. "Hier ist ja alles leer!", hatten die Thomas-Morus-Kindergarten-Kinder erstaunt ausgerufen, als sie drei Tage vor der letzten Ausgabe vor Weihnachten den Tafelladen in der Maria-Hilf-Straße besuchten und selbst gebastelte Teelichter-Sterne zum Verschenken an die Kundschaft mitbrachten. Nach ihnen waren Kindergartenkinder aus Dockweiler und Kalenborn, Grundschüler aus Dockweiler, Hauptschüler aus Daun und Firmbewerber aus Darscheid gekommen und hatten Geschenke, Bastelarbeiten und Lebensmittel abgegeben."Schön, dass ich der Tafel etwas Zeit widmen kann"

Nun ist Mittwochnachmittag, und die Regale und Tische werden im Minutentakt voller. Die Frauen, die mit dem Sortieren von Tomaten, Trauben und Toastbrot, Haferflocken, Konservendosen, Schokolade und all den anderen gespendeten Lebensmitteln beschäftigt sind, haben kaum Zeit, mit dem TV zu sprechen. "Die Tafel ist eine tolle Sache. Da wird Überfluss dahin gebracht, wo Not ist", erklärt Wilma Adolphi. "Ich bin Rentnerin und habe Zeit, und ich bin froh, dass ich der Tafel etwas von dieser Zeit widmen kann", bringt Loni Arnemann ihre Motivation auf den Punkt. Und Rita Michels sagt: "Bei so einer guten sinnvollen Sache konnte ich einfach nicht Nein sagen." Der pensionierte Lehrer Christoph Müller ist an diesem Tag erstmals für die Tafel im Einsatz. Er bringt gerade Margarine-Kartons herein und sagt freudestrahlend: "Das ist für mich ein richtig schöner Adventstag!"Zu den Ehrenamtlichen gehören auch Rita Schmaus und Bernd Liebler. Rita Schmaus arbeitet mit bei der Ausstellung der Berechtigungsscheine, und an dem "wahnsinnig turbulenten Donnerstag" sitzt sie an der Kasse und nimmt einen Euro pro Ausgabe ein. Sie erzählt von den geduldigen Menschen in den Warteschlangen und von den netten Worten der Dankbarkeit und Zufriedenheit. Dass das Team in Büro und Laden mit sehr wenig Aufwand auskomme, sei unter anderem Bernd Liebler zu verdanken, der seine kommunikationstechnischen Fähigkeiten einbringe und etwa das Rotationssystem für die Ausgabe entwickelt habe und betreue.Fast 100 Stunden ehrenamtlicher Arbeit seien notwendig, damit bei der zwei Stunden dauernden Ausgabe am Donnerstag alles glatt laufe, hat die Leiterin der Tafel, Karin Knötgen, ausgerechnet. Mehr als 60 Ehrenamtliche stehen dazu bereit; etwa 40 kommen wöchentlich zum Einsatz. "Manche sind jedes Mal dabei, andere nur sporadisch", erläutert die Caritas-Mitarbeiterin. Inzwischen seien 271 Berechtigungsscheine ausgestellt worden. "Hinter den Scheinen stehen viele Einzelpersonen, aber auch Familien mit bis zu zehn Kindern", berichtet Karin Knötgen. In der Woche zuvor hätten 175 Kunden den Tafelladen besucht und Lebensmittel für 252 Erwachsene und 165 Kinder in Empfang genommen. "Die Teams arbeiten ganz hervorragend", bescheinigt Karin Knötgen den Ehrenamtlichen. Auch habe sie den Eindruck, dass das Engagement von den Kunden und der Öffentlichkeit wertgeschätzt werde.Neben dem Caritasverband Westeifel ist auch das Dekanat Daun für die Tafel zuständig. Dekanatsreferent Thomas Reichert hat beobachtet, dass viele Bedürftige erst auf ihren Anspruch aufmerksam geworden seien, weil das Projekt seit Monaten in der Öffentlichkeit präsent sei.

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