Den Sternen ein Stückchen näher

Feinmechaniker des Argelander-Instituts für Astronomie haben auf dem Hohen List bei Schalkenmehren ihren Teil zum weltgrößten Spiegelteleskop beigetragen - und der hat nur 15 Zentimeter Durchmesser.

 Dr. Klaus Reif demonstriert in der Werkstatt auf dem Hohen List, dass der Verschluss für das Grantecan (schwarz, in der Mitte) so klein ist, dass er in den bislang größten Verschluss für Chile (silber) hineinpasst. TV-Foto: Verena Schüller

Dr. Klaus Reif demonstriert in der Werkstatt auf dem Hohen List, dass der Verschluss für das Grantecan (schwarz, in der Mitte) so klein ist, dass er in den bislang größten Verschluss für Chile (silber) hineinpasst. TV-Foto: Verena Schüller

Daun/Schalkenmehren. Ein Objektiv funktioniert nicht ohne Verschluss. Eine Kamera nicht ohne Objektiv. Ein Teleskop nicht ohne Kamera. Und so funktioniert auch das größte Spiegelteleskop der Welt, das Ende Juli auf der Kanaren-Insel La Palma eingeweiht worden ist (der TV berichtete), nicht ohne den Verschluss am Objektiv. Ebendiesen Verschluss (Fachbegriff: Shutter) haben Wissenschaftler der Universität Bonn auf dem Hohen List bei Schalkenmehren entwickelt. Das dortige Observatorium betreut nicht nur die Teleskope auf dem mehr als 550 Meter hohen Berg, sondern liefert auch Shutter in alle Welt. Diese werden in der feinmechanischen Werkstatt von drei Mechanikern des Argelander-Instituts für Astronomie gebaut. Seit 20 Jahren arbeitet das Institut an technischen Entwicklungen astronomischer Kameras. Da die Kameras immer größer wurden, brauchte man irgendwann auch größere Verschlüsse. Weil diese nicht gerade handelsüblich sind, entwickelten die Wissenschaftler kurzerhand selbst einen. "1998 haben wir diesen ersten Bonn-Shutter gebaut", erklärt Dr. Klaus Reif, Leiter des Observatoriums Hoher List. Von Jahr zu Jahr seien die Verschlüsse dann immer größer geworden. "Außerdem sprach sich herum, dass wir hier eine überdurchschnittlich gute Arbeitsgruppe haben", lobt Reif seine Kollegen. So seien immer mehr Anfragen eingetrudelt. Eine dieser Anfragen kam vor gut sechs Jahren aus Spanien.

Was fehlte, war der Verschluss



Die Planungen für das rund 130 Millionen Euro teure Teleskop auf dem Roque de los Muchachos unter Beteiligung zwei weiterer deutscher Firmen waren schon weit fortgeschritten - was fehlte, war der Shutter. Und so entwickelten und bauten das Elektronik-Labor in Bonn und die Mechaniker in Schalkenmehren einen im Durchmesser 15 Zentimeter großen Verschluss für La Palma. "Dieser ist zwar nicht besonders groß, dafür aber höchst präzise", sagt Reif. Große Teleskope könne man sich wie Teleobjektive vorstellen, die detaillierte Aufnahmen machen und kleine Shutter brauchen.

Im Gegensatz dazu bauen die Feinmechaniker auf dem Hohen List derzeit an ihrem bislang größten Verschluss. Dieser wird 60 Zentimeter Durchmesser haben und nach Chile geliefert werden. Eingesetzt würde er dann in einem kleineren Teleskop, das aber wie ein Weitwinkelobjektiv weite Felder des Himmels aufnehme. Bislang war ein 50 Zentimeter großer Verschluss in einem Teleskop auf Hawaii das größte Projekt der Eifeler Spezialisten. Insgesamt haben sie schon fast 30 Shutter an große Observatorien auf der ganzen Welt verschickt. Wenn also nun das Astrophysikalische Institut der Kanaren mit dem Grantecan arbeitet, nutzt es nicht nur Mainzer Spiegelsegmente (Schott) und ein bayerisches Winkel-Messgerät (Heidenhain), sondern auch einen Eifeler Verschluss.

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