Der Appell: "Lasst uns weitermachen"

KYLLBURG/TRIER. Stille Lichterprozession vor dem Trierer Dom: Die Mitarbeiter der Katholischen Landvolkhochschule (KLVHS) Kyllburg machten am Samstag auf die drohende Schließung ihrer Bildungseinrichtung aufmerksam. Mehr als 300 Menschen aus der Region unterstützten sie dabei.

Im Trierer Dom feiern am Abend des 1. Mai zahlreiche Gläubige das Abendlob mit Bischof Reinhard Marx. Der Platz vor dem Dom aber füllt sich in dieser Stunde aus einem ganz anderen Grund. Eine Menschenschar bildet einen großen Kreis, hält brennende Kerzen in den Händen, ist stumm und betroffen. Die Landvolkhochschule in Kyllburg soll den Sparplänen des Bistums zufolge geschlossen werden (der TV berichtete). Dagegen regt sich mittlerweile Protest in der Region.Kyllburger erarbeiten Konzept für Fortbestand

Neben den 24 Mitarbeitern des Hauses sind viele weitere Teilnehmer bestürzt. Durch den Wegfall eines wichtigen Bildungsangebots für die Bevölkreung befürchten Kommunalpolitiker auch negative Folgen für die regionale Wirtschaft. "Wir erkennen die Notwendigkeit von Einsparungen an und sind dabei, ein Konzept zum Fortbestand zu erarbeiten, über das wir mit dem Bistum sprechen wollen", sagt der Leiter der Landvolkhochschule, Rudolf Meyer. Das soll Kosten einsparen und die viel gepriesenen Synergie-Effekte - etwa in der Zusammenarbeit mit dem benachbarten Priesterhaus in St. Thomas - nutzen. Meyer und sein Team verweisen auf die gute Auslastung ihres Hauses: Rund 10 000 Übernachtungen und eine Ausweitung auf 271 Veranstaltungsangebote in diesem Jahr belegen die hohe Akzeptanz der Einrichtung. Die Menschen wollen nicht einfach so hinnehmen, dass fast 50 Jahre positives Wirken der Landvolkhochschule einer kirchenpolitischen Entscheidung zum Opfer fallen sollen. "Es regieren zur Zeit Rechenmaschine und Rotstift. Die Inhalte, die dahinter stehen, werden dabei ausgeblendet", bemerkt Mathilde Reichertz, die in der Aufbauphase Verantwortung getragen hat. "Die Menschen, die zu uns kommen, sehen das Haus als Anlaufstelle für viele ihrer Probleme. In Kyllburg erleben die Teilnehmer so viel praktizierten Glauben wie kaum an einer anderen Stelle. Das wird uns immer wieder bestätigt", betont Rudolf Meyer. "Wir denken, dass unser ruhiges Zeichen an diesem Abend auf fruchtbaren Boden fällt", hofft er.Verantwortliche des Bistums nehmen nicht Stellung

Dass sich der Bischof ihren Anliegen direkt stellt, diese Hoffnung der Menschen vor dem Dom erfüllt sich nicht. An diesem Abend gibt es keine Stellungnahme der Kirchenverantwortlichen. Die Dämmerung legt sich über das Geschehen, und der Schein der Kerzen beginnt heller zu leuchten. Die Stimmung ist gedrückt. Martha Fuchs sagt: "Ich war oft zu Kursen in Kyllburg, habe Impulse und Anregungen bekommen. Es tut mir sehr leid, wenn das Haus geschlossen wird. Als Mutter habe ich dort viel Entspannung und neue Kraft für den Alltag gefunden". Otto Böcker, Bürgermeister der Stadt Kyllburg: "Das Bistum hat sich das sicher alles gut überlegt. Dennoch meine Bitte: Das Problem nicht nur aus der Sicht des Buchhalters betrachten, sondern auch die menschliche Seite einbeziehen". Die Demonstranten singen das Kirchenlied "Lobet den Herrn", tragen ihre Kerzen am Wohnsitz des Bischofs vorbei und hoffen darauf, dass er sie hört. Ein Gebet bildet den Abschluss. Es bezieht die Hoffnung und den Wunsch ein: "Lasst die Kirche im Dorf und die Landvolkhochschule in Kyllburg!" Siehe hierzu auchSeite 5

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