Der Bedarf ist nicht zu leugnen

DAUN. Die Martin-Luther-King-Schule (MLK-Schule), eine Schule zur Erziehungshilfe in Traben-Trarbach, will eine Außenstelle im Kreis Daun eröffnen. Gemeinsam mit der Schulaufsicht und dem Dauner Jugendamt werden in der ersten Ferienwoche konkrete Planungen aufgenommen.

"Der Bedarf ist nicht zu leugnen. Es stellt sich nur die Frage, wie wir damit umgehen", sagt Regierungs-Schulrat Herbert Klein. Er bezeichnet die MLK-Schüler als "kreativ in ihren Verhaltensweisen". MLK-Schulleiter Manfred Schmitz macht die Schwierigkeiten der Schüler mit "sozial-emotionalem Förderbedarf" - so der Fachbegriff - deutlich: "In der Regel scheitern sie in der Regelschule und werden ausgeschlossen. Sie sind laut, frech, widerborstig und verlassen den Unterricht nach Lust und Laune. Ein normaler Umgang ist meist nicht möglich." Dies habe mit krimineller Energie nichts zu tun. Oft stecke "ein Knoten im familiären Konstrukt dahinter". Bereits neun Schüler aus dem südlichen Kreis Daun (Verbandsgemeinden Kelberg und Daun) besuchen die MLK-Außenklasse in Großlittgen oder die Zentrale in Traben-Trarbach. Vier von leben in Heimen, die anderen fünf zu Hause. "Das sind oft horrende Fahrzeiten bis zu zwei Stunden täglich", erklärt Schmitz. Deshalb war Ende März ein Treffen zwischen den Schulleitern der Hauptschulen im Kreis, der Kreisverwaltung (Jugendamt und Sozialdezernat) und der MLK-Leitung. Ein weiteres Treffen mit der Schulaufsichtsbehörde folgt in der ersten Ferienwoche. Schmitz: "Ein Standort für eine weitere Außenstelle an der Kyllschiene wäre ideal." Bruno Esch, Schulleiter der Hauptschule Hillesheim, meldet einen Bedarf von fünf bis zehn Schülern an. Esch: "Die Förderzentren sind für die Problem beladenen Kinder die falsche Adresse." Rückblickend sei der Trend in den Auffälligkeiten in den vergangenen fünf Jahren eklatant gestiegen. Kollege Günter Mehles, Schulleiter der Regionalen Schule Gerolstein, schließt sich an: "Statt jahrelang an den Symptomen rumzudoktern, ist ein vorübergehender Besuch der MLK-Schule die optimale Lösung." Etwa jeder fünfte MLK-Schüler schafft wieder die Eingliederung in eine Regelschule. "Wir sehen uns als Durchlauferhitzer in Krisensituationen", sagt MLK-Chef Schmitz. Ebenso wie Gerolstein meldet auch Jünkerath einen Bedarf für jeweils "eine Handvoll Schüler" an. Raimund Geilenkirchen, Schulleiter der Graf Salentin Schule in Jünkerath: "Diese Arbeit ist von unseren Lehrern nicht zu leisten." Mehles unterstützt diese Aussage: "Wir haben eine Förderlehrerin für 14 Wochenstunden bei 500 Schülern. Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein." MLK-Schulleiter Schmitz erklärt die Arbeitsweise seiner Schule: "Wir geben den Kindern die Schule wieder als Struktur gebendes Element im Tagesablauf. Wenn der Knoten im Kopf des Schülers geplatzt ist, kann er wieder in die Regelschule zurück." Schmitz sieht die Finanzierung einer Außenklasse im Kreis Daun als unproblematisch an: "Das Land würde das Geld fürs Personal aufbringen." Die Kreisverwaltung befürwortet ebenfalls die Einrichtung. Pressesprecher Heinz-Peter Hoffmann: "Unsere Kostenbeteiligung von vier Euro je Kind je Tag ist günstiger als eine Heimunterbringung." Voraussetzung für die Aufnahme eines Schülers in die MLK-Klasse ist die Bereitschaft der Eltern, beim Jugendamt "Hilfe zur Erziehungshilfe" zu beantragen. Mitunter ein schwieriges Unterfangen. Elmar Richter, Leiter der Lebensberatungsstelle in Gerolstein: "Meistens sind die Eltern der verhaltensgestörten Kinder wenig kooperativ und finden den Weg nicht zu uns."

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