"Der Funke wird schon noch überspringen"

GEROLSTEIN. Wie kein anderer trägt das Radsportteam Gerolsteiner den Namen der Region während der Tour de France in die ganze Welt. Im TV -Interview äußert sich TW-Chef Hans-Peter Böffgen zur Kooperation der Ferienregion Gerolstein mit dem Radsportteam und Ideen, wie in Gerolstein Radsport-Euphorie erzeugt werden kann.

Herr Böffgen, welche Auswirkungen aus touristischer Sicht zeigte der zweimalige Start des Teams Gerolsteiner bei der Tour de France bislang? Böffgen: Die Kooperation besteht erst seit einem Jahr und ist für die Ferienregion mit mittel- und langfristigen Zielen angelegt. Deshalb ist uns sehr daran gelegen, den zum Ende dieses Jahres auslaufenden Vertrag um vier weitere Jahre zu verlängern. Tatsächlich messbar in Euro und Cent sind die Erfolge der Kooperation derzeit im Verkauf von Fanartikeln, mit konkreten Übernachtungsbuchungen im Umfeld der Veranstaltungen - Teampräsentation, Paris-Fahrten, Willkommensfeier, Erlebnis-Wochenende - sowie mit den Besucherzahlen und der Medienresonanz bei unseren Veranstaltungen. Hier sind wir mit der Entwicklung zufrieden. Welche langfristigen Ziele werden verfolgt? Böffgen: Viel wichtiger ist uns im derzeitigen Stadium der Zusammenarbeit der enorm steigende Bekanntheitsgrad der Region Gerolstein in unseren wichtigsten Zielgebieten Belgien, Niederlande, Rheinland und Ruhrgebiet. Hierauf möchten wir langfristige Strukturen aufbauen und uns mit gezielten Marketingaktionen unter anderem als frische, unverbrauchte, kompetente Radsport-Ferienregion etablieren. Der Ausbau des Radwegenetzes und die vorgesehene Errichtung des Mountain-Bike-Parks Vulkaneifel passen hierzu ideal. Es ist klar, dass erhebliche Investitionen in die Infrastruktur wie im Bereich des Bahnhofs zur Gleisüberquerung , der Ausbau der Radwege und die verbesserte Beschilderung notwendig und zum Teil auch schon in Planung sind. Was wird neben den Busfahrten zur Tour getan, um dieses Potenzial für die Region weiter zu nutzen?Böffgen: Die Busfahrten nach Paris - 2003: drei Busse mit rund 140 Leuten; 2004: vier Busse mit 190 Leuten - sind ein tolles Erlebnis, aber dennoch nur Teil eines Gesamtpakets. Schließlich ist es als Ferienregion unsere vorrangige Aufgabe, Gäste für einen Besuch im Gerolsteiner Land zu interessieren, und die hiesige Gastronomie/Übernachtungsbetriebe bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Konkret werden im September ein Erlebniswochenende für Urlaubsgäste mit Udo Bölts und zwei Fahrern des Teams in der Eifel sowie eine Journalistenreise durch die Radregion Eifel angeboten. Und in Fachmagazinen und Urlaubskatalogen wird das Team Gerolsteiner als Werbe- und Sympathieträger für die Urlaubsregion auftreten. In Gerolstein war trotz des Starts einer "eigenen" Mannschaft während der Tour nicht viel von Radsporteuphorie zu spüren? Wie könnte die Euphorie im Gerolsteiner Land während der Tour entfacht werden. Sollte man beispielsweise eine Leinwand aufstellen? Und: Sehen Sie es als sinnvoll an, in diese Richtungen überhaupt Anstrengungen zu unternehmen? Böffgen: "Radsporteuphorie" sollte man nicht ausschließlich an wehenden Fahnen und dekorierten Schaufenstern messen. Aber: Wir sind auf einem guten Weg, und schon im nächsten Jahr werden die Gäste im Gerolsteiner Land (nicht nur während der Tour de France) auf den öffentlichen Plätzen und Straßen, aber auch in den Geschäften und Betrieben deutlichere Bezugspunkte zum Team und noch mehr Radsport interessierte Menschen treffen. Was auf jeden Fall noch fehlt, ist ein gewachsener Radsportclub und ein sportlich ambitioniertes, hauptberuflich geführtes Radsportgeschäft mit Verleih und Reparaturservice. Das hört sich alles sehr zaghaft an. Also: Wird Gerolstein zur Radsport-Metropole werden können? Böffgen: Das Interesse am Radsport und dem Team Gerolsteiner ist in den vergangenen zwölf Monaten erheblich gestiegen. Für die überschäumende Begeisterung fehlt aus meiner persönlichen Sicht derzeit im Team noch die ganz große, unumstrittene deutsche Identifikationsfigur wie sie ein Michael Ballack, ein Michael Schumacher, ein Dirk Nowitzki oder auch ein Jan Ullrich darstellen. Das kann sich aber sehr schnell ändern, wenn Danilo Hondo, Fabian Wegmann, Ronny Scholz, Markus Fothen oder einem anderen (deutschen) Gerolsteiner der Durchbruch in die absolute Weltspitze oder Herrn Holczer mit der Verpflichtung eines Jens Voigt, Jörg Jaksche, Patrick Sinkewitz oder Andreas Klöden ein weiterer großer "Coup" gelingen sollte. Ich bin mir sicher: Der "Funke der Begeisterung" wird schon noch überspringen. Was halten Sie von der Idee, die Willkommensparty mit einem Radrennen durchs Gerolsteiner Land zu garnieren? Böffgen: Die Party wird in jedem Fall wieder montags stattfinden, denn im Mittelpunkt dieses Tages stehen die Fahrer. Sollte Danilo Hondo mit seiner Prognose (zwei Etappensiege in 2005) richtig liegen, gibt es hier ohnehin die "große Sause". Ein Radrennen würde ich persönlich lieber an einem Sonn- oder Feiertag veranstalten. Wir haben diesbezüglich bereits ,lose' Gespräche geführt und bleiben an dem Thema dran. Denkbar ist auch eine Bewerbung als Etappenziel der Rheinland-Pfalz- Rundfahrt. L Die Fragen stellte unser Redakteur Mario Hübner. Liebe Leserin, lieber Leser! Welchen Stellenwert sollte/könnte der Radsport in Gerolstein haben, wie kann die Euphorie entfacht werden, was wäre Ihrer Ansicht nach zu tun, damit Gerolstein ein Radsport-Eldorado wird? Schreiben Sie und bis Montag, 9. August, 12 Uhr, ein Fax, eine E-Mail oder einen Brief. Je prägnanter die Beiträge, desto größer die Chance, dass sie abgedruckt werden. Beiträge werden erbeten an die Redaktion des Trierischen Volksfreunds in Daun, Wirichstraße 3, 54550 Daun, E-Mail: eifel-echo@volksfreund.de, Fax 06592/963039.

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