Der Geschichte auf der Spur

Hermann-Josef Stolz aus Mehren ist ehrenamtlicher Mitarbeiter der Landesarchäologie, Außenstelle Trier, im Landesmuseum Trier. Daneben hilft er Dienststellen der US-Army bei der Klärung von Vermisstenschicksalen. Er sucht nach im Zweiten Weltkrieg abgestürzten Flugzeugen und nach steinzeitlichen, keltischen und römischen Hinterlassenschaften in der Vulkaneifel.

Mehren. Hermann-Josef Stolz (48) bezeichnet sich selbst als "multifunktionellen Heimatforscher". Allem, was von der Urzeit bis zur Neuzeit zu finden ist, ist Stolz auf der Spur. Die Funde auszumachen und zu erkennen, dafür benötigt er viel Fachwissen, das er sich im Lauf der Jahre als Autodidakt angeeignet hat. Er sagt: "Die archäologische Arbeit setzt sich aus mehreren Elementen zusammen; das heißt für mich, Hinweisen nachgehen, sie suchen und erkennen, Funde ausmachen, überprüfen, recherchieren und dokumentieren. Die daraus resultierenden Erkenntnisse werden der wissenschaftlichen Arbeit zur Verfügung gestellt."

Dieser interessanten Arbeit geht er mehr als 30 Jahre nach. Er zeigt seit seiner Kindheit großes Interesse an der Geschichte - und dazu gehören auch sehr erfolgreiche Vermisstennachforschungen, die meist den Tod von amerikanischen Flugzeugpiloten im Zweiten Weltkrieg bestätigen.

Bisher hat er fast 100 Absturzstellen von Flugzeugen gefunden; er konnte sie durch Hinweise von Augenzeugen, aus Archiven im In- und Ausland und eigenem Wissen lokalisieren. Nicht nur in Mehren, sondern auch in Schalkenmehren, Demerath oder Weiersbach. Seine Erfahrung und vor allem seine geschulten Augen sind wie der Metalldetektor zu Werkzeugen geworden, mit denen er die Absturzstellen oder archäologischen Fundstellen wie zum Beispiel eine keltische Siedlungsstelle in Gillenfeld aufspürt.

Stolz pflegt Kontakte nach England und in die USA und war dort bei Veteranen zu Besuch. Vor zehn Jahren hat er die Uniform eines tödlich abgestürzten amerikanischen Piloten von dessen Tochter erhalten, Zeitungen in Übersee haben mehrfach über seine Aufgabe berichtet. Und so haben auch Abteilungen des amerikanischen Verteidigungsministeriums mit ihm Kontakt aufgenommen. "Man sollte neugierig sein, was unter der Erdoberfläche ruht. Und auch in den nahen Wäldern und Fluren verbirgt sich viel historisches Ungeahntes", sagt Stolz. Aus kleinsten Metallteilen und darin eingestanzten Nummern kann er den Flugzeugtyp feststellen, und das gibt dem 48-Jährigen erste Hinweise für die Recherche, wann, wie und warum ein Flugzeug abgestürzt ist. Für seine intensiven Bemühungen um die Flugzeugabstürze hat er auch besondere Geschenke erhalten. So haben ihm einige Amerikaner und Engländer ihre persönlichen Erinnerungsstücke an die getöteten Piloten geschenkt.

Doch nicht nur die jüngere Vergangenheit der Vulkaneifel beschäftigt den Hobby-Archäologen. In der Gillenfelder Tourist-Information stellte er auch ein für die Region sehr bedeutendes Keltengrab eines Stammesoberhauptes nach, das er vor mehr als zehn Jahren entdeckt hatte. Die Rekonstruktion ist mittlerweile auch in Sonderausstellungen im Hunsrück (Belginum) und Bayern (Manching) ausgestellt worden.

Aber auch andere Museen wie zum Beispiel das Bonner Landesmuseum waren von seiner wissenschaftlich-fachlichen Rekonstruktionsarbeit so beeindruckt, dass er gebeten wurde, eine Bronzesitula (Bronzeeimer) für das umgebaute Museum zu erstellen. Auch drei bisher unentdeckte und nicht erfasste römische Siedlungsstellen hat er im Umkreis von Mehren gefunden. Sein Archiv ist reich gefüllt: Neben alten Dokumenten, Karten und Bildern lagern dort auch Funde und Flugzeugtrümmerteile, die einen Einblick in die Eifeler Vergangenheit von der Steinzeit bis zur Neuzeit geben. Einige seiner Funde sind aber auch im Gerolsteiner Naturkunde-Museum und im Landesmuseum Trier.

Stolz geht bei seiner Arbeit akribisch zu Werke. Jede Entdeckung wird von ihm genau dokumentiert, registriert und teils fotografiert und wandert zur Begutachtung ins zuständige Landesmuseum Trier. Und seine Funde und Erkenntnisse dienten bereits als Grundlage für wissenschaftliche Arbeiten wie Magister- und Doktorarbeiten. Zuletzt war er Initiator von mehreren Magnetometer-Untersuchungen, die in Strohn, Gillenfeld, Ellscheid, Saxler und zuletzt auf Weinfelder Gebiet durchgeführt wurden.

Zu seiner Arbeit nimmt er auch manchmal seine Kinder Matthias und Hanna mit, die beide schon erfolgreich waren. Tochter Hanna hat die größte Gefäßrandscheibe dieser Machart des Kreises Daun gefunden. Besonders hat sich der Archäologe gefreut, als er einmal eine Bronzestatue ausgrub. Stolz ist stolz auf seine Arbeit und hat sein Wissen den Verfassern von Dorfchroniken zur Verfügung gestellt. Sein Interesse an der Vergangenheit der Vulkaneifel ist ungebrochen.

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