Jahrhundertealter Bauernhof: Hofnachfolger steigt als Molkereimeister in den Familienbetrieb in der Eifel ein

Kerpen-Loogh · Die Ursprünge des heutigen landwirtschaftlichen Betriebs von Michael und Ursula Gröner in Loogh liegen im Jahr 1728. Nun beginnt - nach einer beispielhaften Entwicklung in den zurückliegenden Jahrzehnten - mit dem Einstieg von Sohn Gero Gröner ein weiteres Kapitel der Hofgeschichte. Am "Tag des offenen Hofes" (siehe Extra) stellt sich der 24-jährige Molkereimeister den Besuchern vor.

Jahrhundertealter Bauernhof: Hofnachfolger steigt als Molkereimeister in den Familienbetrieb in der Eifel ein
Foto: Brigitte Bettscheider (bb) ("TV-Upload Bettscheider"

Dass Gero Gröner eigentlich Architekt werden wollte, kann man heute allenfalls noch an seinem schwarzen Hemd erkennen - Architekten wird ja nachgesagt, dass sie schwarze Hemden lieben. "Ich habe mich als Kind überhaupt nicht für die Landwirtschaft interessiert", erzählt er. Erst durch den Ausbau des Käsereibetriebs sei sein Interesse geweckt worden, und der Gedanke, das Werk der Eltern fortzuführen, habe ihn immer mehr gepackt.Abschluss mit Note 1


So absolvierte Gero Gröner nach dem Abitur am St. Matthias Gymnasium in Gerolstein (2011) zunächst eine Ausbildung zum Milchtechnologen. Theorie: an einer Fachschule in Oldenburg (Niedersachsen), Praxis: in einem Betrieb in Burscheid (Nordrhein-Westfalen), Abschluss: mit der Note Eins. Er arbeitete als Geselle und schaute sich als Praktikant in Betrieben bundesweit um. Er besuchte die Meisterschule, entwickelte im Rahmen seiner Meisterarbeit eine eigene Rezeptur für einen Camembert, schloss die Meisterprüfung mit Eins als Jahrgangsbester ab.

Und stieg am 1. Juni 2016 als Molkereimeister in den elterlichen Betrieb in Loogh ein. Dort entsteht zurzeit ein weiteres Gebäude für die Käsezubereitung, denn schon im September soll Gero Gröners Kreation eines Weichkäses als "Eifel Camembert" in die Produktpalette aufgenommen werden. "Bis jetzt läuft es bestens", sagt er und erklärt mit Blick auf seine Tätigkeiten in Produktion, Vertrieb, Marketing und Management: "Die Arbeit ist sehr vielseitig, jeder Tag ist anders."Eigene Akzente


Dass eines ihrer beiden Kinder die Hofgeschichte (siehe Hintergrund) nun fortschreiben will, bezeichnen die Landwirtschaftsmeister Ursula (55) und Michael Gröner (57) als "Riesenglück". Ihre Kinder sollten sich ihren Beruf frei wählen, das sei immer ihr Grundsatz gewesen. Tochter Christiane (30) ist Rechtsanwältin. Und Sohn Gero soll nun im Betrieb von Anfang an eigene Akzente setzen dürfen - nicht nur mit dem "Eifel Camembert". Eines seiner ersten Projekte ist, den Mittagstisch von Montag bis Samstag im Gröner Hof Restaurant um ein Frühstück am Samstagvormittag zu erweitern. "Dafür bin ich ganz allein zuständig, und ich habe jede Freiheit", betont er. Noch jemand ist glücklich über Gero Gröners Einstieg: sein Großvater Nikolaus Rätz. "Zusammen mit seinen Eltern bin ich sehr froh über unseren tüchtigen, viel versprechenden Hofnachfolger", sagt der 88-Jährige, der ebenfalls den Meistertitel trägt.Extra

Beginn ist um 11 Uhr. Die Eröffnung durch das Ehepaar Gröner und die Vorstellung von Gero Gröner ist um 11.30 Uhr. Um 14 Uhr startet eine geführte, etwa sieben Kilometer lange Rundwanderung auf dem "Genuss-zu-Fuß-Weg" mit Stationen im Landgasthaus Schröder in Niederehe und im Kleinen Landcafé in Kerpen. Auf dem Gröner Hof gibt es ganztägig Livemusik, und es ist ein Landschafts- und Porträtmaler in Aktion. Es werden Kutschfahrten angeboten sowie Betriebsführungen. Auf dem kulinarischen Programm stehen hofeigene Produkte sowie Moselwein. bbExtra

Die Geschichte des heutigen Familienbetriebs Gröner lässt sich bis in das Jahr 1728 zurückverfolgen. Bis 1951 ist es ein kleiner Bauernhof im Besitz der Familie Bonzelet, deren Tochter Maria sich 1951 mit Nikolaus Rätz aus Leudersdorf verheiratet; sie sind die Eltern von Ursula Gröner. Das Ehepaar führt den Betrieb zunächst im Nebenerwerb. Nach Stallneubau und Meisterprüfung als Landwirt in den 1960er Jahren betreibt Nikolaus Rätz den Hof mit Milchvieh und Ackerbau hauptberuflich. 1981 legen Tochter Ursula und ihr aus Köln stammender Mann Michael Gröner die Meisterprüfung als Landwirte ab, übernehmen und vergrößern den Betrieb durch Stallneubauten (1981 und 1991). Sie steigen in die Direktvermarktung ein und bauen einen Schlachtbetrieb (1988), gründen die erste Käserei und den Hofladen (1999), vergrößern die Käserei (2001) und bauen das Gröner Hof Restaurant mit Schaukäserei (2007) und einen Reiferaum (2012). Am 1. Juni 2016 steigt Gero Gröner in das Unternehmen ein. Für September 2016 ist die Eröffnung der Weichkäserei geplant. bb

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