Der Mann vom Landratsamt

DAUN. (bb) Um seinen 70. Geburtstag herum wird es zu haben sein: Franz Josef Ferber arbeitet an der Endfassung seines fünften Buches. Der Arbeitstitel heißt: "Erzählungen aus dem Landratsamt". Es ist eine Mischung aus ernsten und lustigen Geschichten mitten aus dem Leben der Menschen in der Vulkaneifel.

Aufzeichnungen aus den 45 Jahren, in denen Franz Josef Ferber beim Fürsorgeamt und in der Abteilung Schulen und Kultur tätig war, gibt es nicht. "Ich habe alles im Kopf," sagt der pensionierte Kommunalbeamte. Fotos sind auch rar. Trotzdem bekommen die meisten Geschichten ein Bild: Der Künstler Walter Wilde (Daun-Waldkönigen) ist dabei, Schwarz-Weiß-Aquarelle zur Illustration des neuen Ferber-Buches zu malen. Es ist das fünfte eigene Buch des Regionalautors. Gedrucktes gibt es aber weitaus mehr von ihm. Ferber hat sich an 29 Heimtjahrbüchern des Kreises Daun beteiligt. Er ist Mitautor einiger Eifeljahrbücher und der Begleitbücher zu den Ausstellungen des Arbeitskreises "Eifeler Museen" sowie weiterer regionalgeschichtlicher Werke. 1996 erschien in für ein Regionalwerk ungewöhnlich hoher Auflage sein Bildband "Vulkaneifelheimat - Bilder aus dem Kreis Daun 1900-1950". Die mittlerweile vergriffenen Erzählbände heißen: "Wie's daheim war - Kinder- und Jugendjahre im Eifeldorf" (1995), "Näh, näh Härr Landroath...! - Heiteres aus dem Eifeler Landratsamt" (1998) und "De Pann opp de Desch! - Anekdoten aus der Vulkaneifel" (2000). Die neuen "Erzählungen aus dem Landratsamt" handeln von den Begegnungen mit vielen interessanten Menschen, die Ferber während seiner Dienstzeit beim Landratsamt Daun, der heutigen Kreisverwaltung, hatte. Besonders während der 30 Jahre beim Fürsorge-/Sozialamt habe er viel Schicksalsträchtiges erlebt. Etwa als ein spanischer Gastarbeiter bei Gillenfeld tödlich verunglückte und der Leichnam in seine Heimat überführt werden sollte. Oder als ein arbeitsloser Mittfünfziger auf der Behörde erschien; er nahm sich in der Nacht darauf das Leben, den Lebensmittelgutschein, den Ferber ihm zur Linderung der ersten Not ausgestellt hatte, noch in der Jackentasche. Er erinnert sich auch an den unglaublichen Redeschwall einer Bäuerin und an die Aufklärung eines Einbruchdiebstahls in einem Museum. Franz Josef Ferber ist 1935 in Bonn geboren, hat in Hörschhausen (VG Kelberg) die Kriegs- und Nachkriegsjahre erlebt ("besonders schwierig, weil der Vater nicht heimkehrte"). Er besuchte im Nachbarort Katzwinkel die Volksschule und war Schüler des ersten Jahrgangs der Handelsschule in Daun. Als er 1952 seine Lehre beim Landratsamt begann, gehörte er dort zur ersten Generation der Lehrlinge nach dem Krieg. Er legte die Verwaltungsprüfungen für den mittleren und gehobenen Dienst ab. Er war beim Sozialamt Sachbearbeiter und stellvertretender Abteilungsleiter. "Da hat man viel Verantwortung und wenig Erfolgserlebnisse", bringt Ferber die drei Jahrzehnte auf den Punkt. Wenn er sagt: "Da konnte ich mich entfalten!", bezieht er dies auf die Zeit als Abteilungsleiter für Schulen und Kultur, zuletzt als Leiter der "Fachstelle für Kultur". Bis 1987 hatte Ferber - inzwischen längst Ehemann und Vater von zwei Kindern - seinen Lebensmittelpunkt in Hörschhausen; seither lebt die Familie in Daun.

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