Designer kommen auf die Ziege

GILLENFELD/TRIER. Ein professionell entworfenes Logo ist nicht nur etwas für große Unternehmen: In Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Trier (FH) entstand ein neues Markenzeichen für den Vulkanhof - einen kleinen Direktvermarkter aus Gillenfeld. Aus Sicht von Wirtschaftsförderern ist die Kooperation - die auch Anerkennung beim rheinland-pfälzischen Design-Preis fand - beispielhaft.

Am Anfang war der Zufall: "Ich wollte eigentlich nur in Daun Schuhe kaufen", erzählt Direktvermarkterin Inge Thommes-Burbach, "und kam mit der sehr kompetenten Verkäuferin ins Gespräch. Sie entpuppte sich als Studentin für Kommunikationsdesign an der FH in Trier, und ich hatte schon länger über ein neues Logo nachgedacht..."Kunden bevorzugen schlichtes Design

Selbst gestaltetes Briefpapier und Etiketten spiegelten aus Sicht der Hofbetreiberin einfach nicht die handwerkliche Qualität des Ziegenkäses wider, der vom Vulkanhof unter anderem den Weg in etliche Nobelrestaurants und Delikatessenläden in Deutschland findet. Zur Akquise weiterer Abnehmer mit ähnlichem Niveau war es notwendig, ein entsprechendes "corporate design" zu kreieren. Die Direktvermarkterin nahm Kontakt mit Professorin Anita Burgard auf, die im Fach Kommunikationsdesign an der FH Trier lehrt, wie Messeauftritte, Verpackungen und Ausstellungen in die beste optische Form gebracht werden. "Wir haben vorgegeben, dass die Natürlichkeit und Unverfälschtheit des Kreislaufes, in dem der Käse hergestellt wird, im neuen Logo ausgedrückt werden sollen", schildert Thommes-Burbach ihren Teil der Zusammenarbeit mit den am Projekt beteiligten Studenten. Die statteten dem Hof einen Besuch ab und lieferten - inspiriert von der Landschaft der Vulkaneifel, vom Bauernhof und von dessen Produkten - eine Fülle von Entwürfen. "Die Auswahl fiel uns schwer", erzählt die Hofinhaberin, aber Tests mit Kunden gaben den Ausschlag für ein schlichtes Design mit zwei stilisierten Ziegen. Eine Frage ist für alle kleinen Unternehmen wichtig, wenn es um professionelles Design geht: Die agenturüblichen Kosten, die ein neues "corporate design" verursacht und die auch von der FH Trier nicht unterboten werden, weil öffentliche Einrichtungen keine Konkurrenz zur Privatwirtschaft aufbauen sollen, sind meist kaum refinanzierbar. "In Zusammenarbeit mit der IHK haben wir Fördermittel für die Kooperation zwischen Betrieb und FH beantragt", erläutert Alfred Bauer, Chef der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Daun-Vulkaneifel (WFG), den Ablauf. Er war um Unterstützung gebeten worden, "denn die Entwicklung gemeinsamer Projekte von Betrieben und Hochschulen wollen wir als WFG gezielt verstärken." Mit Mitteln des Beratungsprogramms für Innovations- und Technologietransfer (BITT) wurde die Hälfte der Kosten finanziert. "Aus unserer Sicht ist das, was jetzt mit dem Vulkanhof und der FH entstanden ist, vorbildlich für die praktische Initiative von kleinen Unternehmen, mit der Wissenschaft zu kooperieren", sagt Bauer. Die Drittmittel aus der freien Wirtschaft seien überdies für die Sicherung des Studienbetriebs sehr wichtig, erläutert Burgard den Nutzen für ihren Fachbereich. Durch den Realitätsbezug der Arbeit für den Vulkanhof, die sich auf dem Markt behaupten muss, habe das Lernen mehr Nachdruck als bei fiktiven Projekten. Das neue Logo fand auf Anhieb auch Zustimmung bei der Jury des Designpreises Rheinland-Pfalz 2004 im Bereich Kommunikationsdesign. "Design ist ein effizientes Instrument zur Darstellung von Produktqualität und Individualität eines Unternehmens", heißt es in der Dokumentation zur Preisvergabe, "oftmals lautet die Frage: Design oder Nicht-Sein." Originalität, medienadäquate Umsetzung, die kommunikative Kraft mit Zielgruppenorientierung und die formale Schönheit und Sinnlichkeit der Entwürfe wurden beurteilt. Aus 115 eingereichten Beiträgen wurden 15 ausgewählt: Neben dem Entwurf für den Vulkanhof fanden unter anderem Arbeiten für die Projektgesellschaft Landesgartenschau sowie für die Stiftung Natur und Umwelt in Rheinland-Pfalz die Anerkennung der Jury, ferner eine Broschüre für die gilles.tooling KG in Wittlich, Vorspanne für Sendungen des ZDF oder eine Spielemappe für das Historische Museum der Pfalz in Speyer.

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