Dialekt-Produkte aus Daun: Nach Karten, Tassen und Tüten gibt es nun ein Kinderliederbuch

Daun · "Et deet sich jet": In der Tat hat sich einiges getan, seit Sven Nieder, Tim Becker und Thomas Probst im vergangenen Jahr mit einer Karte mit der Aufschrift "Da je" an den Start gegangen sind. Das Sortiment ist stetig gewachsen, dank der anhaltenden Nachfrage aus dem ganzen Bundesgebiet nach Produkten mit Mundart-Aufdrucken. Das neueste Projekt ist ein Buch mit Kinderliedern - in Platt, versteht sich.

 Erfolg mit einer (Schnaps-)Idee: Thomas Probst, Tim Becker und Sven Nieder präsentieren das Kinderliederbuch und andere Produkte in der Druckerei in Daun.TV-Foto: Klaus Kimmling

Erfolg mit einer (Schnaps-)Idee: Thomas Probst, Tim Becker und Sven Nieder präsentieren das Kinderliederbuch und andere Produkte in der Druckerei in Daun.TV-Foto: Klaus Kimmling

Foto: klaus kimmling (kik), Klaus Kimmling ("TV-Upload kimmling"

Auch wenn es längst nicht mehr "Muttersprache" aller Eifeler ist: Das Platt lebt und hat immer noch seinen Platz im Alltag - und das ist auch gut so! Und es taugt auch für eine kleine - oder unterdes nicht mehr ganz so kleine - Erfolgsgeschichte, die im vergangenen Jahr begonnen hat. Geboren aus einer klassischen Schnapsidee, obwohl die Initiatoren nach wie vor beteuern, nüchtern gewesen zu sein.Nur eine Karte geplant

Die (Schnaps-)Idee: Platt-Begriffe und -Redewendungen auf Karten zu drucken. Wobei: Vom Plural "Karten" war zunächst keine Rede. Sven Nieder (40), Tim Becker (43)und Thomas Probst (50) hatten lediglich vor, eine Karte mit der Aufschrift "Da je!" zu drucken, gefertigt auf einer alten Maschine der Druckerei Schneider in Daun.

Mittlerweile sind 30 Dialekt-Begriffe und -Redewendungen im Postkartenformat im Angebot, hinzu kommen Tassen sowie Einkaufstaschen wie die Dauner Tuut und der Dauner Béidel.

"Wir hatten keine richtige Vorstellung, ob unsere Sachen ankommen würden. Es hätte ja nur ein Strohfeuer sein können, tatsächlich gibt es nach wie vor starke Nachfrage.

Und die kommt nicht nur aus der Eifel selbst, sondern aus dem ganzen Bundesgebiet", freut sich der aus Birresborn stammende Fotograf Sven Nieder, der - kleiner Schönheitsfehler - des Platts allerdings nicht richtig mächtig ist. Aber dafür hat er ja den promovierten Kulturwissenschaftler und gebürtigen Dauner Tim Becker. Er hat sich intensiv mit dem Platt und damit auch der nicht einfachen Rechtschreibung beschäftigt. Als "nicht zu erwartende Erfolgsgeschichte" wertet er den bisherigen Verlauf.

Lässt sich der Erfolg in Zahlen belegen? "Im fünfstelligen Bereich, aber ganz genau wissen wir es wirklich nicht", sagt Nieder. Tim Becker hält es zur Präzisierung mit vor allem einer in Trier gebräuchlichen Maßeinheit: "Einigen wir uns darauf: Milljunen Karten und Tassen sind verkauft worden."

Becker ist 2014 nach 21 Jahren wieder in die Eifel zurückgekehrt, ähnlich wie Sven Nieder, der 15 Jahre in der Welt unterwegs war. Für sie ist die Eifel eine Gegend mit Zukunft, von der sie sagen: "Et deet sich jet". Wozu sie nun etwas Neues beisteuern: ein Kinderliederbuch mit Eifeler Liedern. Tim Becker und Michael Frangen haben das 40-jährige Bestehen der Musikschule des Landkreises Vulkaneifel zum Anlass genommen, zwölf Lieder zusammenzustellen - die auf Platt gesungen werden, versteht sich. "Es war ein großer Spaß, sich auf die Suche nach den musikalischen Überlieferungen aus der Vulkaneifel zu machen", erzählt Becker als Vorsitzender der Musikschule. "Gemeinsam mit vielen Unterstützern konnten wir echte Schätze heben", ergänzt Musikschul-Geschäftsführer Frangen.

Die Stücke stammen aus dem gesamten Jahreskreis, von Karneval bis Weihnachten, vom Osterklappern bis zum Ringelreihen.

Besonders freuen sich Becker und Frangen darüber, dass die bekannte Mundartsängerin Sylvia Nels aus Rittersdorf (Eifelkreis Bitburg-Prüm) zwei ihrer Lieder beigesteuert hat: "Uhn et Usterhäaschen" und "Nikläsche kimmt". Eine ist mit von der Partie, die der Dialekt völlig fremd war: Die in Daun wohnende Grafikerin Kattia Salas, die schon in Costa Rica und Taiwan gelebt hat, hat das Buch illustriert.

Das Werk, erschienen im Eifelbildverlag von Sven Nieder, "soll vor allem aber auch Anregung geben", sagt Tim Becker, "eigene Lieder-Varianten zu erkunden und an die weiteren Generationen weiterzugeben, denn es gibt sie in vielen Variationen, nicht selten sind sie sogar von Dorf zu Dorf unterschiedlich. Wir freuen uns über jede Rückmeldung."
Beim Buch allein wird es nicht bleiben: Elf Schulen aus der Vulkaneifel haben sich bereiterklärt, die Lieder für eine CD einzusingen, die im Frühjahr 2017 erscheinen soll.

Das Eifeler Kinderliederbuch "De Hohner plecke de Bloome", erschienen in einer Auflage von 2000 Exemplaren im Eifelbildverlag, hat 56 Seiten und kostet 12,90 Euro, wovon ein Euro in die pädagogische Arbeit der Musikschule fließt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort