Dicke Luft zur Halbzeit

DAUN. Zehn Mädchen aus den neunten und zehnten Schuljahren der Hauptschulen Daun und Niederstadtfeld nehmen am Projekt "WG auf Zeit" teil. Wegen Meinungsverschiedenheiten gab es schon den ersten Knatsch.

 Allen Konflikten zum Trotz: Die Mädchen sind sich einig, dass sie ein "tolles Team" sind.Foto: Brigitte Bettscheider

Allen Konflikten zum Trotz: Die Mädchen sind sich einig, dass sie ein "tolles Team" sind.Foto: Brigitte Bettscheider

Nach und nach versammeln sich Anne, Barbara, Denise, Eva, Julia, Kathrin und Sabrina rund um den Wohnzimmertisch. Es ist Samstag; vor knapp einer Woche sind sie und drei weitere Mädchen im Dauner Ferienpark angekommen, haben zwei Bungalows in Beschlag genommen und waren gespannt, wie es miteinander sein wird. Alle haben die Regeln unterschrieben

Es dauert eine Weile, bis sie sich auf das vereinbarte TV -Gespräch einlassen. Zu sehr sind sie mit der Situation beschäftigt, dass zwei aus ihren Reihen am Morgen "vorübergehend" nach Hause geschickt wurden. "Klar haben wir alle die Regeln unterschrieben", erklärt eines der Mädchen. Als es dann aber zum Konflikt kam, hätten sie von den Betreuern "etwas mehr Kompromissbereitschaft" erwartet. "Da war aber nichts zu machen", erzählen die Mädchen. Um welchen Konflikt es ging, wollen die Jugendlichen nicht gerne preis geben. Nur soviel: "Wir hatten wohl ein bisschen viel Besuch". Schulsozialarbeiter Bernd Berenz ist für das Projekt verantwortlich und wird dabei von acht pädagogischen Fachkräften unterstützt. Er bedauert, dass einige Vereinbarungen nicht ernst genug genommen wurden. "Wir Erwachsenen werden von den Teilnehmerinnen als Kontrollinstanz gesehen, nicht als Chance", sagt er. Ideal wäre, wenn die Betreuer überhaupt nicht auf Regelverstöße hinweisen müssten. Aber gerade dies sei zum Tagesgeschäft geworden. "Und jetzt sind wir frustriert!" Da lenkt eines der Mädchen ein: "Ich finde es toll, dass ihr nicht einfach alles hinschmeißt." Die WG-ler auf Zeit verbringen zwei Wochen gemeinsam in einer Unterkunft in der Nähe der Schule und gestalten zusammen das tägliche Leben. Sie gehen von dort aus zur Schule, machen Hausaufgaben, kaufen ein, kochen und halten die Wohnung in Ordnung. Freizeitaktionen werden gemeinsam geplant. Abends treffen sich alle zum Gedankenaustausch. Zwei der Mädchen haben einen Wochenend-Job und sind dafür "beurlaubt"; ein anderes verabschiedet sich zu einer Familienfeier. "Ich habe mich angemeldet, weil ich wissen will, wie selbstständig ich bin", erklärt Eva. Sie will Krankenschwester werden und wird während der Ausbildung in einem Wohnheim leben - unter ähnlichen Bedingungen, wie sie sie bei der "WG auf Zeit" erfährt. Probleme auch ohne Mama und Papa regeln

Julia wird ebenfalls während ihrer Ausbildung zeitweise nicht bei den Eltern wohnen können. Kathrin und Anne sehen das Projekt als Test: "Wie ist es, wenn wir nicht auf unsere Eltern angewiesen sind sondern auf uns selbst?" Für Sabrina steht im Vordergrund, ob sie gut mit anderen Menschen zurecht kommt. Barbara und Denise wollen sich darüber klar werden, ob sie Probleme auch ohne Mama und Papa regeln können. Einig sind sich die Mädchen, dass sie ein "tolles Team" sind: "Wir halten gut zusammen, auch wenn eine Mist baut - und wir bilden keine Grüppchen". Alle hoffen, dass die beiden, die heimgeschickt wurden, wieder zurückkommen. "Diese Möglichkeit besteht", sagt Bernd Berenz. Das Projekt wird finanziert durch Beiträge der Teilnehmerinnen sowie durch Unterstützung des Fördervereins der Hauptschule Daun, des Dorint-Hotels, der RMV, des Kreises Daun und der Verbandsgemeinde Daun.

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