"Die Ängstlichen schauen immer um sich"

DAUN. Die Sorgen der Eltern über Gewalt bei Kindern und Jugendlichen nimmt zu. Methoden und Ansätze zur Vorbeugung vermittelt das Grundschulprojekt "ich-du-wir: sind stark!". Die Klasse 4c der Grundschule Daun hat die Probe gemacht.

 Spannend und abwechslungsreich: Auch Spiele wie Knieball gehören zum Konzept des Projekttages.Foto: Gabi Schüller

Spannend und abwechslungsreich: Auch Spiele wie Knieball gehören zum Konzept des Projekttages.Foto: Gabi Schüller

Teresa und Zita finden das Thema Gewalt "sehr wichtig". Die beiden sind konzentriert bei der Sache. So wie ihre 20 Mitschüler und Klassenlehrerin Hetti Thielen. Projektleiterin Anja Geishecker und ihr Assistent Ulf Bergemann machen die Sache spannend, abwechslungsreich und "einfach". Spiele und Übungen bestimmen den Vormittag. Auf dem Stundenplan steht das Projekt "ich-du-wir: sind stark!" zur Gewaltprävention. Kinder haben das richtige Gespür

Am Beginn stehen Fragen: Wie nehme ich mich selbst wahr? Und wie sieht der andere mich? Dazu wird jedem Kind ein Blatt Papier auf den Rücken geklebt. Mitteilungen wie "Du bist hübsch", "Du bist gut in Sport", "Du bist empfindlich", "Du bist eine gute Freundin", verraten den Mädchen und Jungen - meist gute - Eigenschaften, die sie noch gar nicht an sich selbst beobachtet haben. Im zweiten Projektteil erarbeiten die Kinder konkrete Situationen, in denen Gewalt eine Rolle spielt: Was kann ich tun, damit mir so schnell nichts passiert? Wie verhalte ich mich im Fall von Gewalt? "Wer würde eher Opfer von Gewalt?", fragt Anja Geishecker in die Runde: "Menschen, die ängstlich sind oder die sich selbstbewusst verhalten?" Für die Antwort haben die Kinder das richtige Gespür. Julia meint ganz richtig: "Die Ängstlichen schauen immer um sich." Stimmt. Und so setzen sie für potenzielle Täter unbewusst ein "Opfer-Signal". Um aber gar nicht erst Opfer von Gewalt zu werden, erarbeiten die Schüler "Anti-Opfer-Signale", Zeichen von Selbstbewusstsein: Gerader, zügiger Gang, entschlossener Blick, deutliche Aussprache und eine feste Stimme, Nein-Sagen ohne Schuldgefühle - auch im Schrei-Ton, der erst einmal geprobt wird. Auch die Gruppenbildung gehört zur Vorbeugung. Antworten auf Fragen der Kinder ergänzen das Thema. Ein Beispiel: "Was ist Selbstbewusstsein?" Geishecker: "Wenn du dich stark fühlst." Eine innere Stärke sei damit gemeint, erklärt sie. Fragen, warum ein Mensch einem anderen etwas Böses tut, tauchen auf. Die Täter, erklärt die Projektleiterin, würden "sich in Wirklichkeit schwach fühlen". Sie würden aber gerne stark wirken, und suchen sich deshalb Gewalt-Opfer aus. Doch erst einmal muss eine Gefahr erkannt werden. Und dann? Was tun? Auch das "erfahren" die Kinder. Sie erfassen schnell, worauf es ankommt: Laut um Hilfe rufen, weglaufen, sich aus einer Umklammerung herauswinden, Erwachsene um Hilfe bitten. Die Projektleiterin ermutigt die Kinder, über einen Vorfall unbedingt zu sprechen. Wie eine Gefahr zu erkennen ist, wird den Kindern im Spiel "Schleichfuß" veranschaulicht. Mit geschlossenen Augen müssen sie sich ganz auf ihr Gehör und Gefühl verlassen, um die "schleichende Gefahr" früh genug zu erkennen und sie zu stoppen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort