Die Frikadelle in uns allen

Vom vierwöchigen Kochlehrling zum Briefträger, Kaufmann, Polizisten und schließlich zum Kabarettisten - da hat man schon etwas zu erzählen, wenn man Rheinländer ist und die richtige Schnüss dafür hat. Mit seinem neuen Bühnenprogramm "Kalles Kiosk" präsentierte sich Kalle Pohl im Hillesheimer Hotel "Augustiner Kloster" einem begeisterten Publikum.

 Schwein gehabt: Kalle Pohl in Hillesheim. TV-Foto: Helmut Gassen

Schwein gehabt: Kalle Pohl in Hillesheim. TV-Foto: Helmut Gassen

Hillesheim. (HG) Von Mainz kommend machte Kalle Pohl auf Wunsch von Buchhändlerin Monika Kramp in Hillesheim eine Zwischenstation, bevor er in seine Wahlheimat Köln zurückkehrte. Welch ein Glücksfall für rund 70 Gäste (es hätten ruhig ein paar mehr sein können), die anderthalb Stunden lang einen Kabarettisten der Extraklasse erlebten. 168,5 Zentimeter geballte Fröhlichkeit und Frohnatur präsentierten sich da auf der Bühne des Hotels "Augustiner Kloster", eben ein Spaßvogel, der auch noch mit dem Akkordeon gut umgehen und dazu ganz passabel singen kann. "Kalles Kiosk" heißt das neueste Programm des 56-jährigen Karl-Heinz Pohl, der von 1997 bis zum Ende der Show 2005 einen Stammplatz bei "7 Tage - 7 Köpfe" hatte, einer der erfolgreichsten TV-Comedysendungen Europas, bei der auch der unvergessene Rudi Carrell mitwirkte.Pohl ist ein wahrer Tausendsassa auf der Bühne, ein bisschen Zappelphilipp mit gestikulierenden Händen und tausend Sprüchen zu allen Gelegenheiten des Lebens, dessen Gags aber immer sitzen und das Publikum zum Jubeln bringen. Sein Motto bei allem: Man darf ruhig blöd sein, Hauptsache man ist schlau. In "Kalles Kiosk" lässt Kabarettist Pohl den Kiosk seines Onkels, in dem er so oft war, auf der Bühne wieder auferstehen und präsentiert dem Publikum ein Sammelsurium von Geschichten, Einsichten und Weisheiten, die man so am Kiosk bekommt. Das darf auch mal die "Melancholie eines Kioskbesitzers sein, der sich von seinen Frikadellen verabschieden muss". Seine Weisheit daraus: Steckt nicht in jedem von uns ein bisschen Frikadelle, denn übergebraten bekommen wir doch alle mal eins. Wer es noch nicht wusste: Der Kiosk, so Kalles Erkenntnis, ist ein Makro-Mikrokosmos, an dem sich geradezu ideal das ganze Leben mit seinen vielfältigen Facetten abspielt. Ob es das Thema Ehe ("nach den Gladiatorenkämpfen haben die Christen die Ehe erfunden") und Familie ist ("da versuchen die Eltern, ihren Kindern das Sprechen beizubringen, und dann sollen sie später den Mund halten"), Kommunikation, Altwerden, Jogger ("Samstagabend ist Brunftzeit für Jogger"), Raucher, die Zeitung mit den dicken roten Buchstaben oder Jugendsprache - an Kalles Kiosk gab es von allem etwas zu hören, was die Lachmuskeln in Wallung versetzte.

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