Die Kapelle und die Kinder

Bergweiler · Traditionell wird Anfang August in Bergweiler die Fintenkirmes gefeiert. In diesem Jahr gibt es darüber hinaus noch einen besonderen Anlass: Die kleine Kirche gibt es in ihrer heutigen Form seit genau 300 Jahren.

 Die Fintenkapelle steht außerhalb von Bergweiler. TV-Fotos (4): Nora John

Die Fintenkapelle steht außerhalb von Bergweiler. TV-Fotos (4): Nora John

Foto: (m_wil )

Bergweiler Die kleine Kapelle unterhalb von Bergweiler liegt etwas abseits. Dennoch ist sie recht bekannt, nicht zuletzt, weil ein Autobahnparkplatz an der A 60 nach ihr benannt ist. Aus verschiedenen Richtungen führen kleine Wirtschaftswege zu dem Gebäude, das im Jahr 1717 neu aufgebaut wurde. Zum letzten Mal saniert wurde das kleine Gotteshaus im Jahr 2005. Dabei wurde festgestellt, dass der Wiederaufbau im Jahr 1717 exakt und maßgenau auf alten Fundamenten fußte.
Genaueres die Motivation, die damals dazu führte, die Kapelle neu aufzubauen, ist nicht bekannt. Doch wie Kurt Eckstein vom Kultur- und Heimatverein Bergweiler schreibt, gibt es alte mündliche Überlieferungen. Danach sollen die Bewohner des nahe gelegenen Fintenhofes die Errichtung der Kapelle veranlasst haben, um für die Gesundung eines kleinen Jungen zu danken.
Das soll, so die Überlieferung, für großen Zuspruch gesorgt haben, sodass 1741 der Anbau einer Kanzel erfolgte. Wie Eckstein schreibt, enden die Darstellungen der Ereignisse immer wieder in schönen Legenden. Aber auch in späteren Zeiten wurde die Madonna der Kapelle angerufen, wenn es um Krankheiten der Kinder oder Kinderlosigkeit ging. Darauf weist auch ein Schild außerhalb des kleinen Gotteshauses hin.
Erstmals erwähnt wird die Kapelle 1656 in der damaligen Pfarrfiliale Bergwiler, die zur Pfarrgemeinde Heidwiler gehörte. 1669 wird sie namentlich als Kapelle St. Helenae Impoeratoriae zu Finten in einem Visitationsprotokoll des Landkapitels Piesport bekundet. Zwischen 1669 und 1717 muss die Kapelle nach den Erkenntnissen der Historiker wohl baufällig gewesen, zerstört oder niedergebrannt worden sein. Genau ist es bis heute nicht bekannt. Bis Ende des 18. Jahrhunderts soll die Fintenkapelle immer in Verbindung mit dem Fintenhof gestanden haben. Die Pflege, Ausschmückung und Reinigung übernahmen nachweislich bis zum zweiten Weltkrieg die jungen ledigen Dorfmädchen. Nach einem Erlass der Reichsregierung von 1935 mussten die Mädchen aber dem Bund der Deutschen Mädchen beitreten. Aus Verärgerung, Trotz, Trauer, Hoffnung und Glauben sollen dann verzweifelt auf Angehörige wartende Frauen oder die Geschwister Betroffener die Reinigung und Pflege übernommen haben. Unmittelbar nach der Gründung der Frauen- und Müttergemeinschaft Bergweiler im Jahr 1956 haben dann die Mitglieder bis heute die Arbeiten übernommen. Auch die Renovierung im Jahr 2005 hat der Verein mit Unterstützung der Bergweilerer Bürger und einigen Gönnern übernommen.
Heute ist die Fintenkapelle mit dem Auto erreichbar. Wer von Bergweiler die A 60 überquert, biegt direkt danach rechts ab und kommt dann rasch zu der Kapelle.Extra: WALLFAHRT UND FINTENKIRMES

 Babywäsche zeugt von der besonderen Bedeutung der Kapelle, wenn es um das Wohl der Kinder geht.

Babywäsche zeugt von der besonderen Bedeutung der Kapelle, wenn es um das Wohl der Kinder geht.

Foto: (m_wil )
 Die Frauen- und Müttergemeinschaft bemüht sich um die Pflege.

Die Frauen- und Müttergemeinschaft bemüht sich um die Pflege.

Foto: (m_wil )
 Besucher der Kapelle drücken ihre Dankbarkeit auf Tafeln aus.

Besucher der Kapelle drücken ihre Dankbarkeit auf Tafeln aus.

Foto: (m_wil )


Der Wallfahrtstag zur Fintenkirmes ist traditionell der erste Sonntag im August, in diesem Jahr also der 6. August. Die Prozession startet um 10 Uhr an der Pfarrkirche Bergweiler, um 10.30 Uhr beginnt in der Fintenkapelle ein feierliches Amt zu Ehren der Heiligen Helena. Nach der Heiligen Messe lädt die Frauen- und Müttergemeinschaft zum Festessen und Feiern in den Bürgersaal in Bergweiler ein, wo dann im Laufe des Nachmittags auch Kaffee und Kuchen gereicht werden. Gegen 16 Uhr wird Kurt Eckstein einen kurzen Vortrag mit einigen Bildern zur Fintenkapelle halten. Unterstützt wird die Frauen- und Müttergemeinschaft vom Musikverein Bergweiler und der Freiwilligen Feuerwehr.

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