Die Obere Kyll ist ganz oben auf dem Podest

BIRGEL. Beim Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" hat die Verbandsgemeinde Obere Kyll auf Kreisebene abgesahnt. Steffeln siegte in der Sonderklasse und Birgel in der Hauptklasse. In Birgel wird mächtig gejubelt.

"Huch-hu", rufen die Kinder der Birgeler Jugendgruppe "Schlossgespenster", als Landrat Heinz Onnertz den Sieg für ihr Dorf verkündet. Mit einer 35-köpfigen Delegation sind die Birgeler zur Endbesprechung gekommen. Sie bildet ein Drittel des Publikums aus allen acht Dörfern, die am Wettbewerb teilnahmen. Zusammenhalt zeichnet Birgel aus

Zum Fototermin mit dem TV und zur kleinen Siegesfeier kommen noch viel mehr. Kein Wunder also, dass "Zusammenhalt" das Wort ist, das am häufigsten auf die Frage, was Birgel auszeichnet, genannt wird. Beweise für den viel beschriebenen Zusammenhalt können die Bürger des 538 Einwohner-Dorfes etliche liefern. Ortsbürgermeister Günter Klinkhammer sagt: "Am Neubau des naturnahen Spielplatzes am Bürgerhaus haben Jugendliche 762 und Erwachsene 454 Stunden ehrenamtlich gearbeitet." Ein generationsübergreifendes Projekt. Landrat Onnertz erinnert sich: "Als bei der Begehung im Vorjahr die Jugendgruppe die Pläne für diesen Spielplatz präsentierte, war ich skeptisch, dass sie tatsächlich umgesetzt würden." Um so beeindruckter zeigte sich der Kreischef und nannte den Platz "Wahnsinn, und das nicht nur, weil 50 Tonnen Lava von Kinder- und Jugendhänden ausgebracht wurden". Petra Peters und Hildegard Crump, seit zehn Jahren Leiterinnen der Schlossgespenster-Gruppe, meinen unisono: "Das Miteinander ist gewachsen. Früher hätten wir alleine da gestanden. Heute helfen nicht nur Eltern, sondern auch Senioren mit." Richard Crump (74) spendiert für den Spielplatz die Einnahmen des Eintrittes zur Schau seiner großen Ausstellung von Nachbildungen von Maschinen, die mit Luftdruck betrieben werden. Axel Manderfeld (40) sagt: "Ins Miteinander werden die Kinder eingebunden, und ihre Ideen werden ernst genommen." In Birgel haben Jugendgruppen seit einem Viertel Jahrhundert Tradition. Aktuell existieren neben den "Schlossgespenstern" (14- bis 16-Jährige) noch die "Zauberwelt" (zehn- bis 14-Jährige), zwei Kindertanzgruppen und eine Mutter-Kind-Gruppe. Immerhin ist jeder vierte Einwohner unter 18 Jahren alt, und das wird so bleiben, weil jedes Jahr sechs Neugeborene dazu kommen. Damian Rütz (14) meint: "Birgel ist schön, weil ich hier viele Freunde habe". Das Quartett der zehnjährigen Julia, Marvin, Manfred und Kevin findet in Birgel "einfach alles schön". Für Karl Crump (69) ist der neu gestaltete Kapellenvorplatz "der schönste Fleck im Dorf". Crumps gärtnerisches Geschick wird von Landrat Onnertz besonders gelobt. Der Vorplatz zur über 500 Jahre alten Hubertus-Kapelle wurde in 322 Stunden ehrenamtlicher Arbeit schick hergerichtet. "Vereinsmeierin" Ulli Busch (39) ist Mitglied in fünf der acht Vereine. Sie sagt: "Alle helfen mit". Für Manfred Pick, Banker und Hobby-Viehzüchter, zählt vor allem der Erholungswert des Kylldorfes und die infrastrukturell günstige Lage mit Bahnanschluss. Allerdings lief nicht immer alles reibungslos. Onnertz bezeichnet das Baugebiet Richtung Sportplatz als "brutalster Fehler in der Bauleitplanung vor 30 Jahren". Für die Zukunft sollen Bauareale zur Abrundung des Dorfes geschaffen werden. Außerdem steht die Aufwertung des Radweges an. Edgar Steffes: "Die Radfahrer dürfen Birgel nicht einfach passieren, ohne hinterher zu wissen, wo sie gewesen sind." Denn auch Karla Grünenklee, die vor elf Jahren aus Düsseldorf nach Birgel zog, lobt die Einheimischen als "sehr aufgeschlossen". Für den ersten Beigeordneten Werner Crump, dessen Familie seit Generationen zu Birgel gehört, gibt es sowieso keine Alternative. Der 70-Jährige meint abschließend: "In Birgel lohnt es sich zu leben und zu sterben."

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