Die Patientin nicht allein lassen

DAUN. (bb) Die Vielfalt der Möglichkeiten in der Vorsorge, Therapie und Nachbetreuung von Brustkrebs war das Thema eines Informationstags, den das Maria-Hilf-Krankenhaus und der Verein "Frauenselbsthilfe nach Krebs" erstmals veranstalteten.

Subjektiv gesehen trifft die Diagnose Krebs den gesunden Menschen. Die Diagnose ist niederschmetternd und schockierend, das Leben ändert sich, die Frage: "Muss ich nun sterben?" drängt sich auf. "Kein Außenstehender kann sich in einen Krebspatienten hineinversetzen", erklärte Edda Lohmeier aus Mainz in ihrem Vortrag in Daun. Sie weiß, wovon sie spricht. Sie wurde Ende 1993 mit der Diagnose konfrontiert - und mit der Prognose, dass sie noch ein halbes Jahr zu leben habe. "Damals wusste ich vieles nicht. Woher auch? Heute bin ich voll berufstätig und habe zwei Ehrenämter", sagte sie. Die Ehrenämter hat sie beim Verein "Frauenselbsthilfe nach Krebs", den Vorsitz im Landesverband Rheinland-Pfalz/Saarland und die Leitung der Gruppe Mainz. Im vorigen Jahr brachte sie gemeinsam mit Karin Hörz, Sigrid Kannenberg und Maria Langshausen die Gruppe Daun/Vulkaneifel auf den Weg (der TV berichtete). Und wie sie jetzt mit viel Ausstrahlung und Selbstbewusstsein am Mikrofon stand und ihre Organisation beschrieb (siehe Hintergrund) und diese als "Segen für Betroffene und Angehörige" bezeichnete, war das glaubwürdig und überzeugend. Die Schirmherrschaft hatte Landrat Heinz Onnertz. "Gerne", sagte er, weil das Krankenhaus Daun einen wichtigen Punkt im Leben der Menschen in der Vulkaneifel darstelle und ein wichtiger Arbeitgeber sei. Mit dem Blick auf das Thema der Veranstaltung wünschte Onnertz, dass es den betroffenen Frauen und ihren Angehörigen Türen öffnen möge zu den Möglichkeiten der Medizin, Soziologie, Psychologie und Selbsthilfe. Geschäftsführer Franz-Josef Jax begründete die Initiative mit dem Anspruch des Maria-Hilf-Krankenhauses, Patienten in der mit ihrer Krankheit verbundenen Not nicht allein zu lassen. Der Gynäkologe und Belegarzt Peter Locher eröffnete die Vortragsreihe. Er sprach über Diagnostik ("Die häufigste Entdeckung geschieht bei der Selbstuntersuchung") und erläuterte das "Screening", das 2007 in Rheinland-Pfalz eingeführt wird. Dann werden alle Frauen im Alter von 50 bis 69 Jahre alle zwei Jahre zur Mammografie in besondere Praxen oder Zentren eingeladen; zwei geschulte Mediziner werten die Bilder aus. Locher skizzierte die Schritte nach einem auffälligen Befund sowie das Vorgehen, wenn die Histologie positiv ist. In jedem Einzelfall werde ein Operations- und Therapiekonzept erstellt. Als Risikofaktoren nannte der Arzt: über 60 Jahre alt zu sein, die erste Monatsblutung unter zwölf Jahren gehabt zu haben, nicht oder spät schwanger gewesen zu sein, gutartige Brustveränderungen gehabt zu haben und erblich belastet zu sein. Der Arzt für psychosomatische Medizin und Psychotherapeut Jürgen Schichterich (Kliniken Daun) gab einen Einblick in die Psycho-Onkologie mit ihren "ziemlich ermutigenden und viel versprechenden Ansätzen". Er empfahl frisch diagnostizierten Krebs-Patienten Stressmanagement, Problemlösungsstrategien und Gruppenunterstützung. "Dann nehmen Angst, Depression und Verzweiflung nachweislich ab, und die Lebensqualität nimmt zu", erklärte er. Auf dem Programm des ersten Brustkrebstages standen außerdem die Beiträge der Ärztin Antje Reinhardt ("Was Sport präventiv leisten kann") und des Internisten und Onkologen Adalbert Henzel ("Moderne Konzepte in der Chemotherapie") sowie die Ausstellung und Modenschau eines Sanitätshauses.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort