"Die USA sind eine große Insel"

KREIS DAUN. Der von den USA und Großbritannien geführte Krieg gegen den Irak macht hier lebenden US-Bürgern zu schaffen. Der TV fragte nach, wie sie die aktuelle Situation erleben und wie sie dazu stehen.

Vielleicht sehen das Amerikaner anders, die erst seit kurzemhier sind", geben die in der Eifel lebenden US-Bürgerinnen CherylOnnertz und Diana Grogan-Schomers zu Bedenken. Sie haben einesehr ablehnende Einstellung zum Irak-Krieg derBush-Regierung, undauch Phillip Peters äußert sich ganz klar: "Der Krieg ist nichtin Ordnung, darin ist kein Sinn zu sehen." Alle drei leben seitetlichen Jahren in Deutschland: Cheryl Onnertz kam 1976 der Liebewegen, genauso Diana Grogan-Schomers, die seit 1987 im Lande istund am Thomas-Morus-Gymnasium Englisch unterrichtet. PhillipPeters lebt seit rund 30 Jahren in der Eifel und war ursprünglichals "GI" in Spangdahlem stationiert. Auseinandersetzungen in den Familien

Heute tritt er dafür ein, dass Konflikte niemals als Krieg ausgetragen werden dürfen, außer in deutlicher Notwehr. "Doch die Iraker sind keine Terroristen, und im Grunde geht es nur um das Öl oder auch um Rache für Bushs Vater, der Saddam Hussein nicht beseitigen konnte." Peters hat mit niemandem in den USA über den Krieg diskutiert, auch sonst gilt: "Wir reden nicht darüber, weil niemand davon begeistert ist."

Onnertz und Grogan-Schomers haben sich dagegen mit ihren in den USA lebenden Verwandten über den Krieg auseinandergesetzt. Während die "religiös sehr liberale, politisch eher konservative" Familie von Cheryl Onnertz eher auf der Wellenlänge ihrer Tochter ist, sieht sich Diana Grogan-Schomers mit massiven Vorwürfen konfrontiert: "Anfangs habe ich keine fundierte Diskussion gewagt, doch als ich dann zum Boykott französischer Waren aufgefordert wurde, habe ich zurückgefragt, was das denn für ein Demokratieverständnis sei. Ich bekam aggressive Reaktionen und wurde als Verräterin bezeichnet."

Beide Amerikanerinnen hoffen, bei bald anstehenden Heimatbesuchen für mehr Verständnis für eine Ablehnung des Krieges werben zu können.

"Ich kann das Gefühl nachvollziehen, dass man die eigenen jungen Männer, die in den Krieg geschickt wurden, nicht im Stich lassen darf", versucht Cheryl Onnertz eine Erklärung für den äußerst emotionalen Umgang ihrer Landsleute mit dem Thema. Sie bestätigt Diana Grogan-Schomers Einschätzung, dass sich die Menschen in der Supermacht subjektiv tatsächlich in großer Gefahr und von vielen Europäern verlassen wähnen. Dennoch ist sie erschüttert, dass den Amerikanern die Sensibilität dafür fehle, was sie mit einem Krieg anrichten: "Die USA sind eine große Insel, sie wissen nicht viel von anderen Kulturen." Auch gäbe es dort, anders als in Europa, keine Erfahrungen mit dem Kriegsleid im eigenen Land.

Amerika nur bedingt ein "Schmelztiegel"

"Bei uns fehlt der Austausch", kritisiert Diana Grogan-Schomers. "Wir Amerikaner haben keine Tradition der politischen Auseinandersetzung, wir sehen immer nur ein einziges Weltbild und sind überzeugt, dass wir das Gute bringen." Das Bild vom weltoffenen "Schmelztiegel" für viele Kulturen und Überzeugungen widerlegen die Wahleifelerinnen: "Das trifft höchstens die Großstädte, ansonsten wird man oft als Feigling oder Intellektueller beschimpft. Und viele, die erst seit einer oder zwei Generationen in den USA leben, wollen beweisen, dass sie patriotischer sind als die Amerikaner selbst."

Unterschiedliche Definition von "Patriot"

Dabei sieht sich Cheryl Onnertz mit ihrer Ablehnung des Bush-Krieges durchaus als "Patriotin": "Ich fühle mich meinem Land sehr verbunden, gerade weil ich nicht zustimmen kann, wie es sich zur Zeit der Welt gegenüber verhält." Sie ist genau wie ihre Landsmännin besorgt, dass der mächtigste Staat der Welt nicht weise mit seiner Verantwortung umgeht und letztlich nur neue Fronten schafft, die seine Position und die politische Weltordnung gefährden. "Die müssen begreifen, dass sie Macht teilen müssen und dass nicht alle Menschen in der westlichen Kultur leben wollen."

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