Die Zwei von der Bude

GEROLSTEIN. Besonderes Jubiläum: Die Schausteller Elisabeth und Winand Classen kommen seit 50 Jahren mit der Schießbude und dem Kinderkarussell zur Gerolsteiner Kirmes. Sie kennen viele Geschichten und freuen sich über viele Stammkunden.

"Für mich ist hier in Gerolstein ein Traum wahr geworden", verrät der 74-jährige Schausteller Winand Classen verschmitzt grinsend. Vor 54 Jahren sei er, "noch ledig", während der Kirmes über die Hochbrücke gegangen. Mit Blick auf den Kirmesplatz habe er sich gewünscht, "da auch mal dabei zu sein". Classen stammt aus einer Dürener Schaustellerfamilie in der dritten Generation. 1951 war die Familie auf der Kirmes in Büscheich vertreten. Die Familie seiner späteren Ehefrau, übrigens seit fünf Generationen im Schaustellergeschäft, gastierte in Lissingen.Seit fünf Generationen im Geschäft

Der Funke sprang über, die Hochzeit folgte und 1955 standen die Classens mit einer drei Meter breiten Schießbude auf der Gerolsteiner Kirmes. "Damals noch direkt an der Straße, wo früher die Post war", erinnert sich Classen. Dann folgte ein Stellplatz an der Postbrücke mit Blick auf die Hochbrücke. Die Schießbude wurde immer größer: erst sechs, dann zehn Meter breit. "Hinter der Postbrücke stadtauswärts waren damals noch Gärten und nicht der Platz wie heute", erzählt Classen. Seit 25 Jahren hat er seinen Stammplatz auf dem Kirmesplatz an der Hochbrücke, gegenüber des Auto-Scooters. Das Ehepaar wohnt in Bausendorf. Elisabeth Classen kommt gerne nach Gerolstein. Die 75-Jährige sagt: "Wir kommen mit allen gut zurecht. Es gab noch nie einen Wortwechsel." Ehemann Winand ergänzt: "Das Publikum ist klasse. Viele Stammkunden halten uns die Treue - trotz der Konkurrenz." Väter kommen mit ihren Söhnen an "Classens Schützenhaus" und die Omas mit den Enkeln an "Classens Kinderkarussell", um eigene Erfahrungen aus der Kindheit aufleben zu lassen. Nicht nur die Preise für die Kunden haben sich geändert. Der Schausteller schaut auf das halbe Jahrhundert zurück: "Anfangs hatten wir eine ruhige Zeit, weil die D-Mark kam. Erst als die Leute alles hatten, ging es bei uns besser. Seit dem Euro geht es wieder abwärts." Er gibt ein Beispiel: "Früher hat das billigste Blümchen sieben Pfennig gekostet, heute 13 Cent." Den jeweiligen Trends müssen sich auch die Schausteller anpassen. Im Vorjahr war bei den Plüschtieren der Fisch "Nemo" der Renner. In diesem Jahr ist es das Krokodil "Schnappi". In dem Zwei-Mann-Betrieb Classen ist das Ehepaar von morgens bis abends im Einsatz. Unisono nennen die Classens die nötigen Disziplinen: "Starke Nerven, Freundlichkeit und Kinderliebe." Das Schaustellerehepaar schätzt die Unabhängigkeit und Selbstständigkeit ihres Berufsstandes. Neid auf die "Großen in der Branche" mit modernsten Fahrgeschäften kennen sie nicht. Winand Classen: "Große Attraktionen sind irre teuer. Große Betriebe haben oft auch große Sorgen." Über 20 Jahre hat der 74-Jährige in den Wintermonaten einen zusätzlichen Job bei einer Handelskette angenommen. 22 Feste in der Eifel und an der Mosel

Die Classens besuchen 22 Feste zwischen Gerolstein und Konz. Von Gerolstein geht es schon bald weiter zur Dauner Kirmes, dann nach Bruttig und dann nach Wittlich zur Säubrenner-Kirmes. Noch bis Dienstag wird in Gerolstein Kirmes gefeiert. Am Montag ist "Familientag" zu ermäßigten Preisen. Jeden Abend ist Live-Musik auf der Bühne des Vereins "Eifelbahn". Am Dienstag ist Markt in der Innenstadt und abends zum Finale das große Feuerwerk. Auf der Kirmes werden noch weitere Jubiläen gefeiert: Alfred Nerlich ist zum 40. Mal mit seinem Softeis-Stand auf dem Gerolsteiner Volksfest vertreten und der Verein "Eifelbahn" feiert sein "Zehnjähriges" am Sonntagabend mit zwei Live-Bands ab 18 Uhr.

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