Die Zwei "von der Kirche"

DAUN. Landrat Heinz Onnertz hat im Auftrag von Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) Erika Annen und Paula Klassmann die Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz verliehen. Die Frauen engagieren sich seit mehr als drei Jahrzehnten ehrenamtlich, besonders für kranke und alte Menschen.

Die beiden Frauen seien zunächst überhaupt nicht damit einverstanden gewesen, sich öffentlich ehren zu lassen, verrät Landrat Heinz Onnertz zu Beginn der Feierstunde. Schließlich hätten Erika Annen und Paula Klassmann aber ein Einsehen gehabt unter Berufung darauf, dass sie die Auszeichnung stellvertretend für alle Mitstreiterinnen entgegen nähmen." Trifft genau die Richtigen"

Seit 1970 besuchen Annen und Klassmann Pfarrangehörige im Krankenhaus, zu Hause und in Seniorenheimen, sie gratulieren Altersjubilaren, sammeln Geld für die Caritas und arbeiten in kirchlichen Gremien mit. "Die Auszeichnung trifft also genau die Richtigen", sagt der Landrat mit Blick auf "die guten Werke, die im Stillen getan und meist nur von den Betroffenen selbst bemerkt worden sind". Mit der Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz werde das jahrzehntelange Engagement der beiden nun auch öffentlich anerkannt und gewürdigt, sagt Onnertz. "Sie haben sich nicht nur in ihrer Pfarrgemeinde überaus verdient gemacht, sondern auch um die Stadt und den Landkreis", bescheinigt er Annen und Klassmann. Erika Annen ist 75 Jahre alt und stammt aus Neichen. Sie ist verheiratet mit dem ehemaligen Leiter der Dauner Hauptschule, Adolf Annen. Das Paar lebt seit 38 Jahren in Daun und hat zwei Söhne und eine Tochter sowie fünf Enkelkinder. Den Kranken- und Alten-Besuchsdienst hatte Erika Annen Anfang der 70er Jahre gemeinsam mit Ruth Ernst aus der Taufe gehoben, als sie als Mitglied des Pfarrgemeinderats in den Sozialausschuss gewählt wurde. Noch heute sei Ernst eine wichtige Ansprechpartnerin für sie, betont Annen. "Der Dienst macht mich froh," sagt Annen im TV-Gespräch. "Ich gebe ja nicht nur etwas, ich bekomme auch sehr viel zurück von den Menschen, denen ich begegne." Besonders tief berührt sei sie, wenn deutlich werde, dass der Tod nahe sei. Aber es gebe auch heitere Erinnerungen. So habe bei einem ihrer ersten Besuche in einem Männerzimmer ein Patient gemeint, wenn sie schon "von der Kirche" komme, könne sie bestimmt auch Rosenkränze reparieren. Sie habe den Rosenkranz mit nach Hause genommen, und ihr Mann habe ihn wieder repariert, erzählt Annen. Paula Klassmann feierte vor ein paar Monaten ihren 80. Geburtstag. Auch ihr Ehemann war Schulleiter: Michael Klassmann, langjähriger Rektor an der Grundschule Daun. Sie haben zwei Töchter, einen Sohn und sechs Enkelkinder. Die Familie hat ihren Lebensmittelpunkt seit 1958 in Daun. "Wir spüren, dass unser Besuch den Menschen gut tut", sagt Paula Klassmann über die Motivation, die sie mit den anderen Mitgliedern des Besuchsdienstes teile. Zwar sei sie trotz aller Routine immer noch etwas angespannt, bevor sie die Tür zu einem Kranken- oder Seniorenzimmer öffne, aber es sei ihr niemals eine Last. "Deshalb konnten wir auch nicht begreifen, dass wir für etwas geehrt werden sollten, das uns Freude macht," sagt Klassmann - eine Meinung, in der sie von Annen bestätigt wird. Die beiden Frauen sind auch Freundinnen. Sie lernten sich durch die gemeinsamen Aufgaben in der Pfarrei und im Vorstand des Dauner Zweigvereins des Katholischen Deutschen Frauenbunds kennen. Im Besuchsdienst werden sie von sechs weiteren Frauen unterstützt.

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