Die älteste Sängerin ist 88, der Dirigent 23

Gerolstein-Roth · Doppeldeutig: "Es ist für uns eine Zeit angekommen" heißt der Titel eines Lieds, das der Kirchenchor Cäcilia der Pfarrei Roth (mit Müllenborn, Kalenborn und Scheuern) beim Konzert am 28. Dezember singt. Und es ist das Motto des 70-jährigen Bestehens, das der Chor nun feiert.

Gerolstein-Roth. Weil auch aus Roth viele Männer im Zweiten Weltkrieg Soldat waren und der Männerchor aufgehört hatte zu existieren, rief der Lehrer Jakob Krost 1943 einen Kirchenchor mit Mädchen und Frauen und einigen wenigen älteren Männern ins Leben. Hans Elsen war der erste Dirigent. Geprobt wurde bei Familie Krämer im Wohnzimmer - in beengten Verhältnissen zwar, aber mit Klavier.
Göttlicher Beistand


Unter den Sängerinnen war von Anfang an auch die damals 17-jährige Tochter der Krämers, Susanne. Sie heiratete später nach Gerolstein und nahm den Namen Schimmels an. Inzwischen ist sie 88 Jahre alt. Und immer noch im Kirchenchor.
"Und darüber sind wir sehr froh", betonen beim Probenbesuch des Trierischen Volksfreunds übereinstimmend die Vorstandsmitglieder (siehe Extra) sowie der langjährige Vorsitzende Alwin Gehendges und der frühere Dirigent Alois Endres.
Sie singe sehr gerne, sie stamme ja aus einer sehr musikalischen Familie, erklärt Susanne Schimmels.
Wegen ihrer Verbundenheit zu ihrem Heimatdorf blieb sie auch nach der Heirat und dem Umzug nach Gerolstein dem Rother Kirchenchor treu. Jahrzehntelang kam sie selbst mit dem Auto zu den Proben und Auftritten. Heute sorgen Chormitglieder dafür, dass "Tant Sanni" abgeholt und wieder nach Hause gebracht wird.
An ungezählten frohen, festlichen und traurigen Anlässen wirkte sie im Chor mit. Als sei es gestern gewesen, erinnert sie sich an jenen Heiligabend in den 1950er Jahren, als sie die Messe auf Latein sangen und während des Credos der Strom ausfiel. "Wir haben im Dunkeln weitergesungen, als sei nichts geschehen, so gut waren wir vorbereitet", erzählt Susanne Schimmels.
Ein großes Ereignis - auch für den Kirchenchor - sei die Orgelweihe gewesen. Und die Geselligkeit sei immerzu gepflegt worden - mit Heringsessen, Cäcilienfesten und Bunten Abenden.
"Und darüber sind wir sehr froh", heißt es beim Rother Kirchenchor auch, wenn die Rede vom Dirigenten ist. Seit 2010 leitet der Musik- und Mathematikstudent Simon Hell (23) aus Densborn den Chor. Seinerzeit war Alwin Gehendges noch Vorsitzender, und die Episode, wie sein Chor an einen neuen Dirigenten kam, löst immer noch Heiterkeit aus. Gehendges war mit dem Fahrrad zum Sonntagsgottesdienst nach Densborn gefahren und hatte vor der Kirche Pfarrer Gerhard Schwan getroffen. Dieser bat ihn, eine Fürbitte zu formulieren. "Um einen neuen Chorleiter", schrieb Gehendges spontan auf. "Wir sind erhört worden", sagt er lachend mit Blick darauf, dass der Pastor ihm nach der Messe einen Zettel mit Simon Hells Namen und Telefonnummer zusteckte und dieser die Stelle annahm.
Und der junge Dirigent? "Super!", bringt er die Zusammenarbeit mit den 33 Sängern (darunter zehn unter 25 Jahren) des Kirchenchors Cäcilia der Pfarrei Roth auf den Punkt.Extra

Der Kirchenchor Cäcilia gibt sein Konzert zum 70-jährigen Bestehen am Sonntag, 28. Dezember, um 18 Uhr in der St. Antonius-Pfarrkirche im Gerolsteiner Stadtteil Roth. Neben dem Chor wirken mit: Christoph Leyendecker, Philipp Merkes und Andrea Schmitz (Trompete), Aike Fasen und Sven Lorig (Posaune), Benedikt Lorse (Orgel), Hermann Dahm (Gitarre), Mathis Hell (Percussion). Der Chor hat zurzeit 33 Mitglieder zwischen elf Jahren (Franziska Pinn) und 88 Jahren (Susanne Schimmels). Vorsitzende und Kassenwartin ist Claudia Kleis-Lenzen (Roth), zweiter Vorsitzender und Dirigent Simon Hell (Densborn), Schriftführer Andreas Igelmund (Roth), Notenwartin Theresia Meyer (Roth), Präses Pfarrer Ralf Pius Krämer (Gerolstein). Info: lenzen-kleis@t-online.de bb

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort