"Diese Plattmacherei hat System"

GEROLSTEIN/PRÜM. Die Postfilialen in Gerolstein und Prüm bleiben zumindest bis Ende 2005 bestehen. Darüber hinaus gibt es keine Bestandsgarantie. In neun 1weiteren Dörfern in der Eifel werden die Filialen Ende dieses Jahres geschlossen, teilte die Post mit.

Nach dem bereits vor wenigen Wochen verkündeten Beschluss der Deutschen Post AG, zum Jahresende in sieben Eifel-Dörfern (Bettingen, Dahnen, Dudeldorf, Hallschlag, Körperich, Spangdahlem und Winterspelt) die Postfilialen zu schließen oder in Agenturen und Stationen umzuwandeln (der TV berichtete) sowie zwei Agenturen in Bollendorf und Echternacherbrück dicht zu machen, legt das ehemalige Staatsunternehmen nun nach: In sieben weiteren Gemeinden im Kreis Daun - Densborn, Mürlenbach, Salm, Oberbettingen, Walsdorf, Ormont und Steffeln - und in zweien im Kreis Bitburg-Prüm - Orenhofen und Neidenbach - werden die Postfilialen zum Jahresende geschlossen. "Diese Orte werden ab Ende 2004 vom mobilen Postservice versorgt", teilte Post-Sprecher Heinz-Jürgen Thomeczek mit. Darunter ist zu verstehen, dass der Bürger eine Benachrichtigungskarte, aus der hervorgeht, welchen Service der Post er nutzen möchte (Briefmarken oder Päckchen anfordern etc.) in den Briefkasten wirft. Der Postbote wird dann den Auftrag erledigen und beispielsweise die gewünschten Briefmarken mitbringen. Erwartungsgemäß sorgte die Mitteilung einerseits für Aufatmen in den beiden Städten Gerolstein und Prüm, andererseits für Enttäuschung bis Empörung in den betroffenen Dörfern. So sagte Alfred Brück, Ortsbürgermeister von Densborn: "Die Art und Weise, wie mit den Gemeinden umgegangen wird, kann ich nicht gutheißen: Da wird rigoros ein Schluss-Strich gezogen - und Ende." Dabei war die Filiale in Densborn nach Ansicht von Brück "relativ gut frequentiert - wegen der Gewerbebetriebe, die ihre Postgeschäfte dort allesamt abgewickelt haben"."Die Post stiehlt sich aus der Verantwortung"

An diesem Punkt setzt auch die Kritik der SPD-Landtagsabgeordneten Astrid Schmitt an, die in Gerolstein ein klärendes Gespräch zwischen einem Postvertreter und den betroffenen Ortsbürgermeistern initiiert hatte. Sie sagt: "Auch auf Nachfrage hin legt die Post keine konkreten Zahlen vor, was eine Filiale einbringt und was mit einer Schließung gegenüber einer anderen Lösung gespart wird. Transparenz ist nicht gewollt." Über das Vorgehen der Post in diesem speziellen Fall aber auch allgemein ist auch Bernd Feltges, erster Beigeordneter von Oberbettingen (Verbandsgemeinde Hillesheim) verärgert. Er sagt: "Zunächst wurden die Leistungen in der Filiale nach und nach herunter gefahren, was immer mehr Kunden vergrault hat, und dann wird mit Verweis auf die schwache Frequentierung die Filiale geschlossen." Sein Fazit: "Die Post stiehlt sich nach und nach aus ihrer Verantwortung." In die gleich Kerbe schlägt der nach eigenem Bekunden "total verärgerte" Ortsbürgermeister von Walsdorf, Horst Kolitsch. Er sagt: "Diese Plattmacherei hat doch System." Was ihn neben dem rigorosen Vorgehen ("die stellen uns schlicht vor vollendete Tatsachen") erbost ist der Umstand, "dass wir im Dorf eine Alternative haben". So habe sich der Betreiber der Tankstelle im Ort bereits vor zwei Jahren mit der Bitte an die Post gewandt, eine Agentur einrichten zu dürfen. Kolitsch: "Da hätten die Post-Leute doch zu uns kommen können, um gemeinsam nach einer Lösung zu suchen." Ein Lösungsangebot unterbreitet hat auch Paul Hoffmann, Ortschef von Salm, dem Post-Vertreter bei einem kürzlich auf Initiative der SPD-Landtagsabgeordneten Astrid Schmitt in Gerolstein veranstalteten Gespräch. Er sagte: "Unsere Poststelle ist im Gemeindehaus. Da kann man über den Mietzins reden." Weiterhin mutmaßt er, dass es für die Post vielleicht günstiger komme, die Bedienstete, die in Salm wohnt, für einige Stunden die Woche weiter in Salm zu beschäftigen, als sie in eine weit entfernte Filiale zu versetzen. Auf die Einwände des Salmer und des Walsdorfer Ortsbürgermeisters hin, sagte Post-Sprecher Friedhelm Schlitt zu, nochmals prüfen zu lassen, ob andere Lösungen als die der Schließung in Frage kämen. Hoffmanns Kommentar dazu: "Hoffnung habe ich wenig."

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