Dörfer feiern ihre Geburtstage ganz groß

Das wohl größte Fest in der Ortsgeschichte steht mehreren Gemeinden bevor. Anlass ist für Nieder- und Oberstadtfeld, Gillenfeld und Weidenbach die erste urkundliche Erwähnung im Jahr 1016. Das wohl größte Fest in der Ortsgeschichte steht mehreren Gemeinden bevor. Anlass ist für Nieder- und Oberstadtfeld, Gillenfeld und Weidenbach die erste urkundliche Erwähnung im Jahr 1016.

Weidenbach/Oberstadtfeld/Niederstadtfeld/Gillenfeld. "Das Fest ist eine große Herausforderung für das Dorf", sagt Herbert Theisen, der Ortsbürgermeister von Weidenbach, mit Blick auf die für 2016 geplante 1000-Jahr-Feier. Eine Einschätzung, der Theisens Amtskollegen Karl-Heinz-Schlifter (Gillenfeld), Hubert Molitor (Oberstadtfeld) und Günter Horten (Niederstadtfeld) zustimmen, denn auch in diesen Orten in der Verbandsgemeinde Daun wird im kommenden Jahr der "runde Geburtstag" groß gefeiert.
Und das in einer bislang nicht gekannten Dimension: "Ein so großes Fest hat es bei uns noch nicht gegeben", sagen Theisen und Molitor.
Kein Wunder, dass mit den Vorbereitungen in manchem Ort schon vor zwei Jahren begonnen wurde. Chroniken sind in Arbeit, Ausstellungen werden vorbereitet, das Programm präzisiert, und so langsam geht es auch in die Personalplanung. "So mancher wird sich Urlaub nehmen müssen, wenn er an allen Tagen hilft", schätzt der Weidenbacher Ortsbürgermeister. Im April 2016 gibt es die erste Veranstaltung, wenn Ober- und Niederstadtfeld zum Auftakt gemeinsam feiern, Abschluss ist im Oktober (siehe Extra).
Lange unter Koblenzer Einfluss


Warum feiern ausgerechnet Nieder- und Oberstadtfeld, Weidenbach und Gillenfeld? Während heute Regierungen fast ständig tagen und Gesetze und Verordnungen erlassen, war dies vor tausend Jahren nicht üblich. Mittelalterliche Herrscher regierten nicht von einer Hauptstadt aus, sondern waren ständig auf Achse. Sie mussten möglichst "vor Ort" sein und den persönlichen Kontakt zu ihren Gefolgsleuten halten. Zu bestimmten Terminen wurden sogenannte Hof- oder Reichstage einberufen, so auch für den Oktober 1016 in der Königspfalz Frankfurt, wohin Kaiser Heinrich II. eingeladen hatte. Dabei wurden unter anderem ebenfalls Angelegenheiten besiegelt, die den heutigen Kreis Vulkaneifel betreffen.
So unterzeichnete der Kaiser am 17. Oktober eine Urkunde, die sich heute in der Stadtbibliothek Trier befindet. In ihr machte er dem Florinsstift in Koblenz ein Geschenk, um das ihn seine Frau, Königin Kunigunde, gebeten hatte. Er erlaubte dem Stift, zu ‚Gillivelt‘ das Markt-, Münz- und Zollrecht ausüben sowie alle damit verbundenen Einkünfte kassieren zu dürfen. Ein Indiz, dass der Ort bereits damals recht bedeutend gewesen war, sonst hätte der Kaiser ihm wohl kaum diese Rechte verliehen. Unter dem Einfluss und der Regierung des Koblenzer Stifts St. Florin verblieb Gillenfeld rund 800 Jahre, bis 1794. Einer der nächsten Tagesordnungspunkte bei dieser Reichsversammlung betraf die Ortschaften Weidenbach und Stadtfeld. Urold von Daun, 17. Abt im Kloster Prüm, hatte nahe der Abtei ein Stift gegründet. Damit diese genügend Einkünfte für ihren Lebensunterhalt hatten, übertrug Urold ihnen aus seinem ererbten Besitz die Güter in Witenbuoch (Weidenbach), Stadefelt (Stadtfeld) und Liudesheim (Lüxheim im Kreis Düren, Nordrhein-Westfalen).
Nun wurde der Kaiser am 17. Oktober 1016 durch die Erzbischöfe Poppo von Trier, Heribert von Köln und Erkanbald von Mainz sowie von den Bischöfen aus Bamberg, Augsburg, Würzburg, Worms sowie mehreren Grafen gebeten, zum einen das neu gegründete Liebfrauenstift unter seinen kaiserlichen Schutz zu stellen und zum anderen die Rechtmäßigkeit der Schenkung zu bestätigen.
Diesem Wunsch kam Kaiser Heinrich nach durch seine Unterschrift unter die Urkunde, heute ebenfalls im Stadtarchiv Trier. Wurde in der damaligen Urkunde lediglich ‚Stadefelt‘ genannt, womit höchstwahrscheinlich Niederstadtfeld gemeint war, so ist es dennoch völlig legitim, dass sein nachbarlicher Zwillingsort Oberstadtfeld ebenfalls dieser ersten urkundlichen Erwähnung mit einem großen Jubiläumsfest gedenken wird. avi/stsExtra

Der Startschuss für die 1000-Jahr-Feiern fällt am 23. April 2016 im Bürgerhaus Oberstadtfeld. Nieder- und Oberstadtfeld laden für diesen Tag gemeinsam ein: Zunächst gibt es einen offiziellen Akt, anschließend ein Fest für alle Stadtfelder. Es gibt aber auch noch eigene Veranstaltungen in den Orten: in Oberstadtfeld am 16. und 17. Juli, in Niederstadtfeld am 1. und 2. Oktober 2016. Der Termin fürs Fest in Weidenbach: 24. bis 26. Juni. Gillenfeld feiert die erste urkundliche Erwähnung am 10. und 11. September. sts

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