Drei starke Minuten

HILLESHEIM. Drei starke Minuten Film: Die Video-AG der Ganztagsschule (GTS) Hillesheim hat bei einem Wettbewerb des Südwestrundfunks (SWR) einen Sonderpreis gewonnen. Dabei waren die Mädchen und Jungen eigentlich gar nicht teilnahmeberechtigt.

TV-Besuch bei den Filmern an der Hillesheimer Ganztagsschule: "Hallo Kinder, wo ist denn euer..." "Meinen sie den Videofuzzi? Der ist da hinten!" Der Fuzzi heißt Christian Kleinhanß, ist einer von wenigen studierten Kulturpädagogen im Land und leitet seit Beginn des Schuljahrs die Video-AG im Nachmittagsprogramm der GTS. Er arbeitet im Auftrag des "Bildungszentrums BürgerMedien", das unter anderem von der Landesmedienanstalt getragen wird.Sonderpreis geschaffen

Macht er das gut? "Ja", sagt die achtjährige Kim-Melina Kurth. "Und er ist auch gaaanz nett!" Das mit dem "Fuzzi" hat übrigens nichts mit mangelndem Respekt der Schüler zu tun: "Die ganze Gruppe heißt so", erklärt Kleinhanß, "wir sind alle die Videofuzzis". Und sie sind erfolgreich: Vor ein paar Tagen haben die Kinder erfahren, dass sie beim Video-Wettbewerb der SWR3-Jugendsendung "Das Ding" einen Preis gewonnen haben, für ihren Kurzfilm zum Thema "Ich brauche eine Pause". Dabei hätten sie eigentlich gar nicht mitmachen dürfen. Der Wettbewerb war ausgeschrieben für Jugendliche ab 14 Jahren. Das sei aber aus den Teilnahme-Unterlagen nicht ersichtlich gewesen, berichtet Kleinhanß. Kein Problem, die Redakteure reagierten flexibel: Extra für die Hillesheimer schufen sie kurzerhand einen Sonderpreis - in Form einer Urkunde und einer Einladung nach Baden-Baden, samt Besichtigung des Senders und der Produktions-Studios von "Das Ding". Vier Medienpädagogen sind derzeit an rheinland-pfälzischen Ganztagsschulen im Einsatz. Das Projekt läuft zunächst bis 2007. Konrektor Christian Linden bekennt, wie froh die Schule über diese Möglichkeit sei: "Die Medienarbeit wäre sonst nicht finanzierbar und nicht realisierbar gewesen." Er lobt die Methoden des Medienpädagogen: "Er traut den Kindern einiges zu und gibt ihnen einfach die Kamera in die Hand. Wir hätten da schon wieder Skrupel, wegen möglicher Schäden und Kosten." Stichwort Medienkompetenz: Einerseits gehöre dazu die technische Komponente, sagt Kleinhanß: Wie bereitet man einen Dreh vor? Wie funktionieren Kamera und Mikrofon? Was geschieht im Schneideraum? Daher hat er den Jungfilmern gezeigt, welchen Einfluss ein "Cutter" auf das Rohmaterial ausübt: Er montierte ihre Aufnahmen erst einmal als "Quatsch-Version, um ihnen zu zeigen, wie sehr der Schnitt das verändert, was sie gedreht haben". Denn das führt andererseits direkt zum tieferen Sinn der Sache: "Im Hintergrund steht immer, dass die Kinder lernen, wie Medien funktionieren und wie sie manipulieren können. Sie sollen bewusste Mediennutzer werden, die einschätzen können, was ihnen vorgegaukelt wird." Der 30-Jährige hat seinen früheren Vollzeit-Job aufgegeben, um jetzt auf einer Dreiviertel-Stelle zu arbeiten. Offenbar macht die Arbeit ihm trotz geringerem Einkommen genau so viel Spaß wie den Kindern. "Das ist interessant, weil ich immer schon filmen wollte", sagt Dominik Breloer. "Weil es Spaß macht", ergänzt Mark-Oliver Hau. "Und weil wir was gewonnen haben", ruft Sven-Michael Hitz. Die Jungs sind schon auf dem Weg zum nächsten Dreh. Thema diesmal: "Gefühle", wie Maximilian Lausch sagt. Dazu fallen den Schülern sofort einige Begriffe ein: "Liebe, Wut, Hass... und Rückenschmerzen!"Auftritt bei der Medienmesse

Kim-Melinas Handy bimmelt, Mama ruft an und will wissen, wo die Tochter bleibt: "Ich muss dem Mann von der Zeitung ein paar Fragen beantworten, wir haben einen Preis gewonnen", sagt sie lässig. Anfang dieser Woche haben die jungen Medienprofis noch mehr Fragen zu hören bekommen: Auf Einladung der Initiative "Schulen ans Netz" durften sie bei der Bildungsmesse "Didacta" am Montag und Dienstag in Stuttgart über ihr Medienprojekt berichten, zusammen mit Lehrer Christian Linden und mit "Videofuzzi" Kleinhanß. Der Film der Hillesheimer Video-AG soll demnächst im Offenen Kanal Daun ausgestrahlt werden. Der Sendetermin steht noch nicht fest. Mehr zum Projekt bei der Landesmedienanstalt unter der Internet-Adresse www.lpr-ganztagsschule.de

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