Drogeneinsatz mit gezückten Waffen in Daun und gerolstein

Daun/Gerolstein · Erfolgreiche Schläge gegen Drogenkriminalität: Die Polizei hat nach umfangreichen Ermittlungen in Daun und Gerolstein fünf Verdächtige festgenommen, die inzwischen in Untersuchungshaft sitzen. Bei den Zugriffen wurden jeweils rund ein halbes Kilo Marihuana und Aufputschmittel mit einem Verkaufswert von knapp 10 000 Euro beschlagnahmt.

Der filmreife Zugriff erfolgte laut Auskunft der Polizei am Karnevalswochenende im Kasselburger Weg zwischen Pelm und Gerolstein in Höhe des Lokschuppens, wo die Straße eng und die Fluchtmöglichkeiten gering sind. Nachdem die Beamten, so berichtet die Polizei, das Fahrzeug der vier Verdächtigen, die auf der Rückreise von einem Großdealer aus Düren waren, bereits mit Zivilfahrzeugen verfolgt hätten, sei es an der Engstelle von beiden Seiten eingekeilt worden.Der Polizei bereits bekannt


Rund ein Dutzend Beamte nahm das Quartett fest - mit gezückten Waffen. Laut Polizei handelt sich um die beiden Hauptdealer, einen 24- und einen 18-Jährigen sowie die 18-jährige Freundin und einen 18-jährigen Fahrer, der eigens für den "Job" eingekauft worden war. Sie stammen aus den Verbandsgemeinden (VG) Daun und Gerolstein und sind laut Polizei bereits wegen Drogendelikten aufgefallen.

"Für ihr Alter sind das bereits richtige Granaten", sagt Hauptkommissar Martin Würschem, Hauptsachbearbeiter für Drogenangelegenheiten bei der Polizei in Daun. Im Wagen wurden laut Polizei mehr als 300 Gramm Marihuana sowie mehr als 100 Gramm Amphetamine sichergestellt - beides hat laut Polizei einen Verkaufswert von rund zehn Euro pro Gramm. Zudem habe griffbereit ein Elektroschocker bei den Drogen gelegen, der aber nicht gegen die Beamten eingesetzt worden sei. "Dennoch wirkt es sich erheblich taterschwerend aus, wenn bei Drogen eine Waffe mitgeführt wird - und ein Elektroschocker wird als solche eingestuft", sagt Würschem. Daher sei auch die Androhung von Waffengewalt "zum Selbstschutz" gerechtfertigt. Würschem: "Bei Leuten, die in diesem Stil mit Drogen dealen, ist mit allem zu rechnen."

Im Anschluss durchsuchte die Polizei samt Diensthundestaffel auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Trier noch die Wohnungen der Verdächtigen, wo weitere Drogen gefunden wurden. Die vier jungen Leute wurden dem Ermittlungsrichter vorgeführt und sitzen inzwischen in Untersuchungshaft. Dem Zugriff vorausgegangen waren monatelange Ermittlungen samt Telefonüberwachung. "So wussten wir von den Treffen mit dem Großdealer, wann sie unterwegs sind und welche Strecke sie fahren", berichtet Würschem. Um den Großdealer aus Düren würden sich die Kollegen aus NRW kümmern.Zwei weitere Zugriffe


Auf die Spur des Quartetts kam die Polizei unter anderem durch zwei weitere Zugriffe, von denen erst jetzt berichtet wird: Am 9. Januar war einer Streife eine 42-jährige Autofahrerin aus der VG Daun durch ihre unsichere Fahrweise aufgefallen. Die Frau stand laut Polizei erheblich unter Drogeneinfluss. Bei der Durchsuchung des Autos und später auch ihrer Wohnung stellten die Beamten gut 200 Gramm Amphetamine, rund 90 Gramm Marihuana sowie mehrere Ecstasy-Pillen sicher. Die 42-Jährige, gegen die bereits wegen eines Drogenvergehens ermittelt wurde, wurde festgenommen. Auch sie sitzt in Untersuchungshaft. Zudem wurde erst jetzt bekannt, dass die Polizei bereits im November 2015 Drogenrazzien in gut einem Dutzend Häuser und Wohnungen im gesamten Kreisgebiet gemacht hatte. Bei einem 21-Jährigen wurden mehr als 200 Gramm Amphetamine sichergestellt. Er wurde ebenfalls festgenommen und kam in Untersuchungshaft. Darüber hinaus beschlagnahmte die Polizei weiteres Amphetamin, Cannabis, 60 Ecstasy-Pillen sowie rund ein Kilogramm Kräuter und Kräutermischungen - besser bekannt als Legal Highs.

Durch deren Konsum ist bereits ein Mensch im Kreis gestorben, etliche junge Leute mussten auf der Intensivstation behandelt werden (der TV berichtete mehrmals). Würschem berichtet von einem speziellen Fund und den ebenso abenteuerlichen wie gefährlichen Produktionsabläufen: "Wir haben in einem Fall eine ganze Wanne Kräuter gefunden, die mit Tabak vermischt und in Aceton gebadet wurden. Dann wurden willkürlich Cannabinoide hinzugefügt. Letztlich weiß also niemand, was er genau konsumiert und wie stark das Zeug ist. Eine höchst gefährliche Sache." Gegen weitere Verdächtige werde ermittelt.

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