Durchbruch ist geschafft

GEROLSTEIN. Drei Agenturen beauftragt, Arbeitskreise einberufen, unzählige Sitzungen abgehalten, Papiere produziert, Bürgerforen veranstaltet: Rund fünf Jahre nach dem Start hat der Verbandsgemeinderat Gerolstein nun ein Leitbild für die Entwicklung des Gerolsteiner Lands verabschiedet. Dies soll nun den Bürgern vorgestellt und von den Ortsgemeinderäten abgesegnet werden.

Die Befürchtung, die wohl jedes Ratsmitglied hatte, formulierte CDU-Fraktionssprecher Klaus Schildgen als Frage: "Was ist zu beachten, damit dieses Leitbild nicht als Papier in der Schublade landet?" Die Antwort gab Karl Eggers, dessen Marketingberatungsfirma seit April 2005 damit beauftragt ist, die Leitbild-Entwicklung zu einem guten Abschluss zu führen. Stets ans gesamte Gerolsteiner Land denken

Er sagte: "Es ist vor allem die Selbstverpflichtung, sich an die vereinbarten Ziele zu halten." Und diese wurden für 15 zentrale Bereiche formuliert (siehe Hintergrund). Beispielsweise bedeute dies für die Politiker, nicht eine Entscheidung für eine Ortsgemeinde oder die Stadt zu treffen, sondern dabei stets ans gesamte Gerolsteiner Land zu denken. Doch gerade die dahinter steckende Idee eines Wir-Gefühls ist laut Eggers im Gerolsteiner Land bereits stark ausgeprägt. "Das ist ein wichtiges Ergebnis der bisherigen Arbeit, und damit sind Sie schon viel weiter als andere Regionen", lobte er und verdeutlichte dies an einem Beispiel. "Wenn ich sage, Pelm ist Gerolstein, kriege ich einen zwischen die Hörner. Wenn ich aber sage, Pelm ist Teil des Gerolsteiner Landes, ist das okay und mittlerweile auch akzeptiert." Lob kam auch von anderer Seite über das nun verabschiedete Ergebnis. So sagte FWG-Sprecher Klaus-Dieter Peters: "Dieses Konzept ist eine gute Sache. Es soll und kann uns als Richtschnur für unser künftiges Handeln dienen." Auch Tim Steen (Bündnis 90/Die Grünen) fand anerkennende Worte. Er sagte: "Durch den Leitbild-Prozess hat sich einiges zum Positiven gewendet. So ist auch die Verwaltung gegenüber neuen Ideen viel offener geworden." Dennoch kritisierte er am Konzept einen Mangel an Visionen und den Weg "von oben nach unten". Steen: "Andersherum wäre es richtig gewesen: Die Idee den Bürgern vorstellen und erst dann beschließen." Diesen Einwand aber ließ Bürgermeister Matthias Pauly (CDU) nicht gelten. Er erwiderte: "Wir sind in einer repräsentativen Demokratie, und da sollten die Mandatsträger auch ihre Verantwortung wahrnehmen." Im Übrigen seien zum einen die meisten Ideen in den Bürgerforen und Arbeitskreisen entstanden, die für jedermann offen waren. Zum anderen sei auch diese VG-Ratssitzung öffentlich. Konkurrenzkampf zwischen den Regionen wächst

Letztlich reichte es dennoch nicht zu einem einstimmigen Beschluss, da Steen sich dagegen aussprach, nachdem nicht alle seine Änderungsvorschläge vom Rat übernommen worden waren. Bis zum Jahresende ist nun vorgesehen, bei einer gesonderten Veranstaltung alle Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung, Institutionen und Vereinen über das Leitbild zu informieren, zudem die Unternehmer des Gerolsteiner Landes dazu zu befragen und anschließend die Bürger gesondert zu unterrichten. Hintergrund der mittlerweile mehrjährigen Bemühungen ist laut Chef-Koordinator Hans-Peter Böffgen der ständig wachsende Konkurenzkampf der Regionen "um die Kaufkraft ihrer Bürger, der Gäste und Touristen, um Infrastruktur und mittelzentrale Funktionen, um private Investoren, um knappe staatliche Fördermittel und um die Aufmerksamkeit der Medien". Durch "systematisches gemeinschaftliches Handeln von Politik, Wirtschaft, Verwaltung und den örtlichen Institutionen" soll daher erreicht werden, dass das Gerolsteiner Land gut augestellt ist.

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