Egal, weiter, immer weiter!

Schalkenmehren · 1500 Meter Schwimmen, 32 Kilometer Mountainbikefahren und 9,6 Kilometer Crosslauf: So lautete die Herausforderung auf der großen Vulkandistanz beim Cross-Triathlon in Schalkenmehren. TV-Redakteur Mario Hübner war zum ersten Mal dabei und berichtet von seinen Erfahrungen.

 An die Grenzen gehen: TV-Redakteur Mario Hübner (links) berichtet von seinen Erfahrungen bei seiner Cross-Triathlon-Premiere. Viele Hundert Zuschauer verfolgten den Wettkampf im Maar-Bad und an der Wechselzone. TV-Fotos (2): Holger Teusch

An die Grenzen gehen: TV-Redakteur Mario Hübner (links) berichtet von seinen Erfahrungen bei seiner Cross-Triathlon-Premiere. Viele Hundert Zuschauer verfolgten den Wettkampf im Maar-Bad und an der Wechselzone. TV-Fotos (2): Holger Teusch

Foto: Holger Teusch (teu), Holger Teusch ("TV-Upload Teusch"

Schalkenmehren. 1. August 2015, kurz vor 16 Uhr: Ich warte im Neoprenanzug mit Dutzenden Gleichgekleideter und -gesinnter zwischen zwei Boten im Schalkenmehrener Maar, dass endlich der Startschuss fällt und mein erster Triathlon beginnt. Fünf Monate intensiven Trainings habe ich hinter mir, stets begleitet von der Frage, die mich auch jetzt - kurz vor dem Start - noch umtreibt: Wird es reichen, um die Vulkandistanz durchzustehen - und zwar in einer für mich manierlichen Zeit? Nur Ankommen ist mir nach den vielen Trainingsstunden dann doch nicht genug. So weit die Theorie. Am Anfang fehlt der Rhythmus

Egal, weiter, immer weiter!
Foto: Holger Teusch (teu), Holger Teusch ("TV-Upload Teusch"

Nach dem Startschuss und den ersten 500 Metern Schwimmen - und dann noch ganz oft während des Wettkampfs - muss ich schmerzhaft feststellen: Grau ist alle Theorie, hier herrscht die Realität. Von Wunschzeiten kannst du dich rasch verabschieden! Die Aufregung fordert so viel Tribut, dass ich selbst in meiner stärksten Disziplin, dem Schwimmen, lange nicht in meinen Rhythmus komme, viele Teilnehmer an mir vorbeiziehen lassen muss und deutlich mehr Kraft verbrauche als geplant. Beim Radfahren bekomme ich schon nach einem Kilometer die Quittung: Meine linke Wade spricht mit mir. Jetzt schon! Oh weh! Ein Gutes hat das aber doch. Ruckzuck sind mein Ärger und die zusätzliche Aufregung darüber verraucht, dass meine neue "wasserdichte" Uhr schon beim Einschwimmen den Geist aufgibt, mein Radtacho nichts anzeigt und mich zu einem Reparaturstopp zwingt, und ich keine 500 Meter weiter nochmals eine Zwangspause einlegen muss, weil mir die Trinkflasche aus der Hand gleitet. Alles nur dumm gelaufen oder schlicht der Tribut, den der Anfänger zollt? Egal, weiter, reintreten! Endlich kommen die Passagen, an denen ich punkten kann, weil ich sie als Einheimischer kenne und schon gefahren bin: die rasanten Abfahrten der Teufelsrutsche, vom Dronketurm zum Weinfelder Maar runter und eben die heikle, von Sand und Geröll überzogene und durchfurchte Rampe hinter dem Maarkreuz. Hier komme ich, anders als einige Mitstreiter, flott und heil herunter. Mache Plätze gut. Auch die steilen Anstiege - vor allem der böse Stich zum Dronketurm, an dem einige schieben - fallen mir relativ leicht. Es läuft, ich bin gut unterwegs. Und schaffe es sogar, der Verlockung zu widerstehen, alles heraus- und noch mehr Teilnehmer einzuholen. Schließlich wartet da noch eine Laufstrecke, die mir schon beim Joggen einige Tage zuvor mächtig Respekt eingeflößt hat, und mich heute noch haarscharf an meine Grenzen bringen wird. Vorm Lauf aber erst einmal eine Achterbahn der Gefühle: Als ich gerade an der Wechselzone ankomme, verkündet der Stadionsprecher just den Zieleinlauf des Gesamtzweiten euphorisch - und ich habe noch drei harte Laufrunden vor mir! Dann aber der Jubel, der Applaus und die vielen aufmunternden Zurufe von Fremden, Freunden und der Familie. Das ist ohne Zweifel ein Motivationsschub. Mein Entschluss steht fest. Egal, wie mies es mir noch geht: Aufgeben kommt nicht infrage! Und es wird mir noch mies gehen in der nächsten Stunde. Dafür sorgen Seitenstechen, zwickende Beinmuskeln und besonders der steile Pfad von der Wechselzone bis fast hoch zu Kraterrand. Wow, ist schon einfallsreich von den Organisatoren, nicht erst nach einem geeigneten Serpentinenweg bergauf zu suchen, sondern schlicht die direkte Linie von unten nach oben als Laufstrecke auszuweisen! Drei Mal quälen wir uns da hoch, und ich erkenne niemanden, der das locker und gut gelaunt meistert. Auch der Weg bergab ist unwegig, und selbst die meisten Ebenen lassen keinen erholsamen Lauf zu, da sie über schräge und holprige Wiesen am Kraterrand verlaufen. Trotzdem sind hier noch immer viele Athleten flott unterwegs, einer nach dem anderen zieht an mir vorbei. Die zweite Runde ist nur noch Qual. Die herrliche Aussicht genießen? Klappt nicht! Gedanken wie "Was kann man am Maar doch schön entspannen - normalerweise" schießen mir durch den Kopf. Aber auf der Schlussrunde so etwas wie Erlösung. Ich bin sicher: Ich werde es schaffen! Sind das etwa die Glücksgefühle, die mich auf einmal sogar noch vorbei an einigen Mitstreitern bis ins Ziel tragen, meinen Muskelkater tags drauf in Grenzen halten und mich dazu bringen, mir den 31. Juli 2016 schon jetzt im Kalender anzustreichen? Schließlich lässt sich die Zeit von 3:14:59 Stunden (ich hatte mir 3:15 erhofft) sicher noch verbessern. mhMario Hübner (46) ist Redakteur in der Lokalredaktion Daun. Ergebnisse:Vulkandistanz (1,5 km Schwimmen, 32 km MTB, 10 km Laufen - in Klammern Landesmeisterschaft):Frauen: 1. Linda van Vliet (Niederlande/W35) 2:44:50 Stunden, 2. (1.) Tatjana Niederprüm (TPT/W20) 2:59:32, Männer: 1. Jens Roth (TPT/1. M25) 2:12:26 Stunden, 2. Peter Lehmann (SV Halle/M20) 2:18:28, .. 4. Andreas Theobald (TPT/2. (1.) M20) 2:22:53, 9. (3.) Tim Dülfer (TPT/4. (2.) M20) 2:33:58, 13. (5.) Marc Pschebizin (TPT/1. M40) 2:35,:51, 18. (7.) Rüdiger Birk (TG Konz/2. (1.) M45) 2:43:45. Staffel: 1. Eifelrider Darscheid (Uhl, Hirschler, Uhl) 2:36:32 Stunden. Sprintdistanz (750 m Schwimmen, 20 km MTB, 5 km Laufen): Frauen: 1. Helena Dunkel (Daun) 1:51:09 Stunden, Männer: 1. Sebastian Blumentritt (TPT) 1:30:49 Stunden, 2. Peter Schermann (Bikes&more Traben-Trarbach/Team Proficoaching) 1:36:18, 3. Moritz Krämer (SV Gerolstein) 1:38:30, 6. Thomas Koch (TV Morbach) 1:41:32, 7. Christoph Klein (Team Mittelmosel-Triathlon) 1:41.50, 8. Nicolas Krämer (SV Gerolstein) 1:41.54, 10. Thomas Willems (Daun/Pulheimer SC) 1:44:12. Abkürzung: TPT = Tri Post Trier

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