Eifel als Marktplatz der Ideen

IMMERATH. Denkerische Freiheit fand er in der Natur: Ekkehard Nau reichert nicht nur das Leben des Maardorfs Immerath mit ungewöhnlichen Projekten an. Er initiiert außerdem Parcours der Sinne, Stadtmarketing, Bogenschießen oder Literatur-Veranstaltungen. Einzelnen Menschen oder Organisationen eröffnet er dabei neue Perspektiven.

Wer zum Beispiel das Feuerwehrfest in Immerath besucht, trifft dort nicht nur auf die Zielsicherheit der Feuerwehrleute mit ihren Wasserschläuchen, sondern auch auf eine für die Eifel eher untypische Methode, ins Schwarze zu treffen: Dann zeigt ein gebürtiger Westfale und langjährig in Köln ansässiger Doktor der Volkswirtschaft und Soziologie, wie viel Konzentration auf das Wesentliche in der sportlichen Kunst des Bogenschießens liegt. Dieses Wissen vermittelt Nau in Kursen unter anderem Managern und Unternehmern, die neue Kraft finden wollen, für das Lenken ihrer Betriebe in turbulenten Zeiten. Die Spannung zwischen Aktion und Innehalten, zwischen Neugestalten und Beständigkeit kennt er von Kindesbeinen an, als sein Vater am Neckarausbau in Schwaben mitwirkte und der vierjährige Ekkehard auf diesen Baustellen Bagger fahren und zugleich das Staunen lernen durfte. Ein gewisses Faible für Baustellen kann er auch heute nicht leugnen, denn das traditionelle Eifeler Bauernhaus, das es ihm und seiner Ehefrau Barbara nach langer Suche angetan hatte, wurde in sorgfältig-handwerklichem Lehmputzverfahren zum Tagungsort umgebaut. Dort finden unter anderem Seminare für Führungskräfte statt.Weg von der Hektik des Ballungsraums

Die Liebe zum naturbewussten Detail ist spürbar. "In Köln, wo wir bis dahin gelebt haben, war zu wenig Platz für Ideen", beschreibt Nau die Hektik des Ballungsraums, die das Paar dazu brachte, sich ein stilleres und zugleich kreativeres Zuhause zu suchen. Offenbar inspiriert dieses neue Domizil, denn in den wenigen Jahren seit dem Umzug in die Eifel hat Nau Vieles ins Leben gerufen, das es zuvor in der Region nicht gab. Mittlerweile hat er nicht nur seinem Nachbarn in Immerath Lust auf Neugier gemacht - etwa mit einem "Parcours der Sinne", der in naher Zukunft als erlebnispädagogisches und touristisches Angebot den Menschen das Fühlen, Hören, Riechen, Tasten und Sehen wieder näher bringen wird. Mit Literaturnachmittagen spricht er ein Publikum an, das nicht stumm Lesungen konsumieren will: Dort ist Mitmachen gefragt, jeder kann selbst ausgewählte, selbst erlebte oder selbst erfundene Gedichte und Geschichten beisteuern, ganz ohne Leistungsdruck. "Bücher gehören für mich zum Leben", sagt Nau. In der Katholischen Akademie Trier moderierte er das "Café Europa", das grenzüberschreitende Projekte mit Deutschen und Luxemburgern auf den Weg brachte. In "IHK-vor-Ort"-Veranstaltungen oder im Technologie- und Gründerzentrum Nerdlen-Kradenbach referierte er darüber, wie sich vor allem in Familienbetrieben Konflikte leichter lösen lassen. All diese Anstöße haben für Nau ein Ziel: "Als noch Außenstehender fällt mir auf, wie groß das Potenzial der Region ist und wie viele Chancen es gibt. Hier lähmt keine Anonymität, sondern es ist vieles machbar, was in Großstädten undenkbar ist. Das ist für mich ein Ansporn, meiner Wahlheimat etwas von dem zurückzugeben, was sie mir entgegenbringt." Auf Grund von Erfahrungen im Marketing für die Universität Witten-Herdecke oder beim Aufbau des Bielefelder Stadtmarketings samt Errichtung eines "Bürgeramts" weiß er: Es kommt auf das Herzblut der Beteiligten an und darauf, dass sie sich gut mit ihren Vorhaben identifizieren können. Dann laufen Betriebe, Behörden und andere Organisationen besser. Doch vielfach fehlt es an Wissen, wie man diese Verbindung herstellen und fördern kann. Als Soziologe mit (volks-)wirtschaftlicher Bodenständigkeit ist genau das Inhalt seines Fachs. Noch bodenständiger geht es für Nau bei der Gartenarbeit zu sowie beim Wiesemähen und beim Brennholzsammeln. Dann ist klar: Das Eifeler Landleben zeigt, was zu tun ist.

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