Ein Dorf drängt auf die Daten-Autobahn

DUPPACH. Duppacher Kämpfer für eine bessere Internetanbindung ringen dem Kommunikationsriesen T-Com eine Zwischenlösung ab. Parallel werden Alternativen mit zwei Anbietern aus dem Kreis Daun ausbaldowert. Vorteil für jeden Internetnutzer im Dorf: Kostenreduzierung, teilweise von 100 Euro auf 10 Euro im Monat. Umliegende Orte sollen am Erfolg beteiligt werden.

"Zweieinhalb Jahre haben wir nichts anderes gehört, als dass es technisch nicht möglich sei und wir selber schuld seien, weil wir uns hier niedergelassen haben", schimpft Joachim Fabry, Geschäftsführer der gleichnamigen Unternehmungsberatung. Mitstreiter Wolfgang Juchmes berichtet: "Der Ärger begann schon Mitte der 90er- Jahre. Mehrere Nachfragen bei T-Online ergaben, dass bessere Internetverbindungen in Duppach nicht möglich seien."Statt 100 Euro müssten nur zehn gezahlt werden

Seit Jahresbeginn hat Fabry sich intensiv in den Kampf gestürzt und am 29. Januar sowie am 8. März an den Vorstandsvorsitzenden des Konzerns geschrieben. Zeitgleich hat er auf der Duppacher-Internetseite ein Forum gestartet, das mittlerweile über 3000 Besucher registriert, um für das 350 Einwohner zählende Eifeldorf einen so genannten DSL-Zugang zu schaffen. DSL ist gleichbedeutend mit einer bis zu 104 Mal schnelleren Internetverbindung als via ISDN. "Außerdem braucht man den DSL-Zugang, um in den Genuss der Flatrate, also der Tarif-Pauschale zu kommen", erklärt Fabry. Er rechnet vor: "Mit der bisherigen Variante über ISDN wird die Internetnutzung je Minute abgerechnet. Das kostet mich mehr als 100 Euro im Monat. Über eine Flatrate wären es nur zehn Euro." Mitstreiter und Mitglied im Gemeinderat Gottfried Wawers meint: "Diese Kostenersparnis ist nicht nur für Firmen, sondern für jeden privaten Haushalt interessant." Zum Vergleich: eine Stunde ISDN-Internetnutzung kostet 96,08 Cent, eine DSL-Stunde 3,69 Cent. Beim Herunterladen einer 800-Megabyte-Datei wird der Vergleich noch krasser: 31,22 Euro zu 1,45 Cent. Fabry ließ nicht locker und erreichte, dass ein T-Com-Mitarbeiter die bestehenden Leitungen prüfte. Drei Haushalte, die nämlich optimal zur Vermittlungsstelle "Büdesheim" lagen, nutzten die "DSL-Krücke 384" bereits. DSL 1000 ist die Mindestvariante, um alle Dienste im Internet nutzen zu können. "Und siehe da, auf einmal waren die Leitungen dann doch geeignet, um DSL 768 zu liefern", freut sich Fabry. Seit 7. April läuft bei ihm der Probebetrieb der "DSL-Schmalspur -Variante". Damit ist zwar immer noch kein Videodienst im Internet oder Telefonie möglich, allerdings wird der günstigere Tarif berechnet - jedoch für DSL 1000, denn den berechnet die Telekom auch für minderwertige Anschlüsse. DSL 1000 ist heute schon kein Standard mehr; auch DSL 6000 ist vielerorts schon möglich. Juchmes wettert: "Bei jedem DSL-Werbespot kocht der Ärger hoch." Damit die Duppacher Haushalte sich nicht mit dieser "DSL-Krücke" zufrieden geben müssen, hat Fabry nun die Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WfG) Daun eingeschaltet. Dazu meint WfG-Chef Alfred Bauer: "Wir sind in der optimalen Lage, gleich zwei Firmen im Kreis zu haben, die Alternativen anbieten können." Es handelt sich um die Firmen Paracom aus Oberehe und Defacto aus Nerdlen-Kradenbach.Der technische Aufwand ist ziemlich hoch

Hans Lübken von Defacto verspricht: "Bis Ende Mai legen wir den Duppachern ein Angebot vor." Derzeit laufe ein Testverfahren für die spezielle DSL-Verbindung via Funk in Nerdlen. Paracom-Manager Thorsten Barzen denkt auch über ein Angebot nach, gibt sich aber zurückhaltend: "Es könnte schwierig sein, eine genügend große Anzahl an Interessenten in Duppach zu finden, da der technische Aufwand auf Grund der Topographie relativ hoch ist." Für das Paracom-Angebot DSL 3000 mittels Richtfunk muss "Blickkontakt" von Funkmast zu Funkmast geschaffen werden. Fabry will die Ergebnisse des DSL768-Probelaufes bezüglich Stabilität der Leitungen abwarten. Dann soll eine öffentliche Infoveranstaltung stattfinden, bei der die drei Anbieter (auch die T-Com) ihre Möglichkeiten einer DSL-Anbindung vorstellen können. Fabry schlägt vor: "Da könnten auch gleich die umliegenden Orte, denen es genauso wie uns geht, mitmachen." Informationen im Internet unter www.geteilt.de (gemeinnützige Initiative gegen die digitale Spaltung mit interessanten Preis-/Leistungsvergleichen), www.zukunft-breitband. de und www.duppach.de

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