Ein Fest im großen Stil

ROCKESKYLL. Seit einem halben Jahrhundert gibt es zum Erntedankfest einen Umzug durch Rockeskyll. Für den die Jubiläums-Auflage am Sonntag werden die schönsten und beliebtesten Wagen der vergangenen 50 Jahre nachgebaut.

"Der Jubiläumszug wird was ganz Besonderes", verspricht Bürgermeister Peter Bartlick. Erstmals in der 50-jährigen Geschichte wird der Ort für den Verkehr gesperrt. So können die Wagen und historischen Geräte auch nach dem Umzug in den Straßen stehen bleiben.Ein Blumenwagen mehr in diesem Jahr

Außerdem wird während des Umzugs in der Ortsmitte ein Moderator alles Wissenswerte über die einzelnen Gruppen erzählen. "Und zum ersten Mal wird es zwei Blumenwagen geben, am Anfang und Ende des Zuges", berichtet Bartlick. Seitdem die Feuerwehr 1972 die Organisation des Umzugs vom Gründungsteam, der ehemaligen Tanzgruppe um Fritz Neuerburg, übernahm, gab es am Ende des Umzugs einen Blumenwagen. "Dafür werden wir am Freitag 25 000 Dahlienblüten in Holland holen", erklärt der Bürgermeister. An den Konstruktionen wurde in den vergangenen sechs Wochen kräftig gewerkelt. Auch Wehrführer Wolfgang Kahn und Erwin Steffens sind schon seit Monaten bei der Vorarbeit. Mit einem Lanz-Getreidebinder aus dem Jahr 1936 haben sie 80 Getreidegarben fürs Fest gebunden. Der 54 Jahre alte Steffens ist seit Kindesbeinen beim Erntedankumzug dabei. Mit glänzenden Augen erinnert er sich an den Kartoffelwagen: "Da hatten wir auf dem Wagen einen richtigen Acker angelegt und eine ,Huhrt‘." Eine "Huhrt" ist ein Windfang aus Stroh, der früher am Feldrand aufgestellt wurde, damit sich die mit der Kartoffelernte Beschäftigten gemütlich zur Mahlzeit zusammen setzen konnten. Seit Jahren kündigt Steffens, gekleidet in Bauernkluft, als "Dorfschell" den Zug an. Sein Vater Jakob gilt als Rockeskyller Original. 15 Jahre ging er als Sämann im Zug mit. Geschickt griff er ins alte Leinentuch und verteilte perfekt die Saat. "Wir haben von ihm gelernt, dass wir immer über links die Saat auswerfen mussten. Nur dann wurde sie einheitlich verteilt", erinnert sich Steffens.Erinnerung an kuriose Ereignisse

Auch Kurioses passierte. Hugo Groß verrät: "Vor knapp 30 Jahren wurde für den Blumenwagen als Unterbau eine große Glocke gebaut. Als sie fertig war, passte sie aber nicht mehr durch die Tür der Werkstatt." Lachend erzählt der 75-Jährige weiter: "Und vor 15 Jahren versagten unten im Dorf auf dem Wagen der Waschweiber die Pumpen, weil die Batterien leer waren." Derart in Erinnerungen schwelgend, kommt Wehrführer Kahn der witzigste Wagen in den Sinn. Schmunzelnd verrät er: "Das war Anfang der 70er Jahre, als das Publikum sich am Wegesrand vor Lachen bog, als der Wagen vorbei fuhr." Unter dem Motto "In der Stube ist es stille, komm wir nehmen die Pille" wurde das neue Zeitalter der Verhütung publiziert. Auf dem Wagen lag im alten Bauernbett Helmut Becker, genannt "Mecki", mit seiner Frau Regina. "Mecki ist immer noch dabei. Dieses Jahr mit einer Kartoffelschnapsbrennerei", berichtet Bartlick. Übrigens gab es in Rockeskyll Ende der 50er Jahre drei Schnapsbrennereien und eine Molkerei. In der noch heute existenten Kornbrennerei werden am Sonntag ganztägig kostenlose Führungen angeboten. Die Hälfte der Themenwagen im Umzug spiegeln das Dorfgeschehen und die andere Hälfte den Erntedank und die Landwirtschaft wider. Auch ziehen keine modernen Traktoren, sondern historische Sammlerstücke oder Pferde die Wagen. Insgesamt 25 Wagen und Fußgruppen sowie drei Musikvereine sind dabei. "Bis auf ein Pferdegespann und die Musik- und Kindergartengruppen kommt alles aus dem Dorf", freut sich Bartlick über das Engagement der Rockeskyller. Die Bürger haben auch in ihren Fotoalben gestöbert. Die besten Bilder der vergangenen 50 Jahre sind am Sonntag im Dorfgemeinschaftshaus zu sehen.

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