Ein Leben in Bildern

Bleckhausen · Die Dauner Fototage starten heute mit einer Ausstellung von Wilfried Glatten. Zeitdokumente wechseln sich dabei mit Bildern voller Witz und Ironie ab.

Bleckhausen Weiße Haare, weißer Bart, ein lautes und von Herzen kommendes Lachen und wache, neugierige Augen: Das ist Wilfried Glatten aus Bleckhausen, Vulkaneifelkreis. Er steht in seinem Zimmer, dem "Herrenzimmer", wie er es scherzhaft nennt, und zeigt auf Mitbringsel aus aller Welt, die an den Wänden hängen. Viel wichtiger als das Blasrohr für Giftpfeile, die Masken aus Kamerun, die Skulptur aus Walknochen oder die anderen Andenken an rund 50 Länder, die Glatten bereist hat, sind aber die unscheinbaren Kartons. Die sind nämlich voller Fotos, und Glatten kann zu jedem Bild die Entstehungsgeschichte erzählen. Er hat viele Geschichten, denn er blickt auf ein langes, bewegtes Leben zurück: 1923 in Görlitz geboren, drei Kriegsverletzungen, Flucht aus dem Osten nach dem Zweiten Weltkrieg. "Dabei habe ich meine Frau kennengelernt; mit ihr war ich 66 Jahre lang verheiratet." Bis nach Opladen haben die beiden es nach Kriegsende geschafft. "Da habe ich zwei Filme über die Konzentrationslager gesehen und zwei Nervenzusammenbrüche gehabt, weil ich überhaupt nicht begreifen konnte, was da passiert ist." Ein Leserbrief über die Nazi-Vergangenheit eines Funktionärs der Ost-Vertriebenen bringt Glatten 1946 eine Stelle bei der Zeitung ein. "Ich wollte nichts mehr mit Waffen und Uniformen zu tun haben, und so wurde ich Umbruchredakteur", erzählt Glatten. Als das Rhein-Echo eingestellt wird und Glatten zunächst arbeitslos wird, kann er beim Bergischen Volksboten anfangen.
Zur Fotografie kommt Glatten erst 1953, als er sich mit dem zuständigen Fotografen über dessen immer gleiche Aufnahmen von Gruppen streitet und der ihm wutentbrannt die Kamera in die Hand drückt - mit der Bemerkung: "Mach's doch selbst!" Bis heute sei die Fotografie "eine Art Therapie, weil sie mich ständig in Bewegung hält", betont Glatten. Er bringt sich das Fotografieren und die Dunkelkammerarbeit selbst bei, gewinnt Preise bei Fotoausstellungen und wird Fotograf bei einer Kölner Zeitung. "Das lief so gut, dass die Firma Agfa auf mich aufmerksam wurde", erzählt Glatten. Er wird Redakteur verschiedener Hauszeitschriften des Herstellers von Kameras, Filmen und Tonbändern und bleibt das bis zum Ende seines Berufslebens. "Alles, was die Kameras heute automatisch machen, hast du damals mit dem Kopf gemacht. Blende, Zeit und Entfernung - das kam aus der Erfahrung", erklärt Glatten. Rund 40 Aufnahmen von Wahl-Eifeler Wilfried Glatten sind ab dem 16. März im Rahmen der Dauner Fototage in der Volksbank RheinAhrEifel in Daun zu sehen. Es sind Zeitdokumente aus vergangenen Jahrzehnten, die Geschichten über Menschen erzählen.PROGRAMM DER FOTOTAGE IM FORUM DAUN


Extra

Donnerstag, 16. März: Ausstellungseröffnung mit Fotos von Wilfried Glatten (19 Uhr, Volksbank Daun). Freitag, 17. März: Multi-Vision-Schau "Das große Bulli-Abenteuer Istanbul-Nordkap" von Peter Gebhard (19.30 Uhr). Samstag, 18. März: Foto-Infomesse (10 bis 17 Uhr), Fotoseminar "Landschaft, Natur, Menschen" mit Martin Engelmann (10 Uhr), Videoseminar "Der Weg zum guten Video" mit Josef Niedermeier (10 Uhr), Lightroom-Seminar mit Peter Hoffmann (15 Uhr), Preisverleihung Jugend-Fotowettbewerb (16.30 Uhr), Multi-Vision-Schau "Südamerika querdurch - vom Pazifik zum Atlantik" mit Axel Brümmer und Peter Glöckner (19.30 Uhr). Sonntag, 19. März: Multi-Vision-Schau "Zu Fuß nach Rom - Auf dem Franziskusweg" mit Martin Engelmann (14.30 Uhr), Multi-Vision-Schau "Madagaskar - Das Erbe von Lemuria?" mit Josef Niedermeier (18 Uhr).

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