Ein Ort der Glückseligkeit

DREIS/DAUN. Der Waldbauverein ist vor 50 Jahren gegründet worden. Beim Jubiläums-Festakt sind auch kritische Aspekte wie Mitgliederakquisition, Aufarbeitung der Sturmschäden, Holzmarkt und Auswirkungen des Klimawandels thematisiert worden.

 Hochkarätig besetztes Podium zum 50-jährigen Jubiläum des Waldbauvereins: vorne von links Ute Seeling, Jacqueline Kraege, Jürgen Schmitz-Hillebrecht, stehend von links Landrat Heinz Onnertz, Wolfgang Schuh, Hermann Ilaender und Josef Braun. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Hochkarätig besetztes Podium zum 50-jährigen Jubiläum des Waldbauvereins: vorne von links Ute Seeling, Jacqueline Kraege, Jürgen Schmitz-Hillebrecht, stehend von links Landrat Heinz Onnertz, Wolfgang Schuh, Hermann Ilaender und Josef Braun. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Das Haus "Vulkania" in Dreis platzte aus den Nähten. Viele Gäste waren zur runden Geburtstagsfeier des Waldbauvereins (WBV) gekommen. WBV-Vorsitzender Jürgen Schmitz-Hillebrecht fasste die Gelegenheit beim Schopf und forderte den Einsatz eines weiteren Betreuungsbeamten. Zwei Forstbeamte kümmern sich bereits um die 3400 Hektar Privatwald der 1503 Mitglieder, die im WBV organisiert sind.Schauen, was sich machen lässt

Jacqueline Kraege, Staatssekretärin des Mainzer Umweltministeriums, meinte: "Der Wunsch ist notiert. Ich werde gucken, was sich machen lässt." Für die aktuelle Aufarbeitung der "Kyrill"-Sturmschäden habe das Land 2,8 Millionen Euro bereitgestellt. Zum Schutz vor Entwertung des Holzes sollen in bewährter Manier Nasslagerplätze eingerichtet werden. Hermann Ilaender, Vorsitzender des rheinland-pfälzischen Waldbesitzerverband und Präsident des Forstwirtschaftsrates, lobte das Engagement des Landes, blieb aber skeptisch: "Uns ist unbürokratisches Vorgehen bei der Einrichtung der Nasslagerplätze versprochen worden. Wie das gehen soll, ist mir noch schleierhaft." Staatssekretärin Kraege gab eindeutig den Tenor der Landesregierung weiter, wonach die stoffliche (Bau- und Möbelholz) vor der energetischen (Brennholz) Verwertung des Holzes steht. Zur optimalen Vermarktung sei die Kooperation der Forstbetriebsgemeinschaften (FBG) nötig. Ute Seeling, Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW), war aus Berlin angereist, um über die Zukunft des Holzmarktes zu berichten: "Rheinland-Pfalz ist ein Ort der Glückseligkeit, weil sich hier der Staat nicht wie in vielen anderen Bundesländern aus der Förderung zurückzieht." Mit Förderung sei im Privatwald ein Plus von 39 Euro je Hektar (ohne Förderung zehn Euro) 2003 erwirtschaftet worden. Dem gegenüber steht im Staatsforst ein Minus von 105 Euro je Hektar. Seeling ging auch auf den Klimawandel ein: "Es wird auch in Rheinland-Pfalz an trockenen Standorten zu Problemen kommen. Deshalb sollten spezielle Buchenarten aus Osteuropa oder Douglasien statt Fichten angepflanzt werden." Die Zukunft des Waldes sei bei der Bundesregierung noch nicht klar. Die promovierte Biologin erklärte: "Ob der Wald künftig als CO2-Senker oder Rohstofflieferant eingebracht wird, steht noch nicht fest." Mit der Anerkennung als CO2-Senker sei Geldfluss aus dem Klima-Topf verbunden, und bei der Besitzstruktur des deutschen Waldes gebe es für die Geldverteilung kein Patentrezept. Viel einfachere Wege will die Kreisverwaltung gehen. Landrat Heinz Onnertz versprach die Einrichtung eines "Holz-Energie-Hofes". Er sagte: "Der Aufwand dafür ist gering und der Nutzen groß, denn wir müssen das, was im Wald liegen bleibt, vernünftig aufarbeiten." Aufarbeiten will der WBV vor allem die Mitgliederstruktur. Von 7633 Hektar Privatwald im Kreis, die auf 11600 Eigentümer verteilt sind, sind nur 1503 mit 3400 Hektar im WBV organisiert. WBV-Geschäftsführer Josef Braun warb: "Es ist unverständlich, denn mit der Mitgliedschaft ist die Waldbrandversicherung, Zertifizierung und Holzvermarktung verbunden." Der Beitrag liegt bei 6,14 Euro plus 1,54 je Hektar Wald.

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