Ein Schreiraum für die Quengelgeister

MARIA MARTENTAL. Die Umbau- und Sanierungsarbeiten an der Wallfahrtskirche Maria Martental laufen auf Hochtouren. Zur Männerwallfahrt am Palmsonntag mit Bischof Reinhard Marx soll das Gotteshaus wieder genutzt werden können.

Kaum wiederzuerkennen ist derzeit die 1973 neu gebaute Wallfahrtskirche Maria Martental. Auf dem Vorplatz bestimmen Baufahrzeuge und Handwerksgerätschaften das Bild, und das Innere des Gotteshauses ist eine einzige Baustelle. Umbau und Umgestaltung sollen dem Gebäude ein neues architektonisches Gesicht geben, und durch verschiedene Baumaßnahmen soll die Substanz der Kirche erhalten werden. Die Bauarbeiter und Handwerker haben noch viel zu tun, doch Pater Siegfried Coldehoff ist ganz sicher: "Die kriegen das hin." Damit meint er das Vorhaben, am Palmsonntag, 9. April, die Wallfahrtskirche wieder nutzen zu können. Angekündigt hat sich schließlich Bischof Reinhard Marx zum Abschlussgottesdienst einer Männerwallfahrt. Das Gotteshaus im Enderttal, das nicht nur bei Wallfahrern, sondern auch bei vielen Kirchgängern der Region sehr beliebt ist, soll zu einem geistlichen Zentrum werden, das jedem Besucher jederzeit offen steht. Aus diesem Grund sollen sich Menschen in einem täglich besetzten Sprechzimmer auch spontan einem Seelsorger anvertrauen können. Und in der Außenkapelle besteht immer die Möglichkeit, eine Kerze anzuzünden. "Wir stellen fest, dass viele Leute morgens vor der Arbeit oder abends, wenn die Kirche geschlossen ist, hierher kommen, um zu beten." Das Herzstück der Wallfahrtskirche, das Gnadenbild aus dem 15. Jahrhundert, wurde für die Zeit des Umbaus abgenommen und wartet nun in der Hauskapelle der Herz-Jesu-Priester auf seinen neuen Platz in der Kirche. Der soll im hinteren älteren Teil des Gotteshauses sein und dort den Mittelpunkt eines eigenes Bereichs für Pilger bilden. Dennoch wird die Pietà als Symbol für die Marienverehrung in Maria Martental auch vom Eingang der Kirche aus gut zu sehen sein, verspricht Pater Gerd Hemken. Zur künstlerischen Gestaltung des Innenraums, der bislang eher nüchtern gehalten war, sollen alte Wandgemälde restauriert werden. "Die Gläubigen mögen nicht mehr die in den 60er-Jahren in vielen Kirchen eingeführte Nüchternheit", weiß Pater Coldehoff. Die Orgelempore wird über den Haupteingang verlegt und bietet Platz für 80 Chorsänger. Stolz ist Pater Hemken auf die umklappbaren, beidseitig zu nutzenden Kirchenbänke. Und eine besondere Einrichtung ist der so genannte, nach außen hin schalldichte Schreiraum für Familien mit unruhigen Kleinkindern. Dort können sie durch eine Glasscheibe den Gottesdienst beobachten und über Lautsprecher die Gebete und Gesänge verfolgen. Eine Einladung an Familien und Jugendliche ist auch die "immer währende Krippe", wo im monatlichen Wechsel Bibelszenen mit Holzfiguren nachgestellt werden. Finanziert wird der rund 600 000 Euro teure Kirchenumbau mit einem Zuschuss des Bistums Trier, aber auch mit dem großen Engagement des Freundeskreises. Der vor zwei Jahren gegründete Förderverein hat bereits viele erfolgreiche Aktionen ins Leben gerufen, um Spenden zu sammeln. Immerhin ist Maria Martental mit rund 100 000 Pilgern im Jahr nach dem Trierer Dom die am zweithäufigsten besuchte Wallfahrtskirche im Bistum.

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