Ein Stück Heimat geht verloren

Mit der Schließung der "Wasserpfeife" in der Leopoldstraße nach mehr als 28 Jahren verliert die Kreisstadt eine Institution. Die Seele von Restaurant und Kneipe, Dorothea Düx, hat ein neues Betätigungsfeld gefunden.

 Dorothea Düx schließt nach 28 Jahren ihre Kneipe „Wasserpfeife“ und beginnt ein neues Leben. TV-Foto: Helmut Gassen

Dorothea Düx schließt nach 28 Jahren ihre Kneipe „Wasserpfeife“ und beginnt ein neues Leben. TV-Foto: Helmut Gassen

Daun. Nach fast 30 Jahren ist Schluss: Am Wochenende hat sich "Wasserpfeife"-Wirtin Dorothea Düx von ihren Gästen verabschiedet. "Ich verlasse die ,Wasserpfeife' mit einem weinenden und lachenden Auge und freue mich auf meine neue Aufgabe", sagt Dorothea Düx. Ein Restaurant mit dem Namen "Wasserpfeife" in der Eifel ist zwar auch heute noch nicht alltäglich, aber vor 28 Jahren sorgte es besonders für Aufsehen. "In die Gastronomenrolle bin ich reingeschlittert. Mein Vater hatte das ehemalige Weinlokal gekauft und bot es mir an. Als ich dann Reisgerichte hier in der Eifel auf der Speisekarte hatte, war das eine Sensation", erzählt die Wirtin. Doch wie kam es zu dem Namen "Wasserpfeife"? "Ich habe privat und beruflich drei Jahre lang im Iran gelebt, und dort haben auch die Frauen Wasserpfeife geraucht", sagt die ausgebildete Fremdsprachensekretärin, die in ihrem Beruf täglich Persisch, Englisch und Deutsch sprechen musste."Das Leben muss weitergehen"

"Im Nachhinein würde ich das Lokal nicht mehr so nennen, weil sich die Zeiten doch so geändert haben, dass viele Leute wegen des orientalischen Namens skeptisch sind. Wenn ich den Betrieb weitergeführt hätte, hätte ich den Namen wahrscheinlich geändert." Aber das Lokal ist verkauft, für Dorothea Düx und ihre Mitarbeiter beginnt ein neuer Lebensabschnitt: "Meine Mitarbeiter sagen, sie hätten ein Stück Heimat verloren und trauern richtig wegen der Schließung. Aber das Leben muss weitergehen."Die "Wasserpfeife" war ein Treffpunkt für jedermann, findet Dorothea Düx: "Sie war Restaurant und Kneipe zugleich, und alle kamen hierhin, vom Eifeler über den Geschäftsmann bis hin zum Urlauber." Am ersten Mittwoch im Monat gehörte die Kneipe aber am frühen Morgen einer besonderen Gruppe: den Marktkaufleuten. Das war nicht von Anfang an so. "Im ersten Jahr kamen sie noch nicht, denn wir haben damals immer erst um acht oder neun Uhr morgens aufgemacht. Bis uns einmal einer sagte: ,Ihr müsst ganz früh öffnen, damit wir Zeit zum Frühstück haben.' Danach kamen sie alle. Sie hatten alle ihren Stammplatz, 27 Jahre lang", erzählt die gebürtige Daunerin Düx.Gastwirtin als Bauchtänzerin

"An die schönen Zeiten mit den Gästen werde ich mich gerne erinnern. Wir haben viel gelacht und hatten viel Spaß", fasst Düx die Jahre zusammen. Es gab auch besondere Momente, wie die gesellige und lebensfrohe Wirtin erzählt. "Die Sparkästchenabende waren mir anfangs zu langweilig. Deshalb habe ich dann angefangen zu singen, es gab Spielchen und Verlosungen. Später wurde das eine richtige Kappensitzung mit Scherzen über die Gäste und natürlich auch mich." Spektakulär wurde es, als Dorothea Düx als Bauchtänzerin auftrat. "Das war eine Überraschung für die Gäste beim Kästchenabend. Wir hatten ihnen gesagt, dass eine Iranerin tanzen würde, obwohl es nur die damalige Köchin sein sollte. Doch die hat gekniffen, und dann musste ich ran. Niemand wusste, wer tanzte, denn ich war stark geschminkt und den Schleier vor dem Gesicht. Die Bude war voll, und die Gäste haben mit der Kamera auf den Auftritt gewartet. Das war eine Überraschung, als ich mich zu erkennen gab." Ihre Schwester Christine sagt über die ehemalige Gastwirtin: "Sie ist ein Original und eine Frau, die alles verbinden kann." Für ihre Gäste hatte sie immer ein offenes Ohr. Dorothea Düx erzählt: "Die Wasserpfeife war auch eine Anlaufstelle für Leute, die Probleme hatten. Viele meiner Gäste waren deshalb bei mir, und sie kamen sogar aus Mayen oder Bad Münstereifel." Nun folgt ein neues Leben: "Gegen Ende des Jahres möchte ich als Heilerin und Entspannungstrainerin arbeiten und eine Praxis eröffnen."

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