Ein schneller Weg aus der Sackgasse ist nicht in Sicht

Daun · Unternehmer, Politiker und Bürger aus Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen haben in Daun gemeinsam mit den Industrie- und Handelskammern (IHK) Aachen, Koblenz und Trier an die Politik appelliert, die Schließung der 25 Kilometer langen A-1-Lücke zwischen Blankenheim und Kelberg endlich umzusetzen.

 Der Lückenschluss lässt weiter auf sich warten: An der Anschlussstelle Kelberg endet derzeit die A 1 in Richtung Köln. TV-Foto: Archiv/Mario Hübner

Der Lückenschluss lässt weiter auf sich warten: An der Anschlussstelle Kelberg endet derzeit die A 1 in Richtung Köln. TV-Foto: Archiv/Mario Hübner

Foto: Mario Huebner (mh) ("TV-Upload Huebner"

Daun. Rudi Müller ist bedient: "Was ich beim A-1-Forum in Daun gehört habe, dem kann ich leider nichts Positives abgewinnen", sagt der Spediteur aus Mehren. "Ich bin jetzt umso überzeugter, dass ich es nicht mehr erlebe, dass der Lückenschluss vollzogen ist" - Müller ist 52. Er hatte sich am Donnerstag nach Daun aufgemacht, um sich beim A-1-Forum der Industrie- und Handelskammern (IHK) Trier, Koblenz und Aachen über den Stand der Planungen des Lückenschlusses zwischen Blankenheim (Nordrhein-Westfalen) und Dreis-Brück im Vulkaneifelkreis zu informieren. Die Veranstaltung im Kunden- und Logistik-Center der Firma Technisat unter dem Titel "Lückenschluss statt Sackgasse!" war gut besucht. Nicht von ungefähr, denn das Thema beschäftigt die Region seit Jahrzehnten und ist nach wie vor aktuell. Wichtige Verbindung

Der Trierer IHK-Präsident Peter Adrian verwies darauf, dass es sich nicht um irgendeine Autobahn handele, sondern um eine wichtige Nord-Süd-Verbindung in Europa. Aber seit gut 40 Jahren fehlten zwischen Saarbrücken und Lübeck 25 Kilometer. Diese Lücke sei ein Beispiel für die "Handlungsunfähigkeit der Entscheider".Der Dauner Unternehmer Peter Lepper hatte ein Heimspiel in seinem Gebäude. Er ging mit dem Land und besonders der grünen Wirtschaftsministerin Eveline Lemke hart ins Gericht: "Sie will den Lückenschluss offenbar nicht". Lepper erinnerte daran, dass in den 1970er- Jahren Firmen in die Eifel gelockt worden seien mit der Aussicht auf einen baldigen Lückenschluss. "1985 sollte die A 1 fertig sein, passiert ist bis auf ein paar Teilstücke aber nichts." Mit Blick darauf, dass gut zehn Jahre gebaut werden müsse, um die Lücke zu schließen, sei "keine Zeit mehr zu verlieren". Zu der Veranstaltung hatten die IHK zusammen mit den Handwerkskammern Trier, Koblenz und Aachen, die Zukunftsinitiative Eifel, die Bürgerinitiative Pro A1, die Vereinigung Trierer Unternehmer, die Initiative Region Trier sowie die Kommunale Arbeitsgemeinschaft "Pro Lückenschluss A1" eingeladen. Der gemeinsame Appell an die Politik in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen: den Lückenschluss zwischen Blankenheim und Dreis-Brück endlich umzusetzen. Das Projekt müsse in den "Vordringlichen Bedarf Plus" des neuen Bundesverkehrswegeplans aufgenommen werden. Der soll im nächsten Jahr vorliegen und ist von großer Bedeutung. Denn ein Vorhaben hat nur Aussicht auf Umsetzung, wenn es in dem Plan steht. "Finanzierung ist hinzukriegen"

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Detlef Seif (Euskirchen) räumte ein, dass in der Vergangenheit "viel verpennt" worden sei. Er appellierte, alles daran zu setzen, so schnell wie möglich Baurecht für die ausstehenden Abschnitte zu erreichen, und stellte in Aussicht: "Dann kriegt der Bund auch die Finanzierung hin." Dabei wird der Bund tief in die Tasche greifen müssen, denn es ist davon auszugehen, dass der Lückenschluss gut 500 Millionen Euro kosten wird. 50 bis 60 Millionen für das sechs Kilometer lange Teilstück zwischen Lommersdorf und Blankenheim, 226 Millionen für das 8,7 Kilometer lange Stück zwischen Lommersdorf und Adenau sowie 200 Millionen für den Abschnitt Adenau bis Kelberg (10,5 Kilometer).Aber bis dort gebaut werden kann, werden noch viele Jahre ins Land gehen. Beispiel Lommersdorf-Blankenheim: Sollte 2017 das Planfeststellungsverfahren abgeschlossen sein, wird der Bund für Umwelt und Naturschutz dagegen klagen. Nächste Station: das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig. Bis dort entschieden wird, werden wieder Jahre vergehen. Prognose des Bundestagsabgeordneten: Baurecht könnte 2022 erreicht sein. Lothar Kaufmann vom rheinland-pfälzischen und Michael Heinze vom nordrhein-westfälischen Verkehrsministerium erläuterten die "extrem komplexe Materie", mit denen die Planer zu tun hätten. Darin enthalten: jede Menge Unwägbarkeiten. Deshalb mochte sich Kaufmann auch nicht auf eine Prognose einlassen, wann die Lücke geschlossen wird. Sein Kollege aus Düsseldorf hatte einen prägnanten, aber wenig tröstlichen Satz parat: "Wenn das Projekt einfach wäre, wäre es längst erledigt." Meinung

Einfach nur ein ArmutszeugnisMan muss keine prophetische Gabe haben, um vorherzusagen, dass der Lückenschluss Thema im rheinland-pfälzischen Landtagswahlkampf wird. Dabei darf aber nicht vergessen werden, dass die, die sich dann als große Befürworter hervortun werden, sich in den letzten Jahrzehnten wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert haben. Schwarz, Rot, Gelb, Grün - in unterschiedlichsten Konstellationen wurde in Mainz, Düsseldorf, Bonn und Berlin regiert. Und rausgekommen ist verdammt wenig - ein Armutszeugnis für alle. s.sartoris@volksfreund.de

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