Ein selbstbestimmtes Leben

Seit einem Unfall ist der 46-jährige Michael Thielen vom Halswirbel an gelähmt und an den Rollstuhl gefesselt. Doch das sogenannte Arbeitgebermodell erlaubt ihm ein Leben in den eigenen vier Wänden und schafft überdies Arbeitsplätze für angelernte Pflegekräfte.

Mehren. (ako) Vor zehn Jahren stand er vor der Wahl, entweder sein künftiges Leben in einem Heim verbringen zu müssen oder aber einen anderen Weg zu finden, seine umfassende Pflegebedürftigkeit zu regeln. Michael Thielen nahm Kontakt mit dem bundesweit tätigen Verein "Forum selbstbestimmtes Leben mit Assistenz behinderter Menschen ForseA" auf. Auf dessen Rat hin und nach langwieriger Überzeugungsarbeit beim Sozialamt ist er seit einiger Zeit offizieller Arbeitgeber für drei versicherungspflichtige Arbeitsplätze, die über den Sozialhilfeträger finanziert werden. Gefragt sind hier nicht unbedingt ausgebildete Pflegekräfte, sondern "jeder, der keine Berührungsängste hat, ist für den Job geeignet", schildert Thielen die Voraussetzungen für die Stellen, die er gern besetzen würde. Technische Hilfsmittel wie Lifter oder Faltrollstuhl sind vorhanden. "Es geht in einem Zweischichtsystem mit geregelten Arbeitszeiten um die Hilfe bei ganz alltäglichen Dingen und um Kommunikation, nicht um etwas Kompliziertes", beschreibt der die Anforderungen. Ein Probetag unter Anwesenheit von Caritas-Mitarbeitern und ein 14-tägiges Betriebspraktikum zum Einarbeiten testen die gegenseitige Eignung. Mit diesem Arbeitgeber-Modell ist Thielen, wie er schätzt, der einzige in der Region Vulkaneifel. Gerhard Bartz vom ForseA räumt ein, dass die Sozialversicherungsträger diese gesetzlich abgesicherten Lösungen bislang kaum publik machen, weil sie ihnen mehr Kosten verursachen als eine Heimunterbringung. "Die gesellschaftlichen Vorteile liegen jedoch auf der Hand: Es entstehen sichere Arbeitsplätze auch für geringer Qualifizierte, und die Behinderten können weiterhin in ihrem vertrauten Umfeld leben. Ihnen bleibt eine gewisse Selbstständigkeit und damit Lebensqualität erhalten." Letztlich rechne sich das Modell für die Gemeinschaft. Rheinland-Pfalz sei dabei Vorreiter und im Vergleich zu anderen Bundesländern weniger zögerlich in der Umsetzung solcher innovativer Ansätze in der Pflege. Thielen hofft nun, nach dem krankheitsbedingten Ausfall zweier Pflegekräfte neue Mitarbeiter zu finden, die in dem Modell für sich ebenso eine Chance auf eine flexible Berufstätigkeit sehen.Kontakt zu Michael Thielen: 0151/14456895

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