Eine Pionierin zu Gast in der Eifel

Gillenfeld/Daun · Bundesministerin war sie nur von 1988 bis 1991, auf dem Gebiet der Gerontologie (Alterswissenschaft) ist sie bis heute als Wissenschaftlerin tätig: Ursula Lehr. Nun war sie zu Gast in Gillenfeld.

 Ursula Lehr (Dritte von links) zu Gast in Gillenfeld, begleitet von (von links) Kerstin Schmitz (Leiterin der Koordinierungsstelle der Genossenschaft am Pulvermaar), Gerd Becker (Vorsitzender Bürger für Bürger), Bürgermeister Werner Klöckner, Karl-Heinz Schlifter (Ortsbürgermeister Gillenfeld), Moderator Tim Becker und Franz Josef Gebert, Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbands. Foto: VG Daun

Ursula Lehr (Dritte von links) zu Gast in Gillenfeld, begleitet von (von links) Kerstin Schmitz (Leiterin der Koordinierungsstelle der Genossenschaft am Pulvermaar), Gerd Becker (Vorsitzender Bürger für Bürger), Bürgermeister Werner Klöckner, Karl-Heinz Schlifter (Ortsbürgermeister Gillenfeld), Moderator Tim Becker und Franz Josef Gebert, Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbands. Foto: VG Daun

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Gillenfeld/Daun (red) Was aus einer zufälligen Begegnung werden kann: Werner Klöckner traf auf einer Rückreise von Berlin im Zug Ursula Lehr, von 1988 bis 1991 Bundesministerin für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit. Ziel war Köln, also genug Zeit, sich auszutauschen. Klöckner nutzte die Chance, die ausgewiesene Expertin auf dem Gebiet der Gerontologie (Alterswissenschaft) in die Vulkaneifel einzuladen. So hielt die 86-Jährige in Gillenfeld einen Vortrag über die Zukunft von Pflege und Gesundheit.
Was bringt eine Bundesministerin a.D. in die Vulkaneifel? Als Pionierin der Gerontologie in Deutschland und gefragte Ansprechpartnerin in der Seniorenpolitik bekundete sie ein besonderes Interesse daran, zu erfahren, was sich auch in ländlichen Räumen in diesem Themengebiet entwickelt. So verfolgte sie die Ausführungen von Karl-Heinz Schlifter, Ortsbürgermeister von Gillenfeld und Vorsitzender der Genossenschaft am Pulvermaar, zum Projekt Florinshof, einer barrierefreien Wohnanlage (der TV berichtete mehrfach).
Werner Klöckner berichtete, dass sich die VG Daun zum Ziel gesetzt hat, alle 48 Orte (Gemeinden sowie Stadt- und Ortsteile) zu sogenannten Sorgenden Gemeinschaften zu entwickeln. Dahinter steht laut Klöckner eine verbindlichere Form von Nachbarschaftshilfe, um ein Sorgenetz zu spannen, das insbesondere ab dem Jahr 2040 zum Tragen kommt, wenn laut Ursula Lehr auf einen über 75-Jährigen nur noch gerade einmal rund fünf jüngere Menschen kommen (1950 waren es noch 35). Hier dürfe man sich nicht darauf verlassen, dass der Staat schon alles regele.
Ein ergänzendes Angebot stellt der Verein Bürger für Bürger dar, der in diesem Jahr sein fünfjähriges Bestehen feiert und auf das 700. Mitglied zusteuert. Unterstützungsleistungen wie Rasen mähen, Hilfen im Haushalt, aber auch die Begleitung zu Ärzten und Behörden stehen hier auf der Tagesordnung.
Nicht nur der Besuch einer ehemaligen Bundesministerin im Rahmen des WEGE (Wandel erfolgreich gestalten)-Prozesses war eine Premiere, sondern auch das gewählte Veranstaltungsformat. Nach einem Vortrag der Wissenschaftlerin ging es in eine von Tim Becker (Institut Denkunternehmung) moderierte Diskussionsrunde, im sogenannten Fishbowl (zu Deutsch Goldfischglas). Im Gegensatz zu Frontalvorträgen sitzen die Zuhörer nicht in Reihenbestuhlung zur Bühne ausgerichtet, sondern in Kreisen um die Podiumsteilnehmer. Ein Stuhl ist immer frei, der es Teilnehmern aus dem Außenkreis ermöglicht, Platz zu nehmen und mitzudiskutieren. Von dieser Möglichkeit wurde rege Gebrauch gemacht. Komplettiert wurde die Runde durch Franz Josef Gebert, Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbandes Trier und künftiger Weihbischof im Bistum Trier.

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